Krankenwagen im Dauereinsatz: Während des Wernauer Umzugs hatten die Rettungskräfte viel zu tun. Foto: Ait Atmane Quelle: Unbekannt

Von Karin Ait Atmane

Gegen Alkoholexzesse während der tollen Tage, insbesondere beim Umzug, haben die Narren in Wernau und Neuhausen die Kampagne „Fasnet ist mehr als Vollrausch“ gesetzt. Während es in Neuhausen am Sonntag vergleichsweise ruhig zuging, hatten Rotes Kreuz und Polizei am Samstag in Wernau dennoch alle Hände voll zu tun.

Im Erdgeschoss des Quadriums, mit direktem Zugang von außen, hat das Wernauer DRK seine „Verletztensammelstelle“ eingerichtet. Hier herrscht parallel zum Fasnetsumzug Hochbetrieb, immer wieder bahnen sich die freiwilligen Helfer mit einer Liege ihren Weg durch die Menge nach draußen und zurück. Soeben schieben sie eine apathische junge Frau herein, während ein Mädchen in eine Rettungsdecke gewickelt auf einer Liege schläft. Die Presse wird schnell durchgewinkt, Zuschauer sind nicht erwünscht.

Die Altersgruppe von Teeangern bis Anfang 20 macht einen Großteil derer aus, die hier beim DRK landen. Zwischendrin versorgen die Rettungshelfer auch mal einen Hästräger, der durch einen Schlag auf die Maske im Gesicht verletzt wurde oder eine ältere Zuschauerin, die ohne Alkoholeinfluss kollabiert. Aber in den allermeisten Fällen ist Hochprozentiges im Spiel.

Im ersten Stock des Rathauses ist erstmals eine gemeinsame Einsatzzentrale von DRK, Feuerwehr und Polizei eingerichtet; Hauptamtsleiter Andreas Merkle ist auch vor Ort. Man habe in den vergangenen Jahren festgestellt, „dass die Wege kürzer sein müssen“, sagt Feuerwehr-Kommandant Rainer Märsch. „So kann man schnell reagieren und sich kurz absprechen.“

Trotz bester Aussicht bleibt den Hilfskräften nicht viel Zeit, beim Umzug zuzuschauen, denn Telefone und Funkgeräte laufen heiß. „Alkoholisiert, teilweise bewusstlos“ geht eine Meldung ans DRK ein, wenig später „Krankentransport zur Kinderklinik“. DRK-Bereitschaftsleiter Matthias Aierle entscheidet, welches der draußen postierten Teams jeweils aktiv wird und gibt gegebenenfalls durch, auf welchem Weg der Krankenwagen am besten aus der Stadt rauskommt. Auch die Feuerwehr ist entlang der Strecke vertreten, die Polizei patrouilliert. Sie hat es mit Gerangeln und leichten Körperverletzungen zu tun, eine Anzeige wird erstattet. Später, nach dem Umzug, kommt es zu Aggressionen einer offenbar organisierten Gruppe (siehe auch Seite 7).

Die Zahl der Not- und Vorfälle ist in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen. Dem will die Stadt in Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen und vor allem mit den Narren entgegentreten. Die Kampagne „Fasnet ist mehr als Vollrausch!“ ist ein Resultat davon. Sie beinhaltet unter anderem, dass während des Umzugs keine Spirituosen verkauft werden, weder an den Getränkeständen noch vom Einzelhandel. Das Mitbringen „harter“ Getränke kann allerdings nicht ganz verhindert werden, wovon Bacardi-, Wodka- und Jägermeisterflaschen zeugen, die sich rund ums Quadrium ansammeln.

Eigentlich sei’s wie immer gewesen, sagt DRK-Einsatzleiter Matthias Aierle am Abend, er sehe keinen Unterschied zum Vorjahr. Der Stellvertretende Zunftmeister der Wernauer Narren, Frank Hauber, teilt diese Einschätzung und interpretiert sie positiv: Immerhin habe man dieses Jahr keine Steigerung gehabt, obwohl es seiner Meinung nach mehr Zuschauer gewesen seien. Dank S-Bahn-Anschluss habe Wernau sehr viel junges Publikum, was sich bei den Alkoholexzessen niederschlage. Auch der Termin am Samstag spiele da wohl eine Rolle, meint Hauber, weil man am nächsten Morgen ausschlafen kann.

In Neuhausen hatten die Helfer am Sonntag laut Einsatzleiter Michael Luick vom DRK einen „sehr ruhigen Dienst“: „Es waren erfreulich wenig Einsätze zu verzeichnen“. Keine einzige Fahrt ins Krankenhaus, auch vor Ort nur wenig Behandlungsbedarf. Die Polizei und Ordnungsamtsleiter Uwe Schwartz bestätigen den ruhigen Verlauf.