Die Stadtarchivare Bernd Klagholz (rechts) und Nikolaus Back vor der Gedenkstätte beim US-Airfield. Fotos: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Der Bedarf an Ganztagsbetreuung für Grundschüler ist in Baltmannsweiler stark gestiegen - und er nimmt weiter zu, denn bei Kindern, die jetzt im Kindergarten ganztags betreut werden, ist das in der Regel auch nötig, wenn sie in die Schule kommen. Eine Möglichkeit, den veränderten Bedingungen Rechnung zu tragen, ist die Ganztagsgrundschule. Die Gemeinde hat nun einen ergebnisoffenen Prozess zur Schulentwicklung gestartet.

Von Klaus Harter

Die zahlreichen Eltern und Lehrkräfte, die zur Auftaktveranstaltung ins Kulturzentrum gekommen sind, zeigten Bürgermeister Simon Schmid, wie wichtig das Thema ist. In beiden Ortsteilen gibt es eine Grundschule. Außerhalb der Schul- und der Kernzeit gehen Schüler, die eine Ganztagsbetreuung brauchen, in die Kinderhäuser Arche Noah (Baltmannsweiler) und Spatzennest (Hohengehren). Deren Kapazitätsgrenzen werden 2017 überschritten, verdeutlichte Schmid. Daher sei die Gemeinde „zum Handeln gezwungen“. Als Möglichkeiten zeigte er auf, in einem Ortsteil oder in beiden eine Ganztagsschule einzuführen, oder die Betreuung weiterhin in den Kinderhäusern zu leisten. Die Entscheidung könne die Gemeinde nicht alleine treffen, sagte der Bürgermeister. Sie wolle die Eltern und Lehrerkollegien, aber auch andere Interessierte in die Schulentwicklung einbinden.

„Jede gute Schulentwicklung braucht viele mitdenkende Menschen“, betonte Schulrat Kai Katuric, der im Staatlichen Schulamt Nürtingen für die Ganztagsschulen zuständig ist. Das Land verfolge das Ziel, mehr Ganztagsangebote in erreichbarer Nähe zu schaffen. Studien zeigten, dass die Chancengleichheit in Ganztagsschulen höher sei und Kooperationen mit außerschulischen Partnern einen Mehrwert brächten. Die Zahl der ganztägig betreuten Schüler nehme landesweit zu, berichtete Katuric.

Möglich seien zwei Varianten: Die gebundene Ganztagsschule sei verpflichtend für alle Schüler, bei der Wahlform könnten die Eltern entscheiden, für welche Schule sie ihr Kind anmelden. Im Kreis Esslingen gebe es bisher nur die Wahlform. Schule und Schulträger könnten selbst festlegen, ob sie den Ganztagsbetrieb an drei oder vier Tagen von 8 bis 15 Uhr oder von 8 bis 16 Uhr wollen. Für den gewählten Zeitraum übernehme das Land die Kosten, für die Betreuung darüber hinaus sowie für die Mittagspause sei die Gemeinde zuständig. Die Eltern würden also von Betreuungskosten entlastet. Auf die Frage einer Mutter sagte Katuric, die Kinder erhalten in der Schule ein Mittagessen, dürften in der einstündigen Pause aber auch nach Hause gehen. Zudem würden Ruheräume eingerichtet.

Heinz Hinz, der Leiter der Akademie Silberburg und des pädagogischen Instituts für Elementarpädagogik, moderiert die nächsten drei Veranstaltungen, in denen Eltern, Lehrkräfte und andere Beteiligte ihre Anregungen, Bedenken und Ideen einbringen sowie Fragen stellen können. „Viele Menschen sollen miteinander in ein konstruktives Gespräch kommen“, sagte Hinz. „Es fällt nichts unter den Tisch“, versicherte er und hob hervor: „Es kann keine Gruppe allein entscheiden, wie es weiter geht.“ Am Ende des Prozesses stehen Handlungsempfehlungen, über die dann die Schulkonferenzen und der Gemeinderat beraten und entscheiden. Fällt die Entscheidung für eine Ganztagsschule, muss die Schule ein pädagogisches Konzept entwickeln und die Gemeinde als Schulträger den Antrag stellen. Die Frist für das Schuljahr 2017/2018 endet am 1. Oktober.

Die Schulentwicklungsprozess sieht noch drei Termine vor: Montag, 9. Mai, Dienstag, 14. Juni, und Dienstag, 12. Juli. Beginn ist jeweils um 19 Uhr im Kulturzentrum.