Eigentlich ist Petra Durst-Benning eher für ihre historischen Romane bekannt. „Die Blütensammlerin“ spielt jedoch in der Gegenwart. Foto: oh Quelle: Unbekannt

Von Iris Häfner

Maierhofen begeistert die Menschen. Jetzt ist der dritte Roman über den fiktiven Ort im Allgäu herausgekommen, in dem die Single-Szene im Mittelpunkt steht. „Die Geister die ich rief . . .“, sagt Petra Durst-Benning - und bekommt das Grinsen nicht aus dem Gesicht. „Die Leute sind süchtig nach Maierhofen“, ist die Bestsellerautorin mit Kirchheimer Wurzeln selbst überrascht über den Erfolg ihres ersten zeitgenössischen Romans. „Die ,Kräuter der Provinz‘ haben eingeschlagen wie eine Bombe“, freut sie sich. Dabei wollte die Autorin eigentlich „nur mal so“ einen zeitgenössischen Roman in die lange Reihe ihrer historischen Geschichten einschieben, da sich in diesem Genre der Rechercheaufwand im Vergleich zu ihren historischen Stoffen in überschaubaren Rahmen hält. Doch dann war der Ruf der vielen Leser nach einer Fortsetzung der Geschichte unüberhörbar. „Und jetzt schreibe ich mehr als je zuvor“, verrät sie.

Um dem Wunsch nach einer Fortsetzung nachzukommen dachte Petra Durst-Benning zunächst an einen Kurzroman, der in Form eines E-Books erscheinen sollte - dann aber wurde „Das Weihnachtsdorf“ daraus. Band zwei aus Maierhofen, einem fiktiven Ort im Allgäu, versüßte den Fans das Fest im vergangenen Jahr und jetzt ist „Die Blütensammlerin“ druckfrisch erschienen. „Ich habe ein absolutes Luxusproblem. Ich wurde vom eigenen Erfolg überrollt“, bekennt die Autorin. Jedes Buch lässt sich einzeln lesen, auf den ersten 30 Seiten erfahren die Leser alles, um auf dem Laufenden zu sein und die Geschichte genießen zu können.

Im dritten Band dreht sich alles um einen Kochwettbewerb, den eine renommierte Zeitschrift in Maierhofen veranstaltet. Es geht um regionale Genüsse - und um Singles. „Das Thema ist aktuell. Jeder dritte Deutsche lebt allein, das sind 20 Millionen Menschen. Acht Millionen davon sind regelmäßig auf Singleplattformen unterwegs“, erzählt Petra Durst-Benning, die mit ihrem Mann und zwei Hunden in Oberboihingen lebt. Im Internet kann man auch den Partner des Lebens finden, die Autorin folgt jedoch einem anderen Credo. „Jeder sollte das tun, was ihm Spaß macht: In den Sportverein gehen, sich bei Greenpeace engagieren oder Schwedisch in der Volkshochschule lernen. Dann trifft man gleichgesinnte Leute. Das ist ehrlicher und wahrhaftiger“, ist sie überzeugt und schickt deshalb ihre Protagonisten auf Kochsafari. „Im gemeinsamen Tun lernt man die Menschen viel besser kennen“, sagt Petra Durst-Benning. Dazu reicht der Aufbau eines Partyzelts und viele Fragen werden geklärt: Wer ist ein Teamplayer? Wer schwingt nur große Reden? Wer packt mit an? Wer braucht eine Anleitung? „Da merkt man schnell, mit wem man kann.“ So ähnlich ist es auch in der Kochwoche in ihrem Roman, in der unterschiedlich Charaktere aufeinandertreffen.

„Es ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Ab einem gewissen Punkt haben die Figuren ein Eigenleben entwickelt und den Spielraum ausgenutzt, den sie hatten. Das hat richtig Spaß gemacht beim Schreiben.“ Interessante Leute hat sie da vereint im Alter 45 plus. „Das Thema Partnersuche hat eine andere Qualität. Da lässt du dir nicht mehr so schnell ein X vor einem U vormachen“, ist ihre eigene Erfahrung. Die Romanfiguren sind ständig mit etwas beschäftigt, kaufen Käse auf der Alm oder besuchen eine Bäckerei. „Ich musste da gar nicht viel erzählen, sondern nur aufzeigen, wie sie agieren. Die Geschichte erzählt sich von selbst - das war für mich sehr ungewohnt“, sagt die Autorin. Das gesamte Buch erstreckt sich nur über eine Woche, auch das war eine neue Erfahrung für sie. Bei ihren historischen Romanen gehen in der Regel Jahre ins Land, bis das Ende der Geschichte erzählt ist.

„Noch nie hatte ich auf einen Roman so eine Resonanz wie auf die Kräuter der Provinz“, freut sie sich. Er habe ganz offensichtlich das Leben vieler Menschen berührt, die Geschichte über Regionalität und das vom Aussterben bedrohte Dorf die Leser angesprochen. „Die ländliche Infrastruktur ist ein aktuelles Thema. In meinen Lesungen saß manchmal der halbe Gemeinderat“, sagt Petra Durst-Benning. Hunderte von Ideen wurden in den 40 Lesungen zwischen Allgäu und Nordhessen an sie herangetragen. „Meine Figuren sind nicht so abgedreht, sondern nah am realen Leben dran. Unter Umständen könnte die Geschichte also jedem Leser irgendwie passieren“, versucht sich die Autorin in einer Erklärung. Aber vielleicht liegt es auch an ihrem Talent, das Gewöhnliche ungewöhnlich gut zu präsentieren.

Die Blütensammlerin

Inhalt: Nach ihrer Trennung soll Christine entweder aus ihrem Haus ausziehen oder ihren Mann auszahlen. Wer aber gewährt einer Hausfrau Ende vierzig ein Darlehen oder stellt sie ein? Doch die Maierhofener Frauen halten zusammen und helfen Christine, ihr Haus in ein Bed & Breakfast umzuwandeln. Zudem richtet sie Single-Wochenenden aus, an denen man nicht nur das Landleben, sondern auch neue Menschen kennenlernt. Sogar Marketingexpertin Greta ist begeistert: Im Juni findet doch der große Kochwettbewerb statt - und wie wäre es, wenn Christine ein Team zusammenstellte, das daran teilnimmt? So könnte jeder Topf seinen Deckel finden.

„Die Blütensammlerin“ von Petra Durst-Benning ist erschienen bei Blanvalet, 512 Seiten, 9,99 Euro.