Mit einem breit gefächerten Repertoire setzt Dirigent Jörg Krohmer beim Musikverein Baltmannsweiler neue Akzente. Foto: Ait Atmane Quelle: Unbekannt

Von Karin Ait Atmane

Nach dem Dirigentenwechsel hat sich der Musikverein Baltmannsweiler (MVB) neu aufgestellt und sein Repertoire breiter gefächert. Das Orchester zeigte beim Blasmusikabend am Samstag im gut gefüllten Festzelt, wie viel Spaß es an der neuen Linie hat. Zum Ausklang ihres viertägigen Musikfests sind die Bläser heute noch einmal zu hören.

Seit gut einem Jahr dirigiert Jörg Krohmer das Blasorchester, dessen Mitglieder zwischen 13 und 60 Jahre alt sind und zusammen auf einen recht jungen Altersdurchschnitt kommen. „Jung, frisch, dynamisch“ beschreibt es Tenorhorn-Bläser Martin Herbrik. Gespielt würden Stücke aus „allen Bereichen, aber mit Qualität“. Während der Vorgänger eher auf klassische böhmisch-mährische Klänge setzte, ist mittlerweile viel Modernes dabei. Und es entstand die Idee, im Rahmen des Musikfestes am Samstag bei einem Blasmusikabend die neue Linie zu zeigen, im Wechsel mit dem Musikverein Aichschieß, der ähnlich ausgerichtet ist.

Beim Publikum im Festzelt kam das sehr gut an, zumal sich die Musiker locker präsentierten. Auf der Bühne war Bewegung, wenn einzelne Instrumentengruppen aufstanden. Zwischendrin fanden einige Musiker auch Zeit für ein Gruppenfoto per Handy, das direkt an eine Kameradin auf dem Weg nach China verschickt wurde. Spaß muss sein, da sind sich alle einig. Ebenso selbstverständlich sei, dass der Dirigent die Stimmung aus dem Publikum aufnehme und die Stücke entsprechend auswähle, sagt Herbrik. „Ein guter Koch kocht für seine Gäste.“

Das viertägige Festprogramm setzte auf Vielfalt, vom Rock’ n’Roll mit den „Bangbags“, die am Freitagabend das Festzelt zum Tanzen brachten und nach dem Unwetter samt Stromausfall „unplugged“ weiterspielten, bis hin zur Föhrenberger Blasmusik beim Frühschoppen am Sonntag.

Der große Flohmarkt parallel dazu hat sich ebenso etabliert wie das Mittagessen für Betriebe, zu dem montags immer die Mitarbeiter von Firmen aus dem Ort und dem Umland kommen. Beim darauf folgenden, offenen Seniorennachmittag treffen sich heute auch die Senioren des Kreisblasmusikverbands. Zum Ausklang spielt ab 17 Uhr das Jugendorchester des MVB, ab 18.30 Uhr der Reichenbacher Musikverein und ab 21 Uhr das MVB-Orchester.

Alle helfen beim Aufbau

Wer ein so großes Festzelt aufbaut, muss es auch vier Tage lang mit Leben füllen, meint Finanzvorstand Herbert Schrag. Das sei zwar ein „Riesen-Kraftakt“, gelinge aber immer wieder. Neben den Vereinsmitgliedern packen deren Familien und Freunde mit an. Der Aufbau sei dieses Jahr so schnell wie noch nie vonstatten gegangen, erzählt Schrag. „Ich war überrascht, wie viele gekommen sind, auch Damen und Jugendliche.“ Am Mittwoch stand die Hülle, sodass in der großen Hitze an den Folgetagen nur noch der Innenausbau zu machen war. Mancher sei „von Mittwoch bis Dienstagnacht nach dem Aufräumen“ vor Ort, sagt Schrag, der selbst in diesen Tagen kaum zum Schlafen kommt.

Unterstützung kam von einer kleinen Gruppe junger Männer aus der Asylbewerberunterkunft, unter ihnen der Iraker Shewan Lawan. Er mischte sich beim Blasmusikabend unters Publikum und wurde von Vereinsmitgliedern wie ein alter Freund begrüßt. „Alles gut“, lautete das Urteil des jungen Mannes zur Blasmusik. Dass man so ein Instrument im Dorf ausleihen und erlernen kann, überraschte ihn - der Musikverein lud ihn dazu ein.