Von Ulrike Rapp-Hirrlinger

Seit November leitet Mareike Gerhardt die Ortsbücherei Denkendorf „Eigentlich hatte ich mir keine großen Hoffnungen gemacht, dass meine Bewerbung um die Büchereileitung erfolgreich sein würde“, gesteht die 23-Jährige. Schließlich hat sie erst vor einem Jahr den Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Hochschule der Medien in Stuttgart abgeschlossen. Es folgten einige Monate in der wissenschaftlichen Bibliothek des Fraunhofer-Instituts für System-und Innovationsforschung in Karlsruhe. Doch bereits im Studium hatte sie sich auf öffentliches Bibliothekswesen konzentriert. „Einmal eine öffentliche Bibliothek zu leiten, war von Anfang an mein Berufsziel“, sagt sie.

Sie hat ihren Traumjob gefunden. „Die Denkendorfer Bücherei hat eine Größe, wie ich sie mir für den Anfang gut vorstellen konnte. Sie ist nicht zu groß, aber man kann Projekte verwirklichen und Kooperationen eingehen.“ Dass sie zudem auf ein harmonisches Team getroffen ist, freut sie. „Ich hatte schon etwas Angst, wie ich mit schwierigen Situationen zurechtkommen würde. Aber das war unbegründet.“ Besonders gut gefällt ihr, dass auf die Leseförderung so viel Wert gelegt wird und der Bestand aktuell ist. Damit das so bleibt und das Angebot bei den Nutzern ankommt, informiert sich die Bibliothekarin vorwiegend im Internet über Neuerscheinungen. „Was auf dem Markt gut läuft, geht auch bei uns“, ist sie überzeugt. „Wir müssen den Geschmack der breiten Masse bedienen.“

100 Veranstaltungen vor allem für Kinder und Jugendliche sprechen eine klare Sprache: „Sie beleben die Bücherei und sind eine wichtige Nachwuchsförderung“, sagt Gerhardt. „Außerdem kann man mit Veranstaltungen öffentlich präsent sein, und wir können zeigen, was uns wichtig ist.“ Gerne würde sie einmal die Autorin Kerstin Gier zu einer Lesung einladen. Auch Lesungen mit lokalen Schriftstellern kann sie sich gut vorstellen.

Gerhardt hat einige Ideen mitgebracht. So soll es einen Kasten geben, in den Büchereinutzer ihre Medien auch außerhalb der Öffnungszeiten einwerfen können. Außerdem hat die Bücherei eine Kooperation mit dem Generationentreff gestartet. Aussortierte Medien werden für ein Büchertauschregal gespendet. Demnächst besucht eine Gruppe von Menschen mit Demenz die Bücherei. „Ich möchte solche Kooperationen und die Vernetzung intensivieren“, sagt Gerhardt. Dass zunehmend mehr E-Books und Hörbücher ausgeliehen werden, macht ihr keine Angst. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eines Tages keine gedruckten Bücher mehr gibt.“ Zwar nutze sie alle Medien, „doch persönlich lese ich Gedrucktes lieber. Ein Buch in der Hand zu halten ist einfach viel schöner.“ Auch bei ihrer persönlichen Lektüre ist Gerhardt eine Allrounderin: „Ich lese eigentlich alles - Frauenromane, Krimis, Thriller, Fantastisches, Historisches und manchmal auch ein Kinderbuch.“ Verblüffend ist die Antwort auf die Frage nach einem Autor, der ihr besonders gefällt: „Daniela Katzenberger kann sehr gut schreiben.“

Mareike Gerhardt kommt ursprünglich aus Bietigheim-Bissingen und lebt jetzt in Stuttgart. In ihrer Freizeit greift sie natürlich oft zu einem Buch, sie mag es aber auch sportlich: Beim Joggen, Fahrradfahren und Schwimmen oder auch beim Backen und Kochen kann sie abschalten.

Bücherei in Zahlen

Die Bücherei verfügt über mehr als 19 000 Medien. 2016 verzeichnete sie knapp 72 000 Ausleihen. Gut 1300 der 7000 Ausweisinhaber nutzen das Angebot aktiv. 2016 wurden fast 2200 neue Medien angeschafft. Die 100 Veranstaltungen umfassten Vorlesestunden, Bilderbuchkinos, Kindertheater, Vorlese- und Kunstwettbewerb, Lesenächte, Lesungen und Führungen, aber auch „Poetry Slam“ und den Sommerleseclub „Heiß auf Lesen“. Zum Team gehören neben Mareike Gerhardt deren Stellvertreterin Stefanie Schmitt als Leiterin der Kinder- und Jugendbücherei sowie die technischen Mitarbeiterinnen Karin Heller und Petra Riegler und eine Auszubildende. Fünf ehrenamtliche Vorlesepatinnen und -paten ergänzen das Team.