Die „Badewanne“ bleibt erst mal erhalten: Zu teuer wäre es mit den aktuellen finanziellen Rahmenbedingungen, das Sicherheitsbecken aufzufüllen.Archiv Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Ganz vom Tisch ist es zwar nicht, aber mittelfristig gibt es keine neuen Grundstücke für Unternehmen am jetzigen Standort des Sicherheitsbeckens im Plochinger Hafen. Eine detaillierte Untersuchung hat ergeben, dass das Vorhaben sich aktuell nicht rentiert.

Von Greta Gramberg

14 000 Quadratmeter neue Gewerbeflächen: Auf das Potenzial, das eine Verfüllung des Sicherheitsbeckens im Hafen freisetzen würde, hat man in Plochingen seit Jahren gehofft. Seit kurzem ist aber klar, dass das so schnell nicht geschehen wird, weil es sich wirtschaftlich nicht lohnt. „Wir haben eine sehr tiefgehende Untersuchung vorliegen“, sagt dazu Bürgermeister Frank Buß. Allein das Planfeststellungsverfahren, das der nächste Schritt zur Umsetzung des Projektes wäre, würde 800 000 bis 900 000 Euro kosten. Zudem wären laut Untersuchung aus heutiger Sicht Investitionen vom etwa elf Millionen Euro für den Bau nötig. Für jeden Quadratmeter zusätzlicher Gewerbefläche würde die Stadt also 800 bis 850 Euro bezahlen müssen, erklärt Buß. Die aktuell üblichen Verkaufszahlen lägen dagegen bei 180 bis 200 Euro. „Sie sehen, dass das weit weg ist von marktfähigen Preisen“, sagt der Bürgermeister.

Man wird im Rathaus aber schauen, ob die Rahmenbedingungen irgendwann besser werden. „Wir wollen es nicht aufgeben, weil es ein Projekt ist, das durchaus sinnvoll ist“, meint Frank Buß. Es mache Sinn, den Güterverkehr von der Straße zu nehmen.

Das Sicherheitsbecken war beim Bau des Hafens vor 50 Jahren Vorschrift. Es sei eine Art Badewanne erklärt Gerhard Straub, Direktor des Plochinger Neckarhafens. Der Bereich ist tiefer als der restliche Fluss, sodass sich Schiffe dort in Sicherheit bringen konnten, sollte ein Wehr brechen und das Wasser ablaufen. Heutzutage könnten sich Schiffe aber rechtzeitig in andere Bereiche retten, sodass man das Sicherheitsbecken nicht mehr brauche, sagt Straub.

Dass das Auffüllen große Kosten verursacht liegt nach Angaben des Hafendirektors auch daran, dass sich dort aktuell eine Anlegestelle befindet für eine Firma, die dort Kerosin für den Stuttgarter Flughafen umschlägt. Diese Landestelle müsste verlegt werden. „Es ist eine Sache, die sich wirtschaftlich rechnen muss“, sagt auch Gerhard Straub. Das Projekt sei zeitlich verschoben, aber nicht aufgehoben.

Dafür gibt es im Neckarhafen in anderen Bereichen gute Neuigkeiten: Der jetzige Bundesverkehrswegeplan 2030 sieht vor, die Neckarschleusen nicht nur bis Heilbronn, sondern von der Mündung bei Mannheim bis Plochingen komplett für 135-Meter-Schiffe zu verlängern. Das ist wichtig für die Zukunft des Standortes. Straub zufolge ist das zwar kein Projekt, das innerhalb weniger Jahre realisiert wird. „Aber es ist für die Zukunft des Neckars und der Binnenschifffahrt extrem wichtig, dass Planungssicherheit da ist.“ Das gelte auch für die Firmen am Neckar, die auf die Binnenschifffahrt angewiesen seien und nun langfristig planen und investieren könnten.

Mit einer dieser ortsansässigen Firmen will der Hafen eine neue Multifunktionsfläche schaffen, wo mittel- bis langfristig auch Containerumschlag innerhalb des Hafens möglich sein soll. Straub sieht in der Binnenschifffahrt Zukunftspotenzial, vor allem da jetzt die Voraussetzungen mit der Schleusenverlängerung geschaffen werden. „Man muss auch sehen: Die Straßen haben im Prinzip keine Kapazitäten mehr“, sagt er. Der Güter- und gewerbliche Verkehr werde sich laut Studien in den nächsten 15 Jahren um knapp 40 Prozent steigern. „Das kann die Straße allein gar nicht mehr aufnehmen“, so der Hafendirektor.

Zudem sei das Binnenschiff der kostengünstigste Verkehrsträger. „Der Lkw ist aus ökologischer Sicht heute fast zu günstig, bedingt durch die aktuell niedrigen Kraftstoffpreise. Wenn sich das ändert, kann die Binnenschifffahrt ihre Vorteile wieder mehr ausspielen.“ Derzeit werden im Plochinger Hafen jährlich ungefähr 1,5 Millionen Tonnen von und auf Schiff, Zug und Lkw umgeschlagen. Davon betreffen 40 bis 45 Prozent die Schifffahrt.