Bei häuslicher Gewalt brauchen Betroffene Hilfe von außen. Foto: oh Quelle: Unbekannt

Von Barbara Gosson

Das Kirchheimer Frauenhaus ist ein Fluchtpunkt für Frauen, die sich aus einer Gewaltbeziehung lösen wollen. Auch im Jahr 2015 war es fast immer voll belegt. Wollen die Frauen sich danach ein eigenes Leben aufbauen, bekommen sie die Wohnungsnot zu spüren.

Das Kirchheimer Frauenhaus wird vom Verein „Frauen helfen Frauen“ betrieben, der nun seinen Jahresbericht für 2015 vorgelegt hat. Es ist auch für Frauen aus Nürtingen zuständig. Drei Sozialpädagoginnen und eine Verwaltungsangestellte arbeiten hauptamtlich dort, dazu kommen noch Ehrenamtliche und Praktikanten. Erstmals dabei war ein junger Mann, der sich um die Kinder kümmerte. Die Erfahrung war rundum positiv.

22 Frauen und 22 Kinder fanden 2015 Schutz im Frauenhaus. 52 weitere Frauen mussten abgewiesen werden, weil das Haus mit seinen zwölf Plätzen voll belegt war. Nur fünf Frauen wurden abgelehnt, weil die Voraussetzungen für eine Aufnahme nicht gegeben waren und bei dreien konnte die Sicherheit nicht gewährleistet werden.

Zwei blieben länger als ein Jahr im Haus, drei blieben fast ein Jahr, zwei ein halbes, der Rest kürzer. Sechs Frauen und ihre Kinder sind noch dort. Es ist für viele ein Problem, eine bezahlbare Wohnung zu finden, sagt die Sozialpädagogin Irmgard Pfleiderer, die im Frauenhaus für Kinder zuständig ist. Für Entlastung sorgte, dass die Christliche Initiative Kirchheim (CIK) dem Verein Genossenschaftsanteile an der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen erwarb. So fand eine Frau eine Wohnung.

Der Verein „Frauen helfen Frauen“ prangert den Mangel an bezahlbarem Wohnraum seit Jahren an. Gerade Alleinerziehende, Arbeitslosengeldempfängerinnen und Frauen mit nichtweißer Haut hätten es schwer. Finden die Frauen keine Wohnung, können sie nicht ausziehen. Darum helfen die Sozialpädagoginnen bei der Wohnungssuche und verhandeln mit den Ämtern. Fünf Frauen fanden so eine Wohnung.

Nicht jede Frau braucht eine Wohnung. Manche kommen bei Verwandten unter (drei Frauen), bei anderen verlässt der Mann die ehemals gemeinsame Wohnung (drei Frauen). Andere gehen wieder zurück zu ihrem Partner (vier Frauen). Pfleiderers Erfahrung ist, dass die Beziehung ohne Therapie und ohne ernsthaften Wunsch, etwas zu ändern, wieder schnell in alte Gewaltmuster zurückfällt. Darum wird nach dem Auszug automatisch eine Meldung an den Sozialen Dienst und das Jugendamt gemacht, um die soziale Kontrolle zu gewährleisten. Den Frauen, die kein Frauenhaus brauchen, begegnet der Verein „Frauen helfen Frauen“ bei den Beratungsgesprächen zum Thema häusliche Gewalt. Die Zahl dieser Beratungen ist 2015 leicht gestiegen. Wenn die Polizei zu Fällen häuslicher Gewalt gerufen wird, fragt sie die Frauen, ob sie eine Beratung wünschen. 28 solche Beratungen gab es 2015. Externe Beratungen fanden 31 Mal persönlich und 79 Mal telefonisch statt. Die Nachsorge ist ein großes Thema für „Frauen helfen Frauen“. Es gab 139 Kontakte zu Frauen, die einmal im Frauenhaus waren.

Wirtschaftlich auf stabilen Beinen steht der Verein. Der Landkreis gewährleistet eine Finanzierung nach Tagessätzen. Weitere Einnahmequellen sind Vereinsbeiträge, Spenden und Bußgelder.

Kontaktdaten des Frauenhauses: Tel. 0 70 21/4 65 53 oder info@frauenhaus-kirchheim.de. Bürozeiten sind Montag bis Freitag, 8.30 bis 12.30 Uhr.