Der Ingenieur Andreas Wiens, Teamleiter der Prozessentwicklung bei Gehring Technologies, erläutert einer Kundengruppe die unterschiedlichen Bereiche und Funktionen der Hochtechnologie. Foto: Eisenhardt Quelle: Unbekannt

Von Katja Eisenhardt

Bei der Firma Gehring geht es um höchste Präzision. Das weltweit agierende Maschinenbauunternehmen mit Hauptsitz in Ostfildern hat sich auf die so genannte Hontechnologie spezialisiert und ist heute Weltmarktführer dieses Verfahrens. Anlässlich des 90-jährigen Firmenbestehens lud das Unternehmen jetzt seine Kunden ein, einmal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Der Grundstein für die Erfolgsgeschichte wurde im Jahr 1926 in Naumburg/Saale gelegt. Seit 1948 hat Gehring mit aktuell 400 Mitarbeitern seinen Hauptsitz in Ostfildern und ist zudem mit internationalen Standorten in den USA, Brasilien, Indien, China und Frankreich global breit aufgestellt.

Doch um was geht es bei der Hontechnologie? „Beim Honen handelt es sich um ein spanabhebendes Feinbearbeitungsverfahren für praktisch alle Werkstoffe“, erklärt Marketingleiter Manuel Sens: „Es geht um Verbesserung der Maß- und Formgenauigkeit, um Optimierung der Oberflächenbeschaffenheit, etwa bei Reibungsvorgängen - also in Motoren, Lagern, Maschinenelementen oder Getrieben. Zu den Kunden gehöre die metallverarbeitende Industrie, zuvorderst die Automobilindustrie und deren Zulieferer, ebenso Hersteller von Bau- und Nutzfahrzeugen oder Hydraulik- und Pneumatikteilen, der Maschinen- und Werkzeugbau sowie die Luft- und Raumfahrttechnik und der Schiffsbau.

Geschäftsführer Sebastian Schöning beschreibt ein Beispiel aus dem Bereich der Automobilindustrie, für das die Technologie von Gehring wichtig ist: „Stichwort CO2-Emission: Im Motorblock eines Autos laufen Zylinder und Kolben ineinander. Dabei sollte möglichst wenig Reibung entstehen, denn je höher die Reibung im Motor, desto höher ist letztendlich der Kraftstoffverbrauch. Durch die optimierten Oberflächen wird der Öl- und Kraftstoffverbrauchverbrauch gesenkt, Verschleißerscheinungen entgegengewirkt und der CO2-Ausstoß verringert. Diese Technologie, bei dem auf den tausendstel Millimeter genau gearbeitet wird, ist die Zukunft“, ist Schöning überzeugt.

Interessiert nutzten die Besucher die Gelegenheit, sich während eines Rundgangs einzelne der hochkomplexen Maschinen anzusehen und sich die Honverfahren von Experten erläutern zu lassen. Herausragende Innovationen seien etwa das „Formhonen“ sowie die Prozesskette „Nanohonen“. Ersteres generiert spezielle, nicht zylindrische Bohrungen, um die Reibung zwischen Kolben und Zylinderlaufbahn zu reduzieren.

Beim Nanohonen sorgt ein speziell entwickeltes Aufrauwerkzeug in der Zylinderlaufbahn eines Verbrennungsmotors für ein passendes Profil, dann wird beschichtet, dann gehont. „Auf der so bearbeiteten Oberfläche entsteht eine optimale Haftung für den Ölfilm, der Kolben läuft dadurch sauber. Ziel ist hier eine Kostenreduzierung bei gleichzeitiger Steigerung der Funktionalität“, erklärt Sens. Entsprechend der Anforderungen entwickle sich die Hontechnologie stets weiter. In diesem Zug habe Gehring eine Academy gegründet, bei der Kunden in Kursen zur Prozesstechnik sowie zur Maschinenbedienung und -instandhaltung geschult werden.

www.gehring.de