Kleinere Klassen: Dafür sorgt das deutlich gewachsene Kollegium im aktuellen Schuljahr. Rektorin Mariela Herzog sitzt in der Mitte der zweiten Reihe von unten. Fotos: oh Quelle: Unbekannt

Von Greta Gramberg

Mit rund 40 Schülern hat die Realschule Reichenbach 1961 ihren Anfang genommen - die Genehmigung für eine eigenständige Einrichtung, damals noch unter der Bezeichnung „Mittelschule“, kam aber erst im Schuljahr 1965/1966. Deswegen feiert die Realschule Reichenbach jetzt erst 50-jähriges Bestehen. Nach dem offiziellen Festakt im März feiern Lehrer, Schüler, Eltern und andere Weggefährten von heute und früher am Dienstag, 26. Juli, in gemütlicher Runde.

Start mit Hindernissen

Bestens Bescheid über die Geschichte der Reichenbacher Realschule weiß Eckehard Wöller. Seit 1969 gehörte er zum Kollegium, von 1979 bis 2006 war er Rektor. Schon 1960 habe die Gemeinde Reichenbach einen Mittelschulzug an der Volksschule beantragt, berichtet er. Der wurde jedoch vom Oberschulamt abgelehnt, weil dort bezweifelt wurde, dass sich dafür genügend Schüler finden lassen. Nach heftigem Streit sei dann ein Kompromiss gefunden worden: 1961 startete mit etwa 40 Schülern ein „formeller Mittelschulzug mit Kurs- und Kernunterricht nach dem Berliner Modell“ - eine Art Vorbereitungsklasse, wie Wöller erklärt. 1962 wurde das Schulamt überzeugt, einen normalen Mittelschulzug einzurichten und 1965 kam die Genehmigung zur eigenständigen Mittelschule, später Realschule.

Damals noch in der heutigen Brunnenschule untergebracht reichte der Platz angesichts steigender Schülerzahlen bald nicht mehr. 1976 konnte die Realschule an ihren heutigen Standort in Brühl umziehen.

„In meiner Zeit hatte man an Lehrern nicht viel“, berichtet der ehemalige Rektor Wöller. In seiner Anfangsphase unterrichtete er teilweise Klassen mit bis zu mehr als 50 Schülern. Doch mit den Jahren wurden es immer mehr Lehrer und die Klassen kleiner. Viele junge Lehrer seien eingestellt worden - fast nur Männer, im Gegensatz zu heute, wo hauptsächlich Frauen den Lehrkörper bildeten. „Wir sind miteinander älter geworden“, so Wöller.

Die Schülerschaft sei ländlich geprägt gewesen, liebe, nette, bodenständige Jugendliche. Damals hätten die Eltern ihre Kinder oft aus Vorsicht auf die Realschule geschickt - trotz Gymnasialempfehlung. Viele Schülerinnen habe die Einrichtung gehabt. „Das war damals die gesellschaftliche Einstellung: Für Mädchen reicht die Mittel- oder Realschule“, sagt Wöller.

Neue Herausforderungen

Heute besuchen 377 Kinder und Jugendliche die Realschule Reichenbach. Leiterin ist eine Frau. Seit dem Schuljahr 2010/2011 hat Mariela Herzog die Zügel in der Hand. Ihr stehen in den kommenden Jahren große Veränderungen bevor: Vor kurzem hat die Gemeinde die Entscheidung getroffen, die Einrichtung in eine „Erweiterte Realschule“ umzuwandeln, die auch einen Hauptschulabschluss bietet - ein größerer Meilenstein in der Schulentwicklung, so Herzog.

„Wir werden eine stärkere Heterogenität in der Schülerschaft kriegen und das individuelle Lernen fördern und weiterentwickeln müssen“, sagt die Rektorin. Bereits seit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung habe das Kollegium bemerkt, dass verstärkt individuell gefördert werden müsse. Auch die Umwandlung zur Gemeinschaftsschule war zur Debatte gestanden. „Wir sind dankbar und froh, dass wir uns weiterentwickeln dürfen als Realschule“, sagt Mariela Herzog. Sie sehe das als Chance und Herausforderung, ein starker Schulstandort zu bleiben. Nun müsse auch baulich etwas geschehen, mehr Platz geschaffen werden für eine größere Schülerzahl. Auch die Klassenzimmer müssten flexibler gestaltet werden.

Das Schulfest der Realschule Reichenbach findet am Dienstag, 26. Juli, von 17 bis 20 Uhr im Schulhof statt. Zum Programm gehört die Vorstellung der Ergebnisse der Projekttage. Außerdem wird der ehemalige Schulleiter Eckehard Wöller einen historischen Rückblick mit Fotos zeigen.