Schon jetzt fahren viele Lastwagen durch die Ortschaften des Lenninger Tals. Mit dem Abtransport der Erdmassen aus dem Albvorlandtunnel wird ihre Zahl steigen. Foto: Riedl Quelle: Unbekannt

Von Anke Kirsammer

Die monatelangen Bauarbeiten auf der B 465 in Lenningen sind noch nicht ganz verdaut, die Markierung auf der Straße noch nicht einmal aufgebracht, da müssen sich die Einwohner auf eine neue Belastung einstellen: Eineinhalb bis zwei Jahre werden weit mehr Schwerlaster über die stark belastete Ortsdurchfahrt donnern als ohnehin schon. Der Grund ist das Vorrücken der ICE-Baustelle nach Dettingen und Kirchheim. 500 Lastwagen transportieren täglich die Erdmassen ab, die beim Bau des Albvorlandtunnels anfallen. Dass der Löwenanteil über die B 465 rollen soll (wir berichteten), bringt Bürger und Verwaltungen in Aufruhr.

Die Einwohnerfragestunde im Gemeinderat nutzte ein Lenninger, um seine Sorgen loszuwerden: 500 volle Lastwagen bedeuteten auch 500 leere. „Damit fährt alle 36 Sekunden ein Laster durchs Tal.“ Die B 465 sei mit viel Aufwand saniert worden. „Sieht die Straße nachher nicht viel schlimmer aus als vorher?“, fragte er Bürgermeister Michael Schlecht.

Der Rathauschef teilt derlei Sorgen: „Mich hat es auch gelupft, als ich von den 500 Lkw gehört habe. Man muss Bund und Land schon fragen, ob sie es sich leisten können, eine neue Straße kaputt zu machen.“ Die Abfahrt des Materials über die Autobahn habe Priorität, teilt das Regierungspräsidium mit. Deshalb werde ein gesonderter Zubringer in Richtung Albaufstieg eingerichtet. Unverständlich ist für den Bürgermeister, dass trotzdem ein Großteil der Schwerlaster durchs Lenninger Tal fahren soll. Mit seinen Bürgermeisterkollegen aus Dettingen und Owen hat Michael Schlecht wegen des Themas bereits Kontakt aufgenommen. Die Strategie ist, sich an die Straßenverkehrsbehörden zu wenden, um zu klären, ob sich die Route anordnen lässt, wenn weiter entfernt gelegene Steinbrüche angefahren werden. Schlecht befürchtet jedoch, dass die Gemeinden nicht viel ausrichten können.

Für den Lenninger Bürgermeister gibt es viele offene Punkte. Noch existiere kein Entsorgungskonzept. „Woher weiß dann jemand, wo die Laster hinfahren?“, fragte er provokativ. Gesichert ist seines Erachtens, dass der an der Grabenstetter Steige gelegene Steinbruch Moeck täglich bis zu 3000 Tonnen Erdmaterial aus dem Albvorlandtunnel aufnimmt. Herangekarrt werden müssen die mit 100 bis 120 Schwerlastern. „Was in Zainingen oder Erkenbrechtsweiler passiert, wissen wir nicht“, sagte der Bürgermeister. Wenn Steinbrüche beispielsweise Richtung Günzburg angesteuert werden, gebe es - abgesehen von der Maut - indes keinen Grund, durchs Lenninger Tal zu fahren.

Was Schlecht ärgert, ist, dass die Gemeinden zu Lärmaktionsplänen verpflichtet werden. „In den kommenden zwei Jahren schiebt man das Thema aber beiseite.“ Einen Trumpf halten Owen und Lenningen jedoch in der Hand: Denn noch steht die Sanierung von Ortsdurchfahrten aus. Ganz oben in der Prioritätenliste rangiert Owen. „Auch die Durchfahrt von Brucken muss zwingend gemacht werden“, sagte Michael Schlecht. Während der Bauarbeiten auf der B 465 wird die Ortsdurchfahrt für Schwerlaster gesperrt.