Das Jahr der großen Feste unterm Regenturm

Das Hundertwasserhaus mit seinem Regenturm zieht viele Radler vom Neckartalradweg und andere Tagesausflügler in den 14 000-Seelen-Ort. Drumherum erkennen die Besucher dann, dass Plochingen auch sonst das ein oder andere zu bieten hat. So funktioniert laut Susanne Martin, Leiterin des Amtes für Kultur und Tourismus, der Gästestrom in Plochingen. Das berücksichtigt die Plochingen-Info bei ihrer Arbeit. Den Anlaufpunkt für Besucher in der Marktstraße gibt es nun seit zwei Jahren. 2016 hatte der Laden an 297 Tagen geöffnet. Wie eine Auswertung an 216 Tagen gezeigt hat, sind 5711 Kunden gekommen, von denen 1138 die touristischen Dienstleistungen genutzt wurden.

Nach Einschätzung Susanne Martins sind die meisten Urlauber Tagestouristen. Das entspricht einer Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr im vergangenen Jahr. Demnach machen 72,1 Prozent der Aufenthaltstage von Fremden im Stuttgarter Umland Tagesausflügler aus. Sie lassen im Ausflugsort durchschnittlich 26 Euro am Tag vor allem beim Einzelhandel liegen.

„Der Tagestourismus ist eine nicht zu unterschätzende Größe“, sagt Susanne Martin. Er komme der Gastronomie und dem Einzelhandel zugute. Die Stadt richtet sich der Kulturamtschefin zufolge touristisch ausschließlich an diese Gruppe: Sie biete keine Pauschalpakete mit fünf Übernachtungen. Doch Plochingen habe sehr viel zu bieten für jemanden, der einen Tag da sei oder den Ort als Etappenziel passiere, etwa bei Radreisenden. Letztere sind neben einzelnen Ausflüglern und Reisegruppen, vor allem im Sommer eine der Hauptzielgruppen: Radler, die etwa zunehmend über den Neckartalradweg kommen, übernachten auch gerne mal in Plochingen.

Für sie, Einheimische und Besucher aus der Region bietet die Plochingen-Info offene Stadtführungen und buchbare Gruppenangebote - auch in Kooperation mit der lokalen Gastronomie. 2016 nahmen 2526 Personen an 123 Stadtführungen teil - und für das laufende Jahr werden sie noch ausgeweitet. Es sind doppelt so viele offene Termine geplant wie 2016 und neue Themenführungen entwickelt worden: eine zur Geschichte der Mühlsteinfabrik Dettinger und eine zur historischen Weinbaustadt mit einem schwäbischen Wengerter.

Wer keine Führung machen will kann sich aber auch einen der kostenlosen Flyer an der Plochingen-Info schnappen und auf eigene Faust losziehen. Ihre Broschüren hat die Stadt ebenfalls erneuert: Die Publikationen zu Wander- und Spazierwegen, Radtouren, einem Entdeckerspaziergang für Familien sowie eine Übersetzung des Veranstaltungsprogrammes auf Englisch wurden 2016 beziehungsweise zum Jahreswechsel neu erarbeitet. Dieses Jahr will Martin außerdem eine eigene Domain auf der Homepage der Stadt sowie einen Facebook-Auftritt für touristische Infos einrichten. „Was wichtig wäre ist, dass der touristische Teil Smartphone fähig ist“, sagt sie außerdem. Zusätzlich gibt es einen neuen Newsletter. Mehr Besucher soll außerdem eine besondere Veranstaltung nach Plochingen locken: Die Ausstellung „Hundertwasser - Architektur der Vielfalt“, die von 4. Mai bis 15. Juni in der städtischen Galerie über der Plochingen-Info läuft. In dieser Zeit gelten ausgeweitete Öffnungszeiten, außerdem gibt es mehr offene Führungen zum Thema „Wohnen unterm Regenturm“. Die Ausstellung ist eine architektonische Ergänzung zur Hundertwasserschau in Ludwigsburg, die noch bis April vornehmlich grafische Arbeiten ausstellt und auch das Modell vom Plochinger Haus. „Man merkt, seit der Ausstellung kommen viele gezielter her“, sagt Martin. Es gebe eine richtige Hundertwasserfangemeinde, die die Gebäude und Ausstellungen bereise.

Doch es gibt auch noch das Ungerer-Klo, die Plochinger „Allegorie der guten Regierung“ von Triegel und die HAP-Grieshaber-Ausstellung in der Schalterhalle der Kreissparkasse: Plochingen hat sich laut Susanne Martin inzwischen zum Insider für Kunstinteressierte entwickelt. In diese Reihe gehört auch die Ateliergemeinschaft im Kulturpark Dettinger. Letzterer hat seit 25 Jahren geöffnet. Das Jubiläum wird mit einem Fest am 15. und 16. Juli und einer besonderen Ausstellung gefeiert.

„Info und Shop sind nicht nur für Gäste, sondern auch für die Plochinger“, merkt Susanne Martin außerdem an. Der Kartenverkauf für Veranstaltungen sowie das Angebot an Souvenirs und regionalen Produkten machen einen großen Teil der Kundenfrequenz in der Plochingen-Info aus. Auf einen SPD-Antrag im Gemeinderat hin prüfen die Verantwortlichen nun den Verkauf von mehr Fairtrade-Produkten. Schließlich sei Plochingen Fairtrade-Stadt.

Große Veranstaltungen

Mehrere Jubiläen, runde Geburtstage und neue Angebote hat Plochingen in den kommenden Monaten zu feiern. Hier ein Auszug:

Wer Einkaufsbummel mag, kommt traditionell beim Plochinger Frühling (2. April) und Herbst (8. Oktober) auf ihre Kosten, wenn die Läden auch sonntags öffnen.

Hundertwasserfans sollen vom 4. Mai bis 15. Juni in Strömen kommen, wenn die Architekturausstellung in der Galerie der Stadt Plochingen läuft. In dieser Zeit gelten verlängerte Öffnungszeiten: Sogar sams-, sonn- und feiertags hat die Plochingen-Info von 10 bis 17 Uhr ihre Türen auf. Außerdem gibt es mehr offene Führungen zum Thema „Wohnen unterm Regenturm“: 26. März, 8. April, 21. April, 6. Mai, 13. Mai, 14. Mai, 19. Mai, 26. Mai, 3. Juni, 11. Juni.

Eine große Gartenparty darf natürlich auch nicht fehlen: am 13. und 14. Mai ist Bruckenwasenfest.

Das Marquardtfest hat ebenfalls Jubiläum: Zum 25. Mal findet es vom 7. bis 9. Juli statt. Zur Feier wird eine Bronzestatue des historischen Ortsherren Marquardt von Randeck enthüllt.

Kunstinteressierte Herzen werden am 15. und 16. Juli höher schlagen: Der Kulturpark Dettinger und die Ateliergemeinschaft feiern ebenfalls den 25. Geburtstag.

Nachtschwärmer sind am 16. September gut bedient: Zahlreiche Bands treten in den Plochinger Kneipen zur Musiknacht auf.

Zur Adventszeit ist natürlich wieder Weihnachtsmarkt. Diesmal vom 1. bis 3. Dezember.

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