Nicht jeder weiß, dass die Deutschlandzentrale des französischen Sportartikelherstellers Decathlon sich inzwischen im 14 000-Einwohner-Stadt Plochingen befindet. Gestern kündigte das französische Unternehmen an, den Standort zu erweitern. In den kommenden sechs Monaten sollen 600 Quadratmeter weitere Bürofläche, 300 zusätzliche Parkplätze und eine neue Turnhalle gebaut werden.
Über das klare Bekenntnis zum Standort Plochingen hatten sich Stadtverwaltung und der Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderates bereits im Januar gefreut: Damals stimmte das Gremium zunächst dem Bau eines zweistöckigen Parkhauses auf dem Gelände des jetzigen Parkplatzes des Decathlon-Marktes zu, in einer weiteren Sitzung dann der Aufstockung des Verwaltungsbereiches um zwei Etagen zur benachbarten Spedition hin sowie dem Bau einer Turnhalle auf der jetzigen Freisportfläche und einem Restaurantbereich vor der Decathlon-Filiale.
Startschwierigkeiten
Das Unternehmen selbst wollte auf mehrfache Anfrage unserer Zeitung hin die Pläne aber zunächst nicht bestätigen. Vermutlich aufgrund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit: Als 1999 bekannt wurde, dass die Stadt Plochingen den Bau der Filiale genehmigt hatte, gab es einen Rüffel vom Regierungspräsidium sowie eine Klage vor dem Verwaltungsgericht vonseiten einiger Umlandkommunen. Sie befürchteten, dass durch den Sportmarkt an der viel befahrenen Bundesstraße Kunden aus ihren Einkaufsbereichen abgezogen würden. Deswegen sagte auch Verbandsbaudirektor Wolfgang Kissling den Stadträten im Januar: „Eine Rückversicherung beim Regierungspräsidium ist dringend nötig.“
Allerdings hatte die Stadtverwaltung diesmal nicht mit Problemen gerechnet, weil Decathlon keine Erweiterung der Verkaufsfläche plant. „Es geschieht dort unten sehr viel mehr als Verkauf“, erklärte Bürgermeister Frank Buß in der Ausschuss-Sitzung. An der Filsallee liegt der Decathlon-Hauptsitz des kaufmännischen Bereiches sowie des Internethandelns für den deutschen Markt. Die Auslieferung der Produkte geschieht allerdings von einem anderen Standort aus: Deswegen konnte das Rathaus die Stadträte auch dahingehend beruhigen, dass durch die Erweiterung nicht mehr Verkehr in der Filsallee zu erwarten ist.
Langfristig mehr Arbeitsplätze
Wie das Unternehmen gestern in seiner Pressemitteilung bekannt gab, bietet der Umbau langfristig Platz für 50 neue Arbeitsplätze. Neben dem Anbau würden auch die jetzige Bürofläche und die Personalräume des Filialteams neu gestaltet. „So werden die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter in der Zentrale noch weiter verbessert.“ Decathlon weist darauf hin, dass während des Umbaus Einschränkungen nicht ganz zu vermeiden seien: Bis August seien die Parkmöglichkeiten deutlich geringer als gewohnt. „Da wir aber auch den Umbau sportlich sehen, freuen wir uns über jeden, der mit dem Fahrrad zu uns kommt“, heißt es in der Pressemitteilung. Decathlon kündigt spezielle Aktionen an bestimmten Tagen an, die einen zusätzlichen Anreiz geben sollen, das Auto mal stehen zu lassen.
Unternehmensgeschichte
Der 1976 gegründete Sportartikelhersteller aus Frankreich bietet Equipment und Bekleidung für über 70 Sportarten. Dabei hält Decathlon die gesamte Wertschöpfungskette in einer Hand: Von der Forschung und Entwicklung über die Produktion bis hin zum Vertrieb. Allein mit seinen Eigenmarken vertreibt das Unternehmen mittlerweile mehr als 35 000 Artikel in weltweit über 1200 Filialen. Mit zehn Milliarden Euro Umsatz und mehr als 75 000 Mitarbeitern ist Decathlon damit einer der größten Sportartikelhersteller und -vertreiber der Welt.