An den Glascontainern wird oft Müll abgestellt, der dort gar nicht hingehört oder der nicht in den Container passt. Foto: Holzwarth Quelle: Unbekannt

Von Karin Ait Atmane

Der Bürgerbus soll in Köngen vor allem ältere Menschen ins Ortszentrum „unter die Leute“ bringen. Doch schon die Fahrt an sich kann für die Fahrgäste unterhaltsam und spannend sein. Das hat sich gestern auf den ersten Runden mit dem neuen Transportmittel gezeigt.

Maria Hein ist von ihrem Zuhause am nördlichen Ortsrand mit ihrem Rollator in die Ortsmitte marschiert. Sie wollte sich mal informieren über den Bürgerbus. Ins Zentrum komme sie problemlos, sagt sie, aber „beim Rathaus einsteigen und hochfahren - das wäre schon gut“. Dass sie gleich an diesem Vormittag befördert wird, hatte die 86-Jährige nicht erwartet. Aber es geht gleich zur Sache, nachdem die Grußworte gesprochen sind, das rote Band vor dem Bus durchgeschnitten ist und die Luftballons entfernt sind.

Ein paar Handgriffe stehen noch an: die Trittstufe fürs Einsteigen ausfahren, die Rampe hinten herunterklappen, den Rollator festschnallen. Hans Steidl und Hanne Deuschle, die diesen Vormittag Dienst haben, helfen Maria Hein ins Fahrzeug und beim Anschnallen. Auf der ersten Runde sind sie Mitfahrer, weil Walter Hablizel, Vorsitzender des Bürgerbus-Vereins, am Steuer sitzt und Bürgermeister Otto Ruppaner neben ihm. Mit von der Partie ist auch Hans Schopp, wie Maria Hein ebenfalls über 80 Jahre alt und Mitgründer des Vereins. Er wedelt mit dem blauen Fahrschein: „Ich hab auch einen Euro bezahlt!“

Von der Eintrachthalle aus führt die Tour zur Haltestelle in der Schillerstraße und weiter durch enge, teils zugeparkte Wohnstraßen. Ein Linienbus hätte hier keine Chance, dieser Bereich ist vom öffentlichen Verkehr abgehängt. „In der Ecke war ich meiner Lebtag nicht“, sagt Maria Hein, die die Rundfahrt sichtlich genießt.

Stellenweise sind die Bushaltestellen zugeparkt; sie müssen ab sofort an den Betriebstagen - drei Vormittage und zwei Nachmittage in der Woche - freigehalten werden. Werner Steidl hat einen entsprechenden Hinweiszettel kopiert und klemmt ihn unter den Scheibenwischer eines Autos. Er könnte weitere gebrauchen, immer wieder muss der Kleinbus mit Warnblinker mitten auf der Straße warten.

Denn die Zeiten müssen eingehalten werden. Zwei bis drei Minuten sind fürs Ein- und Aussteigen einkalkuliert. Jetzt reicht die Zeit, aber wenn der Bus rege genutzt werde, sei das „unheimlich knapp“, fürchtet Steidl. Er weiß, dass der Bedarf groß ist. „Das wird angenommen, da bin ich ganz sicher“, sagt Walter Hablizel.

Maria Hein prägt sich die Standorte der Haltestellen ein - zum Beispiel am Kö8 hinten in der Ecke. Das Einkaufszentrum wird allerdings nur mittwochnachmittags angefahren, weil da viele Geschäfte in der Ortsmitte geschlossen haben. Am Rathaus hält der Bus hinter dem Gebäude auf dem Parkplatz, hier haben die Fahrer acht Minuten Pause. Das sei der Puffer, sagt Hablizel, falls es zu Verzögerungen komme. In solchen Fällen falle dann wohl der Abstecher zur Toilette oder zum Bäcker für die Fahrer flach, meint Hanne Deuschle, die einzige Frau im 18-köpfigen ehrenamtlichen Fahrerteam.

Bis zu sieben Passagiere kann der Kleinbus, der an den Fahrttagen vom Krankenpflegeverein ausgeliehen wird, befördern. Steidl und Deuschle freuen sich auf der nächsten Runde, als an der Ringstraße zwei Fahrgäste am Schild stehen - damit hatten sie am ersten Betriebstag des neuen Transportmittels nicht unbedingt gerechnet. „Wir wollten nur mal gucken, ob mein Vater das eventuell auch allein machen kann“, sagt Brigitte Heb-Dürr. Helmut Dürr ist 97 Jahre alt und dreht gerne mit seinem Rollator Runden ums Viertel, schafft es aber nicht mehr bis ins Zentrum. Seine Tochter ist froh über die neue Möglichkeit, sie habe schon neidisch auf andere Gemeinden geschaut, sagt sie.

Das Einsteigen klappt gut und Helmut Dürr, der erst seit zwei Jahren in Köngen wohnt, schaut interessiert aus dem Fenster. In der Ortsmitte gehen die beiden einen Kaffee trinken, um dann eine oder zwei Stunden später wieder in den Bus mit dem witzigen Logo, das die Köngener Künstlerin Andrea Halm gezeichnet hat, einzusteigen.