Das Geld liegt für innovative Unternehmen nicht gerade auf der Straße, aber viel Geld steckt in Fördertöpfen. Der Weg dorthin führt allerdings nur über vielseitige Antragsformulare. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen schreckt das ab, manchmal ist der Papierkram für sie eine unüberwindbare Hürde. Die DWHS Innovationsberater GmbH aus Lichtenwald hilft ihnen an Zuschüsse zu kommen.

Von Klaus Harter

Johannes Drosdol arbeitete fast 30 Jahre lang bei Daimler in der Forschung, viele Jahre in Führungspositionen. Unter anderem hat der Diplom-Ingenieur für den Autobauer den weltweit ersten digitalen Fahrsimulator entwickelt. Zuletzt war er Leiter des Teams Creative Consulting. 2006 nutzte er den Umbau der Konzernorganisation und ging mit 58 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand. Den wollte er aber nicht genießen, sondern lieber etwas Neues beginnen. Er machte sich selbstständig. Ein Bekannter bot ihm an, in die Beratung einzusteigen. Er zögerte, ging aber einmal mit zu einer Beratung - und fand das interessant. 2010 hat er dann mit drei Partnern die DWHS gegründet. Der Firmenname setzt sich aus den Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen zusammen.

Seine Tochter Bettina Mayer arbeitet seit 2013 in der Firma. Sie studierte Kommunikationswissenschaften und war sieben Jahre lang in der Öffentlichkeitsarbeit eines Konzerns tätig. Die Geburt ihres Sohnes war eine Zäsur, außerdem hätte sie mit ihrer Abteilung nach Karlsruhe umziehen müssen. Sie habe sich anfangs nicht vorstellen können, dass die Beratertätigkeit als Geschäftsidee trägt, sei aber rasch vom Gegenteil überzeugt worden. Seit 2015 ist sie Gesellschafterin und mit ihrem Vater in der Geschäftsführung tätig. Die beiden haben die Anteile der Mitgründer übernommen. Derzeit hat die DWHS vier festangestellte und drei freie Mitarbeiter. „Wir decken damit ganz viele Fachbereiche ab“, sagt Bettina Mayer. Inzwischen gehört auch ein promovierter Petrochemiker zum Team.

Die DWHS ist ein vom Bundeswirtschaftsministerium autorisiertes Beratungsunternehmen und darf Innovationsgutscheine ausstellen, der Bund übernimmt dann 50 Prozent des Beraterhonorars, erklärt Bettina Mayer. Das Wirtschaftsministerium betone, es brauche die Berater, um die Förderprogramme bekannt zu machen und lade sie deshalb häufig zu Informationsveranstaltungen ein. Die Berater suchen das passende Förderprogramm. Dann füllen sie die zwischen 100 und 150 Seiten dicken Anträge aus und helfen auch bei den Gesprächen mit den Fachgutachtern, ebenso bei Zwischen- und Abschlussberichten. Die Anträge bergen einige Fallstricke, weiß Drosdol. „Viele hatten schon einmal einen Antrag gestellt, aber keinen Erfolg gehabt, wissen aber nicht wieso.“ Wichtig sei, ein Projekt so zu beschreiben, dass die Gutachter es nachvollziehen können - und Begriffe zu vermeiden, die zur Ablehnung führen würden. Honorar müssen die Auftraggeber der DWHS erst zahlen, wenn die jeweiligen Zuschussraten bei ihnen eingehen. Erhält die Firma keinen Zuschuss, gehen auch die Lichtenwalder Berater leer aus.

Ihre Kunden sind Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern im ganzen Bundesgebiet. „Die Kundensuche war nicht einfach“, sagt Johannes Drosdol. „Im ersten halben Jahr habe ich drei Projekte gemacht, jetzt machen wir pro Jahr 25.“ Die beste Werbung sei die Empfehlung der Kunden. Eine entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sei Vertrauen, denn die Berater bräuchten Einblicke in die Bilanz und müssten die Gehälter der Mitarbeiter sowie des Chefs kennen.

Der 67-Jährige, der bei Daimler jahrzehntelang in der Projektarbeit tätig war, wundert sich nach wie vor, wie unterschiedlich mittelständische Unternehmer an Innovationen rangehen, „wie ideenreich, risikoreich sie sind“. Früher im großen Konzern sei es um Hierarchiefragen und Besitzstände gegangen, „in mittelständischen Unternehmen sitzt man zusammen, um Probleme zu lösen“.

Bettina Mayer hatte, bevor sie selbst Beraterin wurde, „ein eher pessimistisches Bild von der Entwicklung der deutschen Wirtschaft“. Aber das hat sich gewandelt, nachdem sie die Innovationskraft der kleinen und mittleren Unternehmen kennengelernt und gesehen hat, wie häufig sie Weltneuheiten präsentieren.