Von Elke Eberle

Vieles ist wie immer gewesen beim Neujahrsempfang der Stadt Filderstadt in der Filharmonie, dem zweiten, den Christoph Traub als Oberbürgermeister absolvierte. Etwa die Begrüßung aller Gäste per Handschlag, die fröhliche Stimmung, schöne Musik, perlender Sekt, eine ausführliche Rede. Manches war aber neu. In diesem Jahr wurde eine Chronik verteilt, es gab Sitzplätze für alle und erstmals wurden Bürger interviewt, die im vergangenen Jahr etwas Besonderes erlebt, geleistet oder errungen haben.

„Eine Stadt. Viele Möglichkeiten“ - das ist die neue Wortmarke Filderstadts. Das zeigte sich am Sonntag bei der Musik. Beschwingt begleiteten der Spielmannszug der Feuerwehr und die Bigband Al Dente der Walddorfschule Gutenhalde die etwa 600 Gäste mit ihrem höchst unterschiedlichen Repertoire durch die Veranstaltung. Filderstadt ist auch die Heimat von Bürgern mit besonderen Begabungen. Einige wurden vorgestellt.

Da war das Kochteam der Jahnschule Harthausen um Annett Sauer. Die jungen Köche haben mit einer vielfach verfeinerten und optimierten Lachsforelle-Couscous-Variation bei einem Wettbewerb auf der Messe einen Goldpreis gewonnen. Oder Tobias Briem, der Vorsitzende des Kreisbauernverbands. Mit einer Aktion hatten er und einige Kollegen auf die prekäre Einkommenssituation von Landwirten aufmerksam gemacht. Sie verkauften eine Bratwurst für 12 Cent - das entspricht dem Betrag, den ein Landwirt für das Grundmaterial für eine Bratwurst erhält. Viel Applaus erhielt Leonie Adam. Die Turnerin wurde bei Olympia 2016 in Rio Zehnte auf dem Trampolin. Ihr nächstes Ziel ist jetzt die WM im November, aber auch 2020 bei den olympischen Spielen in Tokio will sie dabei sein.

OB Traub hielt eine sehr persönliche Rede. Er legte einen kurzen Rechenschaftsbericht ab über seine Arbeit, die des Gemeinderats und der Verwaltung, gab einen Ausblick auf 2017 und dankte allen, die sich haupt- und ehrenamtlich engagieren. Auch den Rettungskräften, die durch ihren professionellen Einsatz vergangene Woche beim Großbrand in Sielmingen Schlimmeres verhinderten. Wichtig waren ihm und dem Gemeinderat 2016 ein solider städtischer Haushalt, die gute Unterbringung und Integration von Flüchtlingen. Er nimmt das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung ernst, betonte aber: „Das Schüren unbegründeter Angst ist eben nicht dasselbe wie das Ernstnehmen begründeter Sorge. Wer sich sorgt, muss ernst genommen werden, wer aber grundlos Angst schürt, dem muss widersprochen werden.“

2016 stieg die Zahl der Einwohner um 580 auf 45 777 Menschen. Für Traub ist deshalb die Gewinnung von Wohnraum und die Entwicklung der Stadtteile von zentraler Bedeutung, im Frühjahr wird das räumliche Leitbild als Vorstufe zum kommenden Flächennutzungsplan beschlossen. Durch den Kauf des KSK-Gebäudes in der Aicher Straße in Bernhausen könne die Stadt selbst einen Impuls setzen. Viele Projekte werden fortgeführt, sagte Traub, etwa der Bau der Gemeinschaftsschule, die Weiterentwicklung des gesamten Schulareals in Bernhausen, der Neubau des Stadtwerkegebäudes und die Rekommunalisierung der Strom- und Gasnetze sowie die Ausarbeitung des Sportstättenentwicklungsplans.

„Maßgeblich für ein funktionierendes Gemeinwesen ist aber, das Handeln an den Bedürfnissen der Schwächsten auszurichten“, betonte Traub. Gute Initiativen erwartet er vom neuen Amt für Integration, Migration und Soziales. Zwei wichtige Handlungsfelder für Traub sind die „Inklusion im Sinne einer Teilhabe aller und die Schaffung der Grundlagen für eine nachhaltige Stadtentwicklung“. Und er betonte: „Der Einsatz für Frieden, Versöhnung und Verständigung, Gerechtigkeit und Solidarität ist heute wichtiger denn je.“