Von Roland Kurz

Es hätte eine reine Formalie werden können, die Verpflichtung von Landrat Heinz Eininger (60) auf seine dritte Amtsperiode. Besucher und Kreisräte hörten jedoch eine pointierte Regierungserklärung mit Spitzen gegen Landes- und Bundesregierung sowie das Regionalparlament. Beim Thema Jugendarbeit durften sich zudem manche Kreisräte und Bürgermeister auf den Schlips getreten fühlen. Auf der anderen Seite erhielt der Landrat viel Rückendeckung und Wertschätzung von Bernhard Richter als Sprecher des Kreistags sowie von Marion Leuze-Mohr als Vertreterin der Landratsamts-Mannschaft.

Mit 87 Prozent der Stimmen hatte der Kreistag Eininger im Juli im Amt bestätigt. Ein „ausgezeichnetes Ergebnis“, befand Bernhard Richter (Freie Wähler), der am Donnerstagabend als Vorsitzender der größten Fraktion die Zeremonie einleiten durfte. Bürgermeister, Vertreter von Kirchen, Schulen, Kliniken, Kreissparkasse und Landkreistag hatten sich dazu im Landratsamt eingefunden. Richter charakterisierte den Kreischef knapp und treffend: hochengagiert, kompetent, dabei nicht konfliktscheu, manchmal etwas ungeduldig, immer bestrebt, eine breite Mehrheit zu finden. Noch ein Lob hatte Reichenbachs Bürgermeister übrig: In einem Jahr 6000 Flüchtlinge unterzubringen, sei eine Meisterleistung.

Für einen war die Verpflichtung eines Landrats eine Premiere: den neuen Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer. Mit seinem Credo „Gegensätze ausgleichen und immer die Mitte finden“ stieß er bei Eininger auf offene Ohren. Der Chef der Aufsichtsbehörde lobte den Landrat für seinen beharrlichen Kurs, den Schuldenberg des Landkreises zu reduzieren.

Noch mehr Lob erhielt Eininger von Vize-Landrätin Marion Leuze-Mohr. Mit seiner unbändigen Energie, stringentem Entscheidungswillen und authentischer Lebensfreude sei er ein Vorbild. Selbst in den harten Zeiten, als die Ankunft von Tausenden von Flüchtlingen Arbeit bis in die Nacht erfordert habe, habe Eininger immer seine Leute wahrgenommen und Zeit für ein persönliches Wort gefunden. Das bewies er auch an diesem Abend, als er sich zunächst den jungen Blechmusikern zuwandte, die den Akt musikalisch begleiteten.

Dass sich Eininger in den letzten acht Jahren als Kreischef nicht ausruhen will, deutete seine programmatische Rede an. Der erste Zwischentitel: „Integration braucht einen langen Atem“. Die rückläufigen Flüchtlingszahlen seien kein Grund, beim Bau der Unterkünfte nachzulassen. Der Landrat gestand ein, dass sein Ausländeramt Rückstände aufholen müsse. Die Kosten für die soziale Sicherheit treiben ihn um. Es sei unerträglich, wenn Bund und Land einerseits Geld gäben, aber neue Leistungen begründeten und zudem den kommunalen Finanzausgleich schmälerten. Scharf kritisierte er Kommunen, die versuchten, ihre Kosten für jugendhausähnliche Einrichtungen auf den Kreis abzuwälzen. So stelle er sich faire Finanzpartnerschaft nicht vor.

Noch heftiger kritisierte Eininger die Regionalversammlung. Sie habe den 15-Minuten-Takt bei der S-Bahn beschlossen, ohne auf Kosten und Bedarf zu achten, und vor allem ohne Rücksprache mit den Kreisen. An Ausbau denkt der Landrat allerdings bei der S-Bahn-Verbindung zwischen Neckartal und Filder. Hier will er genauso wenig locker lassen wie an der Stadtbahnverbindung zwischen Ostfildern und Esslingen. Im Klinikbereich liege der Schwerpunkt in den nächsten fünf Jahren bei der Sanierung des Ruiter Krankenhauses.

Zum Start in die dritte Amtsperiode hat Eininger klare Kante gezeigt. Gleichzeitig hat er viel von Miteinander geredet. Der Kreis und seine 44 Kommunen seien eine „Verantwortungsgemeinschaft für ein lebendiges Gemeinwesen“, in der der Kreis unterstütze, initiiere und moderiere.