Die Hochdorfer Bürger werden am 29. Januar eine echte Wahl haben: Außer Amtsinhaber Gerhard Kuttler hat am Samstag auch der 36-jährige Sportwissenschaftler Benjamin Haar seine Bewerbungsunterlagen zur Bürgermeisterwahl eingeworfen. Haar ist in Hochdorf aufgewachsen und arbeitet seit vier Jahren als Geschäftsführer bei der TSG Reutlingen.

Von Roland Kurz

„Ich habe mir das reiflich überlegt, weil das Bürgermeisteramt eine große Aufgabe bedeutet“, sagt Haar. Er sei vor einiger Zeit von mehreren bekannten Personen in Hochdorf angesprochen worden, auch Freunde hätten ihn gefragt: Wär das nichts für dich? Er habe sich dann zur Kandidatur entschieden, weil er sich für seinen Heimatort engagieren möchte, der sich in der Vergangenheit „nicht so positiv entwickelt“ habe. „Der Ort ist nicht hübscher geworden.“ In der öffentlichen Verwaltung hat Haar noch keine Erfahrung gesammelt, sieht aber bei seiner jetzigen Aufgabe einige Parallelen zum Bürgermeisteramt: „Man organisiert das Zusammenleben von Menschen, führt Personal und verwaltet einen Haushalt.“ Bei der TSG Reutlingen, dem größten Verein der Region Neckar-Alb, müsse er sich auch mit der Stadt, mit Schulen und mit Ehrenamtlichen abstimmen.

In seinem Flyer, den er seit Samstag mit seinen Eltern in die Hochdorfer Briefkästen steckt, findet man Punkte, die offensichtlich gegen Amtsinhaber Kuttler gewandt sind. Es seien vorwiegend Einzelmaßnahmen umgesetzt worden, nun gelte es, ein umfassendes Konzept zu entwickeln. Es reiche nicht, am Rathaus den Anstrich zu erneuern, auch das Innenleben müsse sich verändern. Hochdorf brauche einen Ideengeber als Motor, er wolle sich für neue Gewerbeflächen einsetzen, um mehr Arbeitsplätze am Ort und eine größere finanzielle Unabhängigkeit zu schaffen, schreibt er. Haar präsentiert sich als „unabhängiger und parteiloser Kandidat“.

In seiner Vita hebt der Herausforderer sein ehrenamtliches Engagement hervor. Er war Übungsleiter beim TV Hochdorf, Jungscharleiter und zweiter Vorsitzender des CVJM. Die Leitung des Zeltlagers habe er erst vor zwei Jahren, vor der Geburt seiner Tochter, aufgegeben. Auf seine Mitarbeit beim Aufbau des Jugendhauses Skunk sei er heute noch stolz.

Haar hat 1999 am Plochinger Gymnasium Abitur gemacht. Beim DRK-Rettungsdienst Nürtingen-Kirchheim absolvierte er seinen Zivildienst. Es folgte das Studium Sportmanagement und -marketing an der Universität Stuttgart. Danach arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni und promovierte 2011. 2006 zog er von Hochdorf nach Stuttgart, wo er mit Partnerin und Tochter lebt.

Ob es ein Zweikampf am Wahlsonntag wird, steht noch nicht fest. Die Bewerbungsfrist läuft erst am 5. Januar ab.