Die Großbaustelle für das Bahnprojekt bei Wendlingen liegt direkt hinter der Autobahn. Foto: bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/Arnim Kilgus Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Das geplante Informationszentrum für das Bahnprojekt Stuttgart - Ulm in Wendlingen wird gestrichen. Weil die Bahn an der Sparschraube dreht, ist kein Geld mehr für diese Anlaufstelle da. Über das Aus ärgert sich Bürgermeister Steffen Weigel. Dennoch sucht er mit Vertretern der Bahn nach anderen Wegen, um eine Informationsstelle für die Bürger zu schaffen. Auch das Infomobil, mit dem die Projektpartner wechselnde Standorte bedienten, fällt dem Rotstift zum Opfer.

Von Baustellenlärm und Lastwagenverkehr sind die Bewohner des Stadtteils Unterboihingen besonders belastet. Bei Informationsveranstaltungen mit Vertretern der Bahn hatten diese wiederholt signalisiert, dass es in Wendlingen ein Informationszentrum geben werde. Das hätte 750 000 Euro gekostet. „Weil wir zum Sparen gezwungen sind, können wir das Projekt nun nicht realisieren“, bestätigte David Bösinger, Sprecher des Vereins „Bahnprojekt Stuttgart - Ulm“. Auch das Infomobil wird nicht mehr verkehren. Damit lassen sich bis 2021 insgesamt 900 000 Euro einsparen. Die große Zugmaschine rollte seit 2011 durch Baden-Württemberg und steuerte bis 2016 150 Städte und Gemeinden an. 80 000 Menschen nutzen das Angebot. Die meisten Einsätze gab es nach Bösingers Worten vor dem Volksentscheid. Der Verein bekommt in den nächsten Jahren nur noch jeweils drei Millionen Euro für die Öffentlichkeitsarbeit; 2015 waren es 4,1 Millionen und 2016 3,7 Millionen.

„Wir hatten konkret geplant, in der Mitte der Strecke ein weiteres Infozentrum einzurichten“, bestätigt Bösinger. Nun wird dem Verein, dessen Vorsitzender Georg Brunnhuber ist, für solche Vorhaben buchstäblich der Geldhahn zugedreht. Es bleibe bei den zwei Infozentren in Stuttgart und am Endpunkt der Neubaustrecke in Ulm.

Der Sparkurs trifft nun auch Wendlingen. Bürgermeister Steffen Weigel, der für die SPD auch im Kreistag sitzt, macht seinem Ärger über die Absage Luft. Er verstehe einfach nicht, dass bei einem Projekt, dessen Kosten auf bis zu zehn Milliarden Euro geschätzt werden, gerade an der Kommunikation gespart werde. Weigel ist es wichtig, die Bürger zu informieren und ihre Sorgen ernst zu nehmen. Denn das Projekt ist und bleibt bei vielen umstritten.

Trotzdem blickt der Verwaltungschef nach vorn. Die Kommunikation mit der Bahn klappt aus seiner Sicht insgesamt sehr gut. „Ich will die Sorgen der Bürger an die Verantwortlichen von der Bahn weitergeben.“ Vom Infozentrum an der Wendlinger Baustelle hätte er sich viel versprochen. „Da bekommen die Bürger aus der Umgebung und andere Interessierte erklärt, was sich auf der Baustelle tut.“ Das entschärft aus seiner Sicht Frust und Konfliktpotenzial. „Mit Information und Kommunikation lassen sich viele Befürchtungen leicht ausräumen.“ Weigel ist es wichtig, dass das Bahnprojekt trotz aller Belastungen „von unseren Bürgern akzeptiert wird“. Da die Stadt derzeit auch den Bahnübergang Schützenstraße umbaut, hatte er gehofft, mit Schautafeln zu diesem Projekt beim Bahn-Infozentrum andocken zu können.

Der Verwaltungschef und sein Team informieren bereits jetzt im Wendlinger Rathaus mit einer Ausstellung über das Bahnprojekt. Darüber freuen sich die Vertreter der Bahn. „Wir können uns vorstellen, uns an der Ausstellung zu beteiligen“, sagt Bösinger, der beim Verein „Bahnprojekt Stuttgart - Ulm“ die Ausstellungszentren und Besucherdienste leitet. Da schwebt ihm eine aufwendig konzipierte Schau vor, „die dann vielen Bürgern im Rathaus zugänglich ist“. Mit Baustellenführungen, die auf die Wendlinger Baustelle zugeschnitten sind, wolle man auch ohne ein stationäres Zentrum die betroffenen Menschen gut bedienen.

Wie groß das Interesse an Information über das Bahnprojekt ist, erlebt Bösinger mit dem Infozentrum am Stuttgarter Bahnhof. 260 000 Menschen besuchten 2016 die Ausstellung im Turmforum in Stuttgart. „Das Interesse ist ungebrochen“, sagt Bösinger. Auch die Führungen über die Stuttgart-21-Baustelle in der Baugrube des künftigen Tiefbahnhofs kommen sehr gut an. Anfang Januar durften sich die Bürger da hautnah ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten machen.