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Altbach – Er ist einer der modernsten Steinkohleblöcke Europas: Dennoch verliert der Standort Altbach/Deizisau bald eines von zwei Heizkraftwerken, wenn es nach dem Betreiber EnBW geht. Dessen Vorstand hat beschlossen, einen entsprechenden Antrag zur Stilllegung bei der Bundesnetzagentur zu stellen. Die Fernwärmeversorgung der umliegenden Haushalte und Firmen soll aber erhalten bleiben. Auch betriebsbedingte Kündigungen wird es nach Angaben des Konzerns nicht geben.

Von Greta Gramberg

Der Betrieb des Heizkraftwerkes 1 sei nicht mehr wirtschaftlich, so begründete die EnBW gestern ihre Absicht. Niedrige Strompreise im Großhandel und geringe erzielbare Margen machten einen wirtschaftlichen Betrieb von Kohlekraftwerken sehr schwierig, erklärt der Konzern in einer Pressemitteilung. Mit dem aktuellen Beschluss will die EnBW ihr Angebot im Bereich Steinkohle um 40 Prozent im Vergleich zu 2013 senken. Der betroffene Block aus dem Jahr 1985 hat eine elektrische Leistung von 434 Megawatt und kann bis zu 280 Megawatt Fernwärme auskoppeln. Damit könnten eine halbe Million Vier-Personen-Haushalte versorgt werden, erklärte Rainer Allmannsdörfer, Leiter der Vermögensverwaltung, beim Pressegespräch am Freitag.

Ende März wird noch der EnBW-Aufsichtsrat über die Stillegung beraten, sobald dessen Zustimmung vorliegt, geht der Antrag raus. Allerdings ist zweifelhaft, ob die Bundesnetzagentur und der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW dem stattgeben. Seit 2013 hat die EnBW neun konventionelle Kraftwerksblöcke zur Stilllegung angemeldet, von denen sieben als systemrelevant eingestuft wurden. Das heißt sie können nicht stillgelegt werden, sondern müssen zur Versorgung bei Energieengpässen im „Standby“-Modus gehalten werden. Dass dies auch für das hiesige Kraftwerk wahrscheinlich ist, damit rechnet der Energieversorger. „Wir gehen davon aus, dass in Süddeutschland Bedarf besteht“, sagte Allmannsdörfer. Aber sicher könne man das nicht sagen.

Sollte das Heizkraftwerk 1 in die Netzreserve überführt werden, würden auch die betroffenen 70 Beschäftigten am Standort bleiben können. Falls es doch stillgelegt wird, gebe es keine betriebsbedingten Kündigungen, sichert der Konzern zu. Das Heizkraftwerk 2, das 1997 in Betrieb genommen wurde, bleibt bestehen und für die weiteren 130 Beschäftigten auf dem Gelände wird sich nichts ändern. „Es gibt keine konkreten weiteren Pläne für den Standort“, sicherte Rainer Allmannsdörfer zu.

„Wir haben über kurz oder lang mit so einer Maßnahme gerechnet“, kommentierte Altbachs Bürgermeister Wolfgang Benignus die Nachricht in Hinblick auf andere vergleichbare Kraftwerke am Neckar, die in den vergangenen Jahren stillgelegt wurden. Finanziell erwartet er keine zusätzlichen Nachteile für seine Gemeinde: Die Höhe der Gewerbesteuer hängt vom Gesamtergebnis des Konzerns ab und geht seit einigen Jahren schon gegen Null. „Für unsere Ertragssituation macht das keinen Unterschied“, so Benignus.