Wolfgang Baumann kratzt die Farbe aus der Brunnenschale. Foto: Haffner Quelle: Unbekannt

In der Grünzone am Reichenbach fände sich ein schöner Platz für den Fischbrunnen, der bis zu seinem Abbau vor einigen Jahren ein prägendes Element im Reichenbacher Zentrum war. Die SPD sammelt Geld und hat Ideen beigesteuert, damit er wieder aufgestellt wird.

Von Karin Ait Atmane

Viele Reichenbacher verbinden Kindheitserinnerungen mit dem Fischbrunnen, der bis zum Abriss der ehemaligen Bäckerei Sichelstiel an der Ecke Stuttgarter Straße/Bahnhofstraße stand. Wenn man früher auf dem Rückweg vom Freibad noch ein bisschen Taschengeld hatte, kaufte man sich am Kiosk des Hotels Post ein Eis und wusch danach die klebrigen Finger in diesem Brunnen, erinnert sich Wolfgang Baumann, der Ortsvereinsvorsitzende der SPD. Dank der relativ niedrig angebrachten, flachen Wasserschale war der Wasserspender auch für Kinder gut zu erreichen.

Wann er aufgestellt wurde, ist nicht leicht herauszufinden. Er habe verschiedene Leute gefragt, aber keiner könne sich daran erinnern, sagt Frank Harfner, der sich mit der Ortsgeschichte befasst. Der Stil könnte zur Zeit um 1930 passen, aber belegt ist das nicht. Der Brunnenschacht sei auf jeden Fall deutlich älter, 150 oder 200 Jahre alt, sagt Haffner. Hier an der ehemaligen Heerstraße habe man vielleicht die Pferde getränkt oder auch Wasser für zu Hause geschöpft.

Nach seinem Abbau wurde der Brunnen im Bauhof der Gemeinde eingelagert. Im Zuge der Neugestaltung der grünen Ortsmitte am Reichenbach beantragten die Sozialdemokraten, von einigen Bürgern angesprochen, das gute Stück zu sanieren und in dem kleinen Park anzuschließen. Sie stellten 2500 Euro als Anschubfinanzierung zur Verfügung und begannen, Geld zu sammeln. Nachdem Kreisarchivar Manfred Waßner den Fischbrunnen auf einer Liste von Kleindenkmalen entdeckt hatte, akzeptierte auch das Finanzamt die Gemeinnützigkeit der Aktion - jetzt kann man Spenden dafür steuerlich absetzen.

Eine spezielle Bieredition brachte ebenfalls Geld in die Kasse: Man ließ bei der Brauerei Hilsenbeck in Gruibingen Bier mit Sonderetikett produzieren. Zwei Euro pro Kasten kommen dem Fischbrunnen zugute. Die erste Charge mit 3000 Flaschen ist bereits verkauft, eine zweite soll folgen. Der Spendentopf enthält mittlerweile mehr als 5 000 Euro, was allerdings noch nicht reicht.

Weshalb Wolfgang Baumann, grade frisch im Ruhestand, seine Arbeitskraft für die Brunnensanierung angeboten hat: Tagelang hat er mit Drahtbürste, Spachteln und Schleifstein die Reste der blauen Farbschicht aus der Brunnenschale geschrubbt und gekratzt. „Das ist sehr viel Handarbeit“, sagt er. Der Brunnensockel war zerbrochen und musste geklebt werden, die Mitarbeiter von Steinmetz Uwe Kahl werden die Muschelkalkschale und vor allem die angeschlagenen Fische noch sanieren. Dann wird ein Flaschner das Innenleben des Brunnens richten, und schließlich fehlt noch die Aufstellung.

Baumann hatte die Idee, die Wasserleitung vom Brunnenplatz zu verlängern, am besten im Rahmen einer Aktion mit Bürgern. Dann wäre der Fischbrunnen von der Baierwiesenquelle gespeist wie andere Brunnen der Gemeinde. „Wir wollten eine nachhaltige Lösung, es soll mit eigenen Ressourcen funktionieren“, sagt Baumann. Ob sich das technisch so umsetzen lässt, ist allerdings noch offen. Es werde momentan geprüft, erklärt Mathias Häke vom Ortsbauamt.

Bis zur Einweihung des Brunnens hofft Wolfgang Baumann, auch noch ein paar Geschichten rund um den Fischbrunnen beisteuern zu können. Wer etwas zu erzählen hat, kann sich an ihn wenden. Weitere Spenden sind ebenfalls gefragt.

Spendenkonto der Gemeinde:

DE61 6115 0020 0030 8000 29, Verwendungszweck Fischbrunnen.