Die Besucher der Ausstellungseröffnung betrachten die Schautafeln zum Thema „Reformation auf den Fildern“ und kommen miteinander ins Gespräch. Foto: Olbort Quelle: Unbekannt

Von Janey Olbort

Es herrscht reges Treiben in der Petruskirche in Bernhausen. Dort, wo üblicherweise die Stühle für den Gottesdienst aufgereiht sind, versammeln sich rund 50 Besucher an kleinen Stehtischen. Sie sind zur Vernissage der Ausstellung „Die Reformation auf den Fildern“ gekommen. Zahlreiche Stellwände informieren über 500 Jahre Reformation. In den nächsten Wochen wird jeweils ein Teil der Ausstellungstafeln mit verschiedenen Schwerpunkten in den Kirchen der 16 Gemeinden auf den Fildern zu sehen sein.

Aus der Zeit der Reformation stammen zum Beispiel erste Verzeichnisse zu Taufe und Ehe aus Ruit. Mit den Kirchenbüchern befasst sich eine kleine Ausstellung am 14. Mai in der dortigen Auferstehungskirche. Davor findet ein Gottesdienst zum Thema satt.

„Luther hat auf den Fildern gewirkt, ohne hier gelebt zu haben“, erklärt Oberbürgermeister Christoph Traub und führt aus: „Zum Beispiel ging der Schulbau auf den Fildern mit der Reformation einher.“ Wie auf einer der Tafeln zu lesen ist, gab es vor der Reformation kaum Schulen im ländlichen Raum. Mit der Reformation änderte sich dies, da flächendeckend Volksschulen eingeführt wurden. Auf diese Weise sollte die Bevölkerung lernen, die Heilige Schrift zu lesen.

Die Reformation habe in den hiesigen Gemeinden Spuren hinterlassen. Deshalb habe man sich die Frage gestellt, wie man die Geschichte am besten aufarbeiten könne und sich für die Ausstellung entschieden, sagt Dekan Rainer Kiess. Die Stadtarchivare von Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern, Nikolaus Back, Bernd Klagholz und Jochen Bender sowie der Esslinger Kreisarchivar Manfred Waßner haben über zwei Jahre an der Umsetzung der Ausstellung gearbeitet.

Der Einfluss der Reformation wird auf den Filder-Gemeinden vielerorts deutlich. Die Pfarrei Musberg wurde 1563 als erste im evangelischen Württemberg gegründet. Herzog Ulrich hatte die Reformation zuvor in Württemberg eingeführt und so die Grundlage für die Pfarrei geschaffen.

Auf einer der Stellwände erfahren Besucher, warum eine Heiligenstatue in Plattenhardt mehr als 400 Jahre lang vergraben war. Die Reformatoren waren gegen die Verehrung von Heiligen durch Bilder und Statuen. Deshalb ordnete Herzog Ulrich von Württemberg an, alle Heiligenstatuen und Heiligenbilder zu entfernen, ist dort zu lesen. Da man in Plattenhardt aber nicht auf den Schutz der Heiligen verzichten habe wollen, habe man die Statue eingemauert, sagt Stadtarchivar Nikolaus Back. Ans Tageslicht kam die verschollene Figur erst wieder bei der Kirchenrenovierung im Jahr 1964.

Die Ausstellung erzählt viele dieser kleinen Geschichten, die sich zu Zeiten der Reformation zugetragen haben. Es wird auch dargestellt, wie das Pfarrhaus in Kemnat entstanden ist oder wie die Reformation die Kirche für Musik zugänglich gemacht hat. Außerdem wird erklärt, warum Neuhausen katholisch blieb.

Bis Juli ist die Ausstellung von Musberg bis Nellingen in den Gemeinden auf den Fildern zu sehen.

Die Ausstellungstermine

Das Bild in der Reformation, 5. Februar, 10 Uhr, Friedenskirche in Oberaichen

Heiligenverehrung - Antholianus, 5. März, 10 Uhr, Antholianuskirche in Plattenhardt

Theologie des Kreuzes, 12. März, 10 Uhr, Evangelische Kirche in Scharnhausen

Reformation und Musik, 25. März, 16.30 Uhr bis 22.30 Uhr, Stephanuskirche in Echterdingen

Luther im Film, 2. April, 10 Uhr, Evangelische Kirche in Stetten

Am Vorabend der Reformation, 9. April, 10 Uhr, Georgskirche in Bonlanden

Reformation und Bibel, 14. April, 11 Uhr, Martinskirche in Sielmingen

„Widerstehen“ - Luther und Bonhoeffer, 23. April, 10 Uhr, Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Ostfildern

Die Entstehung der Pfarrei Musberg, 30. April, 10 Uhr, Dreifaltigkeitskirche in Musberg

Warum Neuhausen katholisch blieb, 7. Mai, 10 Uhr, Christuskirche in Neuhausen

Kirchenbücher und Reformation, 14. Mai, 10 Uhr, Auferstehungskirche in Ruit

Zwischen Thron und Altar, 11. Juni, 10.30 Uhr, Evangelische Kirche in Harthausen

Luther im Spiegel der Spielkarten, 2. Juli, 10 Uhr, Peter-und-Paul-Kirche in Leinfelden

Das evangelische Pfarrhaus, 9. Juli, 10 Uhr,Bartholomäus-Kirche in Kemnat

Weitere Infos sind unter http://www.evkifil.de/hier-und-dort/reformation2017.php abrufbar