Mit dem Fach Betriebs- und Volkswirtschaft begann an der John-F.-Kennedy-Schule das schriftliche Abitur. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Zum ersten Mal gab nicht die Deutschprüfung das Startsignal für das schriftliche Abitur. Aufgrund einer Vereinbarung der Kultusministerkonferenz begannen gestern 19 200 Schülerinnen und Schüler an den beruflichen Gymnasien Baden-Württembergs mit ihren Profilfächern. An den drei Gymnasien im Schulzentrum Esslingen-Zell saßen 245 Abiturienten über ihren Aufgaben.

Von Roland Kurz

Am Ernährungswissenschaftlichen Gymnasium der Käthe-Kollwitz-Schule konnten die Schülerinnen und Schüler bei einem brandaktuellen Thema zeigen, wie gut sie wissenschaftlich abwägen können: Gefragt war nach der physiologischen Wirkweise von Chia. Den schwarzen Körnern, die derzeit überall verbacken und verkocht werden, wird nachgesagt, dass sie gesund sind und schlank machen. Die 51 Ernährungswissenschafts-Abiturienten mussten Alternativen zur Ballaststoffaufnahme erläutern. Mindestens so spannend war die Aufgabe, die 35 Schüler im Zug Biotechnologie an der Kollwitz-Schule zu lösen hatten: Wie ist die Wirkweise von EPO, dem Dopingmittel der Zukunft?

„Der dickste Klops gleich zu Beginn“, so stuft Frank Swoboda, Leiter des Wirtschaftsgymnasiums an der John-F.-Kennedy-Schule, den ungewöhnlichen Start in diesem Jahr ein. Das sechsstündige Profilfach Volks- und Betriebswirtschaftslehre umfasse den meisten Lernstoff. Schülersprecherin Fitore Gashi war dennoch zehn Minuten früher fertig. „BWL ist richtig gut gelaufen“, meint sie. VWL werde sie vermutlich etwas runterziehen. Wie die meisten hat sie im Bereich VWL die Aufgabe zur Preisbildung ausgewählt. Manche haben darauf spekuliert und angesichts der Stoffmenge das Gebiet Geldpolitik gar nicht gelernt. Felix Müller zählt zu den Ausnahmen, er kennt sich mit der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank aus: „Es kam genau das dran, was ich gelernt habe.“ Auch Amanullah Lakanewal ist zufrieden. Er hatte den zusätzlichen Vorbereitungskurs in VWL belegt. Diese Investition - der Kurs kostet Geld - erwies sich offenbar als rentabel.

„Möge die Macht mit dir sein, Alexander“, steht auf einem großen Tuch, das in der Aula der Friedrich-Ebert-Schule hängt. Hier am Technischen Gymnasium brüteten 61 Schüler in den drei Profilfächern Mechatronik, Technik und Management sowie Umwelttechnik viereinhalb Stunden lang. „Die Aufgaben waren einfach zu verstehen, aber die Zeit hat nicht gereicht“, sagt Rossella Vangelista leicht unzufrieden. Sie hatte im Fach Mechatronik die Statik und Kräfte rund um einen Pkw-Anhänger zu beackern. „Die Aufgabe war umfangreicher als die im Unterricht“, bestätigt Frank Schwarz die Einschätzung seiner Mitschülerin. Dafür sei der BWL-Teil leicht gewesen. Im Profilfach Technik und Management bekamen die Abiturienten einen Säge-Automaten vorgesetzt. Sie mussten die Kräfte berechnen und ein CNC-Programm schreiben. Das war machbar, meint Tobias Jansen ziemlich gelassen.

Heute sind in Französisch nur wenige Schüler der beruflichen Gymnasien dran, am Montag ist Mathe gefragt. Die Osterferien können die Schüler nutzen, um Deutsch zu lernen und am 24. April den Prüfungsmarathon gut abzuschließen.