Von Cornelia Wahl
Gelbe Primeln auf hellgrünen und weißen Servietten, liebevoll gedeckte Tische sowie ein lichtdurchfluteter Saal haben am Samstag einen Hauch von Frühling in die Schlossberghalle in Dettingen zu den Gästen des Kreisbauerntags 2017 gebracht. Der Kreisbauernverband Esslingen hatte geladen, und die Dettinger Landfrauen hatten viel Herzblut in die Dekoration sowie die Vorbereitung gesteckt. Doch die Stimmung der Bäuerinnen und Bauern der landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis passte nicht so ganz zu dem aufgelockerten Ambiente. Dies ließ sich jedenfalls den Ausführungen des Kreisvorsitzenden Siegfried Nägele entnehmen, als er auf das Jahr 2016 zurückblickte. Und so bekamen die Anwesenden, unter ihnen waren Kreis-, Landtags- und Bundespolitiker sowie der Hauptreferent Enno Bahrs von der Universität Hohenheim doch eher kritische Töne zu hören.
Sehr kritische Stimmung
Das landwirtschaftliche Jahr 2016 sei wie schon das Vorjahr eine Herausforderung gewesen. Die Stimmung auf den Höfen sei „sehr kritisch. Aber es zeigt sich auch eine kleine Aufhellung“, sagte der Kreisvorsitzende. Der Landwirt haderte mit dem Wetter. „Entweder war es konstant zu nass oder konstant zu trocken.“ Die Folge seien Ertragseinbußen von zehn Prozent.
Nicht nur das Wetter bereitete den Landwirten Schwierigkeiten, es waren auch die Märkte, die für einen geringen Jahresgewinn sorgten, sowie der steigende Flächenverbrauch. Nägele machte keinen Hehl daraus, dass er von der Arbeit des neu gegründeten Landschaftserhaltungsverbands mehr erwartet hätte. Er hatte gehofft, dass der „Name hier Programm ist“. Doch er sieht keine Reduzierung des Flächenverbrauchs: „Wenn unser Raum so begehrt ist, dann erkennt bitte, dass man nicht mehr so bauen kann wie vor 50 Jahren. Auch wir können nicht mehr so wirtschaften wie früher.“
Zu den Problemen, mit denen die Landwirtschaft zu kämpfen hat, gehöre auch das Jakobskreuzkraut, ein Unkraut, das schön gelb blüht, sich aber immer mehr verbreitet. Es enthält stark giftige Stoffe, die nicht ins Heu oder in die Silos geraten dürfen, weil dies die Nutztiere belasten würde. Dabei habe man erreicht, dass die Straßenränder zur Eindämmung zwei Mal im Jahr gemäht werden.
Auch müsse das Tierwohl weiter verfolgt werden. Bei Neubauten sei dies Standard. In laufenden Betrieben müsse es weiter möglich sein, seine Tiere im vorhandenen Umfeld in Anbindehaltung unterzubringen. Für kleinere Betriebe seien die Investitionen zu hoch. Fast alle Betriebe die aufgeben, seien solche mit Tierhaltung, so Nägele.
Vor eine weitere Herausforderung hat die Umstellung auf die digitale Antragstellung die Betriebe gestellt Die Daten seien sehr umfangreich, das Internet sehr langsam. „Das hat viele Nerven gekostet“, sagte der Vorsitzende. Nägele wandte sich auch an die Jüngeren, sich trotz der Herausforderungen nicht entmutigen zu lassen und die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.
Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann ging in seinem Grußwort auf den Flächenverbrauch ein. Es gehe im Grunde in jeder Kommune darum, Infrastruktur vorzubereiten. „Auch künftig werden wir Konflikte haben zwischen Kommunen und Landwirtschaft.“ Aber er machte auch Hoffnung: „Regionale Produkte sind etwas wert, und immer mehr Menschen sind bereit, die Preise zu bezahlen.
Für den wegen Krankheit entschuldigten Esslinger Landrat Heinz Eininger sprach Reinhold Klaiber vom Landwirtschaftsamt Esslingen. Er ging ebenfalls auf die Herausforderungen des Jahres 2016 ein. Die Bauern hätten mit schwierigem Agrarwetter mit starken Niederschlägen, einer angespannten wirtschaftlichen Lage bedingt durch den Verfall der Erzeugerpreise und dem Diskurs über die Agrarstruktur zu kämpfen gehabt. Dazu kam noch das komplett neue Verfahren bei der Beantragung der Agrarprämien, das mit Fehlern behaftet gewesen sei. Diese seien aber nach und nach behoben worden.
Dem schloss sich der Vortrag des Hauptreferenten Enno Bahrs an, der Professor an der Universität Hohenheim ist. Er referierte über den „Wettbewerb zwischen Markt und Gesellschaft“, beleuchtete die Situation in der Landwirtschaft aus wissenschaftlicher Sicht und informierte über die aktuelle sowie künftige Situation in Baden-Württemberg im innerdeutschen Vergleich.
Er verwies auf die Leistung der Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten: „Darauf können Sie stolz sein“, sagte er. und fügte an, dass dies mit erheblichen Veränderungen einhergegangen sei. Er forderte Offenheit gegenüber technischem Fortschritt, Akzeptanz des Strukturwandels und Eigeninitiative, wenn es um die Vermarktung geht. Bahrs ermutigte die Anwesenden, die Herausforderungen als Chance zu sehen: „Die Zukunft der Landwirtschaft ist gut.“
Es folgten Ehrungen für die Produzenten der gläsernen Produktion, den landwirtschaftlichen Nachwuchs und Jahresjubiläen. Mit traditionellen Tänzen erfreute die Landjugend Nürtingen die Besucher des Kreisbauerntages.
In seinem Schlusswort sagte der Vorsitzende Tobias Briem, er sehe die Landwirtschaft als für die Ernährung zuständig und bemängelte die mangelnde Wertschätzung. Landwirtschaft stehe für Nachhaltigkeit in Einklang mit der Natur und sei eine Wirtschaftskraft.