Die Gebäude der Firma Hammelehle sollen spätestens im August oder September abgerissen werden. An ihren Stellen entstehen mehrere Neubauten. Foto: Ait Atmane Quelle: Unbekannt

Auf der Tagesordnung des Altbacher Gemeinderats stand nur ein einziger Punkt, doch dieser hatte es in sich: Die Materialwahl für das neue Altbacher Rathaus beschäftigte das Gremium fast drei Stunden lang. Eine der Entscheidungen wurde sogar zurückgestellt.

Von Peter Dietrich

Die Sorgfalt hat ihren Grund, denn mit ihrer Auswahl wird die Gemeinde Jahrzehnte leben müssen. Als erstes ging es um die Fassade, bei dieser hatte sich das Gremium für Gauinger Travertin entschieden, doch auch Nebenangebote mit anderem Naturstein zugelassen. Und siehe da, bei einem Gesamtpreis von 190 000 Euro wäre der Crailsheimer Muschelkalk knapp 5000 Euro billiger gewesen. Allerdings ist er von der Farbe her kühler und grauer, wovon sich das Gremium anhand von Musterplatten überzeugte. So folgte es einstimmig dem Rat des Architekten Eckart Mauch und bleib beim wärmeren Travertin. Beim nächsten Punkt folgte das Gremium dem Architekten nicht, es will die 13 600 Euro für die geschlossenen, besandeten Fugen in der Fassade sparen - auch wenn ihm diese Fugen bei der Besichtigung des Museums Ritter in Waldenbuch einst gefallen hatten.

Bei weiteren Punkten wird gespart: Die Wände ohne Sanitäreinrichtungen erhalten keine Fließen, die Waschtische in den WC-Vorräumen werden nicht in Schränke eingebaut, in den Fluren gibt es keine Lichtwände. Das spart zusammen nochmals 28 000 Euro.

Anderen Sparvorschlägen erteilte die Ratsrunde eine Absage: Die Wand im Ratssaal erhält Holz und keine Gipskartonplatten, die Wände in den Fluren und Büros werden richtige Systemtrennwände sein, der Bodenbelag wird Parkett und nicht Linoleum. Mauch riet dringend zum langlebigen Parkett, Linoleum müsse nach zehn bis 15 Jahren erneuert werden - und wenn, dann im kompletten Raum. Hans-Dieter Reeker (SPD) liebäugelte dennoch mit einem unifarbigen Linoleumboden wie im Stuttgarter Hospitalhof, dem Mauch einen „extrem großen Reinigungsbedarf“ zuschrieb. Auch Bürgermeister Wolfgang Benignus sprach sich nachdrücklich für Parkett aus. So wurde dann entschieden - für den Ratssaal einstimmig, für die Büros und Fluren mehrheitlich.

Das Gremium entschied sich auch gegen zwei weitere Sparmaßnahmen, die letztlich wohl nach hinten losgegangen wären. Bei einem Verzicht auf den Anstrich in den Nebenräumen im Untergeschoss hätte die Wand weiterhin Staub abgegeben, was weder dem Server noch den gelagerten Akten gut bekommen wäre. Normale Regale statt einer Fahrregalanlage hätte im Archiv zwar 2000 Euro gespart, statt 70 Aktenmetern wären dann aber nur 45 unterzubringen gewesen, was in Altbach nicht ausreicht.

Einstimmig beschloss das Gremium, auf den Bachlauf und das Wasserspiel für zusammen 44 000 Euro nicht zu verzichten. Noch nicht entscheiden wollte es, ob der 4,50 Meter hohe Ratssaal eine Decke aus Holz oder Gipskarton erhält. Eine Visualisierung soll die Auswirkung der 39 000 Euro-Frage verdeutlichen.

Pflaster im römischen Verband

Im Ratssaal setzen die Gemeinderäte auf LED-Beleuchtung. Sie wird aus drei 1,90 Meter großen Ringen bestehen. Draußen begutachteten sie drei Pflasterflächen für den Platz vor dem Rathaus und entschieden sich für einen „römischen Verband“ aus verschiedenen Plattenformaten. Der Mehrpreis ist gering, die hochwertigere Wirkung eindeutig. Kurzes Zögern: Darf das Gremium gleich draußen abstimmen? Ja, erklärte Benignus. Entscheidend sei nicht die Versammlung im Gebäude, sondern auf Altbacher Gemarkung.

Bei den Projektkosten von 6,9 Millionen Euro liegt die Gemeinde derzeit gut im Rennen. Die erste Ausschreibung mit den Rohbauarbeiten hatte zu Mehrkosten von rund 330 000 Euro geführt. Doch die guten Ergebnisse bei der Natursteinfassade und der Verglasung in der zweiten Runde haben das fast wieder ausgeglichen.