Die Flughafen-Buslinie 122 ist für Reisende aus Esslingen, vom Schurwald und aus Ostfildern besonders attraktiv. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Elisabeth Maier

Nach einem langen Rückflug vom Urlaub in Shanghai steuert der Wendlinger Michael Merkl mit seiner Familie den blau-weißen Relex-Bus auf dem Fernomnibusbahnhof am Flughafen an. „Früher mussten wir jemanden fragen, ob er uns fährt“, sagt seine Frau Claudia. Mit der S-Bahn sei die Rückfahrt zu stressig. „Oder wir ließen das Auto am Flughafen stehen und zahlten die teuren Parkgebühren“, erinnert sich ihr Mann. Jetzt sitzt das Ehepaar mit den Kindern entspannt im Bus und kommt in gut 25 Minuten vom Flughafen nach Wendlingen.

Beim direkten Vergleich mit dem Flughafenbus 122 aus Esslingen und der S-Bahn aus dem Neckartal hat der X 10, der neue Relex-Bus der Region, zumindest bei Fahrgästen aus Plochingen, Wernau, Wendlingen und Köngen die Nase vorn. Und auch für Fluggäste aus Denkendorf und Neuhausen, die schnell zum Flughafen wollen, ist die neue Verbindung ideal. Dieses Fazit lässt sich nach Testfahrten mit allen drei Verkehrsmitteln ziehen. Ein Haken beim Relex-Bus ist, dass die Haltestellen in diesen Kommunen sowie in Köngen nicht zentral liegen, sondern etwas außerhalb an den Durchfahrtstraßen. „Es wäre schön gewesen, wenn ich was zum Unterstehen hätte“, sagt eine Seniorin aus Köngen, die im Schneegeriesel an der Haltestelle in der Kirchheimer Straße wartet. Sie will zum Einkaufen in die Teckstadt, „und da geht das mit dem neuen Bus richtig schnell“. Über so einen Unterstand werde man nachdenken, sagt Ursula Koch, stellvertretende Leiterin des Ortsbauamts. Mit der Haltestelle an der Landesstraße könne der schnelle Bus seine enge Taktzeit halten. „Wir sind froh, endlich eine direkte Verbindung nach Denkendorf zu haben“, lobt Koch das Angebot der Region.

Der Name der neuen Marke Relex, die seit 11. Dezember 2016 von der Region Stuttgart betrieben wird, lehnt sich an das englische Wort relax an, und das heißt entspannen. Sehr entspannt wirken die Fahrgäste in dem Bus, der etwas kleiner ist als normale Linienbusse, aber größer als ein Reisebus. Taschen und Koffer verstauen die Fluggäste auf dem stabilen Metallregal, das mehrere Etagen hat. Über den Sitzen ist Platz fürs Handgepäck. Gegenüber ist Stauraum für Kinderwagen freigehalten; Rollstühle kann man sogar fest verankern. Einige Jugendliche loggen sich gleich ins Wlan ein. Das Passwort steht gut sichtbar für alle im Bus angeschrieben – und man ist sofort „drin“. Eine Geschäftsfrau checkt am Klapptischchen auf der Fahrt noch schnell ihre Mails. „Es war uns wichtig, ein Angebot mit Komfort zu schaffen“, sagt Dorothee Lang, Pressesprecherin der Region Stuttgart. Damit wolle man gerade Geschäftskunden zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr bewegen. Der Tarif ist der gleiche wie in den anderen Bussen des Verkehrsverbunds Stuttgart.

Mit seinen Freunden in Esslingen hat der Student Peter May die Feiertage verbracht. Gestern flog er zurück nach Berlin. Den Linienbus 122, der tagsüber im Halbstundentakt aus Esslingen zum Flughafen fährt, findet er prima. In knapp 40 Minuten schafft es der Bus über den Scharnhauser Park und Plieningen zum Flughafen und zur Messe. Wer sich ins Wlan einloggen will, braucht etwas Glück. Denn die älteren Busse des Filder Express sind nicht mit moderner Technik ausgestattet; die neuen schon.
Gepäckregale sucht man im alten Bus vergebens. Ein junger Mann stellt Rucksack, Koffer und Sporttasche an den Platz, der eigentlich für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen vorgesehen ist. In Scharnhausen steigt ein Mann mit Rollator zu, der ins Einkaufszentrum am anderen Ortsende fahren möchte. Der gehbehinderte Senior zwängt sich neben das Gepäck. Zwar ist der hintere Teil des Busses halb leer. Da aber keiner so richtig weiß, wo sein Platz ist, ist das nicht optimal. Bei der Ankunft am Stuttgart Airport Busterminal suchen einige Fahrgäste erst mal die Toiletten auf. Die sind ebenso komfortabel wie kostenlos und werden regelmäßig gereinigt. Auch ein Warteraum mit kostenlosem Wlan und Kiosk steht für Passagiere bereit, die noch warten müssen.

Die S-Bahn ist vor allem für Passagiere von den westlichen Fildern interessant. Von Bernhausen dauert die Fahrt drei Minuten, in den Stadtteilen Leinfelden-Echterdingens ist man ebenfalls im Nu. Von Esslingen dauert die Fahrt mit der S 1 und S 2 knapp 50 Minuten. Das Umsteigen in Bad Cannstatt ist relativ bequem. Zwar gibt es auch in der S-Bahn nur unzureichende Möglichkeiten, schweres Gepäck unterzubringen. Für Arina Fix aus Korntal-Münchingen ist das dennoch die ideale Art, um zum Flughafen zu kommen. „Auf den Vierersitzen ist genug Platz für Gepäck, ich ärgere mich nur, wenn da Leute sitzen, die gar nicht so viel Platz brauchen.“ Mit etwas gutem Willen gehe das schon. Allerdings sieht die junge Frau, die mit dem Fernbus nach München will, ein anderes Problem. „Die Verspätungen sind ärgerlich. Ich muss planen. Heute standen wir in der Bahn zehn Minuten auf der Strecke.“ Keiner habe die Reisenden informiert, „erst nach zehn Minute war die Rede von einer Signalstörung“. Da erwarte sie besseren Service.

Mit Bus und S-Bahn zum Flughafen

Relex-Busse: Die Region schließt mit den neuen Bussen eine Lücke im Kreis Esslingen. Die Linie X 10 von Kirchheim zum Stuttgarter Flughafen verkehrt auf einer Strecke von 24 Kilometern. Die Fahrtzeit beträgt 38 Minuten. Mit nur vier Zwischenhalten auf der Strecke geht das schnell: Wendlingen ZOB, Köngen Kirchheimer Straße, Denkendorf Neuhäuser Straße und Neuhausen/Schlosssertraße.

Flughafenbus 122: Diese wichtige Verbindung vom Esslinger ZOB auf den Flughafen bedient der Filder Express. Im Einsatz sind moderne Busse ebenso wie die älteren Fahrzeugtypen. Diese Buslinie ist auch für Fluggäste vom Schurwald attraktiv. Auf der Strecke hält der Bus an vielen Stationen in der Parksiedlung, im Scharnhauser Park, in Scharnhausen und in Plieningen – das verlängert die Fahrzeit.

S-Bahn: Vom Esslinger Bahnhof ist der Flughafen mit der S-Bahn-Linie 1 (Herrenberg) und einem Umstieg in Bad Cannstatt in die S 2 (Filderstadt) zu erreichen. Diese Fahrt durch die Stuttgarter Stadtmitte und über Vaihingen dauert aber mit 50 Minuten zehn Minuten länger als die der Linie 122. Die Fahrt mit der S-Bahn kostet aus Esslingen mehr, da eine weitere Zone durchfahren wird: statt 4,10 Euro 5,20 Euro.