Von Peter Stotz

Eine bizarre Szenerie breitet sich im Gebiet Pfandäcker am Rand des Lichtenwalder Ortsteils Thomashardt aus. Hinter Gestrüpp verborgen und teilweise überwuchert treten die früheren Gewächshäuser und Schuppen der alten Gärtnerei zutage, die für die Erschließung des künftigen Baugebiets abgebrochen werden müssen. Doch für Romantik ist wenig Platz. Teile des Geländes sind mit Schadstoffen belastet, sehr viel asbesthaltiges Material muss abgebaut werden.

Der Zahn der Zeit und die Kraft der Natur haben in den vergangenen fast 30 Jahren dazu geführt, dass auf dem Gelände Bilder wie aus einem Endzeitfilm aufscheinen. Manche Gewächshäuser sind bereits vom Gestrüpp befreit, in den verrosteten Metallgerippen hängen stellenweise noch die Scheiben. Sie sind zerbrochen, mit Staub oder Algen und Moos überzogen, zerfetzte Planenreste hängen herab. Andere Gewächshäuser hingegen scheinen tief ins Grün versunken und noch darauf zu warten, dass sich Forscher zu den Spuren einer längst vergangenen Zivilisation vorarbeiten. Das Pflanzendickicht, das sie überdeckt, setzt sich im Inneren fort. Efeu und Farne breiten sich auf Böden und Arbeitsplatten aus, mehrere Zentimeter dicke Brombeerranken versperren die Gänge oder drücken durch zerborstene Scheiben ins Freie.

Lädierte Behälter und rostige Dosen

Doch für ein Schwelgen in Gewerbebrachen-Romantik ist nur wenig Platz an diesem aus der Zeit gefallenen Ort. Die Realität ist greifbar - und giftig. Unter dem grünen Dickicht waren jahrzehntelang auch problematische Altlasten verborgen. Neben den beachtlich hohen grünen Hügeln aus gefällten Bäumen und gerodetem Gestrüpp, den Schuttbergen und Haufen verbogenen und rostigen Metalls, stapeln sich auf dem Gelände sorgsam verpackte asbesthaltige Platten, ein rostiger, noch gut gefüllter Öltank ist ausgegraben worden, Gasflaschen und verbeulte Kanister unbekannten, aber mutmaßlich sehr ungesunden Inhalts stehen herum.

Auch in den Lagerschuppen finden sich zwischen Staub und Spinnweben, zerbrochenen Werkzeugen und Gerümpel mancherlei Dinge, die man besser nur mit Schutzkleidung näher untersucht. Lädierte Behälter und rostige Dosen voll längst verbotener Pflanzenschutzmittel stehen in Regalen herum, Kunstdünger aus verrotteten Säcken hat sich auf dem Boden ausgebreitet, in einem Eimer schwappt eine schwarze ölige Flüssigkeit. „Wir haben tatsächlich eine Menge Altlasten auf dem Gelände“, erzählt Bürgermeister Ferdinand Rentschler. Eine gutachterliche Untersuchung vor Beginn der Abbrucharbeiten habe aber gezeigt, dass die Belastung des Bodens nicht besorgniserregend ist. „Es wurde eine oberflächennahe Verseuchung mit Öl und Rückständen von Giften und Pflanzenschutzmitteln festgestellt, das allerdings nur punktuell, und im Grundwasser ist überhaupt nichts“, erklärt Rentschler.

Es muss zwar an manchen Stellen das Erdreich abgegraben und als Sondermüll entsorgt werden, doch „ansonsten haben wir keine versteckten Wundertüten zu erwarten“. Viel gravierender als die Bodenbelastung sind die Gefahren, die durch den Gebäudeabriss entstehen könnten. „Da sind Unmengen an Asbest, asbesthaltigen und anderen krebserregenden Materialien verbaut worden“, berichtet Rentschler. Sämtliche Wasser- und Heizungsrohre, etliche Wände und Decken sind damit isoliert worden, überdies haben die Arbeiter etwa drei Tonnen lose Asbestzementplatten auf dem Gelände eingesammelt. Vor allem die Demontage der Gewächshäuser wird zu einer zähen Angelegenheit. Sämtliche Scheiben waren einst mit einem stark asbesthaltigen Kitt in die Metallgitterkonstruktionen eingepasst worden. Längst ist alles schwer verwittert und muss von einer spezialisierten Firma mühevoll einzeln und von Hand ausgebaut, in Schutzfolie verpackt und entsorgt werden.

„Das zieht sich zwar alles, aber wir haben einen realistischen Zeitplan, den wir auch einhalten können“, versichert Rentschler. Etwa Anfang April soll das Gelände geräumt sein, dann wird eine Baustraße angelegt und die Erschließungsarbeiten starten. Bereits im Spätsommer könnten somit die Bauplätze in den Pfandäckern auf den Markt kommen.