Von Petra Bail

Etwa 350 Ehrenamtliche gibt es in Ostfildern, 150 davon kümmern sich aktiv darum, Flüchtlingen und Asylbewerbern den Start in Deutschland zu erleichtern. Damit sich diese engagierten Menschen qualifizieren können, hat die Volkshochschule Ostfildern in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Asyl zwei Veranstaltungsreihen ins Leben gerufen, die auf Konzepten des Volkshochschulverbands Baden-Württemberg basieren.

Die Projekte „Deutsch als Fremdsprache“ und die „Basisqualifizierung für Ehrenamtliche“ fanden erstmals im Frühjahr statt und werden im September wiederholt. Die Teilnahme ist kostenlos, da die Projektreihe aus Mitteln des Landesprogramms Flüchtlingshilfe finanziert wird. Dennoch müssen die Interessenten, die am Ende ein Zertifikat überreicht bekommen, Zeit aufwenden. „Ich ziehe den Hut vor Ehrenamtlichen, die zur Tagesbelastung die Zusatzqualifizierung besuchen“, sagt Irene Baum, Leiterin der Volkshochschule Ostfildern. Die Basisqualifizierung umfasst neun Module mit einer Gesamtdauer von 33 Stunden. Die Qualifizierung für Sprachbegleiter dauert insgesamt 27 Stunden und besteht aus sechs Modulen.

Beatrice Tirschler und Maren Häussler sind zwei der 360 Teilnehmer, die sich für beide Projekte angemeldet hatten. Beide haben sämtliche Termine wahrgenommen und betonen, wie wichtig die Fortbildung ist, beispielsweise in den Bereichen Grenzen des Ehrenamts, rechtliche Rahmenbedingungen, interkulturelles Training, Kommunikation in stressigen Situationen sowie Nähe finden und Distanz halten. Für Beatrice Tirschler waren genderspezifische Fragen von besonderer Bedeutung, da speziell in Ostfildern bislang überwiegend Männer untergebracht waren. Die Vernetzung mit anderen Ehrenamtlichen ist für sie ebenso wertvoll, wie das Wissen um Ansprechpartner. „Die Kurse haben mir viel Sicherheit gegeben“, erzählt Maren Häussler. Sie engagiert sich seit April 2014 als Sprachbegleiterin in Ruit, hat jetzt aber Integrationshilfe als Schwerpunkt. Bei der Begleitung eines jungen Flüchtlings haben ihr die rechtlichen Informationen geholfen, aber auch das interkulturelle Training. „Es gibt so viele Missverständnisse, etwa, ob man jemandem die Hand reicht.“

Die VHS-Leiterin zeigte sich überrascht, wie schnell die Finanzierung der beiden Projekte stand, erfahrene Referenten, Experten und professionelle Trainer samt entsprechenden Teilnehmer gefunden wurden, obwohl alles sehr kurzfristig angesetzt war. Lediglich ein Modul musste wegen zu geringer Teilnehmerzahl ausfallen.

Wie nötig die Gespräche und der Austausch der bürgerschaftlich Engagierten sind, weiß auch Ursula Zitzler, Vorsitzende des Freundeskreises Asyl. Deshalb werden immer wieder Fortbildungen und Vorträge angeboten, wie der Abend mit Kilian Kleinschmidt. Der ehemalige Leiter des zweitgrößten Flüchtlingslagers der Welt, spricht am 20. Oktober zum Thema „Was können wir tun, um Fluchtursachen nachhaltig zu bekämpfen?“.

Das kostenfreie Fortbildungsangebot ist auch für Mitglieder von Flüchtlingsinitiativen benachbarter Kommunen im Kreis offen. Die Veranstaltungen finden einmal wöchentlich 18 bis 21 Uhr statt. Anmeldeschluss ist der 9. September.

Auskunft erteilt Irene Baum, unter Tel. 0711/3404805 oder per E-Mail I.Baum@Ostfildern.de.