Im Ratssaal des Aichwalder Rathauses geht es meistens sehr harmonisch zu. Die jüngste Sitzung des Gemeinderats hat allerdings spannungsgeladen begonnen: Bewohner des Lessingwegs in Schanbach beschwerten sich über die geplante Einquartierung von bis zu 34 Flüchtlingen in der Obdachlosenunterkunft der Gemeinde.

Von Karin Ait Atmane

Die Gemeinde Aichwald hat ihre bestehende Notunterkunft erweitert. Bisher waren zwei Geschosse mit Zimmern eingerichtet, nun wurde noch das Dachgeschoss ausgebaut. Bis zu 34 Bewohner können jetzt hier untergebracht werden, unter vergleichsweise komfortablen Verhältnissen: Der vorgegebene Mindeststandard von 4,5 Quadratmetern pro Flüchtling werde deutlich überschritten, bestätigte Hauptamtsleiter Stefan Felchle.

Die Anwohner - 41 Unterschriften hatten sie gesammelt - sehen darin allerdings eine zu dichte Belegung, die in einem Wohngebiet nicht verträglich sei. An dieser Stelle seien maximal 15 Bewohner und dann ausschließlich Familien tragbar, sagte eine Nachbarin. Ihr Haus liege nur wenige Schritte neben der Unterkunft. Sie ist auch besorgt, dass Flüchtlinge direkt auf das Kinderzimmer ihrer beiden Töchter blicken könnten: „Werden Sie uns womöglich sogar 34 Männer zumuten? Vor dem Fenster unserer kleinen Töchter?“, fragte sie.

„Maximalbelegung ist nicht das Ziel“

Was sei, wenn die Männer nachts auf der Straße herumlungerten, wenn es laut sei, wenn niemand mehr schlafen könne? Wer komme dann und sorge für Ordnung?, wollte sie außerdem wissen. Hier schaltete sich Peter Schubert, der Leiter des Polizeireviers Esslingen, ein, der eigentlich wegen eines anderen Tagesordnungspunktes gekommen war. Für solche Fälle gebe es die Polizei, sagte er - wie bei allen Ruhestörungen. Wenn seine Kollegen in Flüchtlingsunterkünfte gerufen würden, merkte er später an, gehe es fast ausschließlich um Reibereien zwischen deren Bewohnern. Dritte seien nur äußerst selten betroffen.

„Eine Maximalbelegung im Lessingweg ist nicht unser Ziel“, betonte Bürgermeister Nicolas Fink mehrfach. Momentan stehe keine Belegung konkret bevor, aber wenn es so weit sei, würden die Bewohner vom Landratsamt zugewiesen. Die Gemeinde könne sie nicht auswählen. Er bot den Anwohnern mehrfach an, sie auf dem Laufenden zu halten. Diese hakten immer wieder nach, bis hin zur Frage, ob auch schwarze Männer kämen. Mindestens drei Mal verwies Fink gleichbleibend freundlich auf die Sachlage, die nun mal so sei.

Die Verwaltung bewege sich kein bisschen, kritisierte einer der Anwohner, der am Folgetag in der Redaktion anrief. Sie verhalte sich obrigkeitshörig gegenüber der Bundesregierung und „unmenschlich“ gegenüber ihren Bürgern. Ungerecht sei zudem, dass „die ganze Last“ in Schanbach abgeladen werde, und dann auch noch in den Wohngebieten.

Eigentlich sollen die Flüchtlinge in Schanbach zentral in einer Unterkunft beim Parkplatz der Schurwaldhalle in der Nähe der Sportanlagen untergebracht werden. Geplant ist in zwei separaten Gebäuden sowohl die Erstunterbringung durch den Landkreis als auch die Anschlussunterbringung durch die Gemeinde für insgesamt bis zu 160 Menschen. Allerdings zog sich die Planung länger hin als gedacht und die Umsetzung verzögert sich, wie Ortsbaumeister Ansgar Voorwold berichtete: Die Ausschreibung des Landkreises, in der auch das Gemeindegebäude enthalten war, wurde aufgehoben, denn ihr Ergebnis lag 38 Prozent über der Kostenschätzung. Deshalb wird das Prozedere wiederholt und der Einzug ins Wohnheim voraussichtlich erst im Mai möglich sein.