Dilawar Hussain Quelle: Unbekannt

Von Janey Olbort

20 Flüchtlinge und Migranten lassen sich seit 1. September zum staatlich geprüften Altenpflegehelfer ausbilden. Die Schüler sind zwischen 19 und 37 Jahre alt, stammen aus den unterschiedlichsten Nationen und haben eine Gemeinsamkeit: Deutsch ist nicht ihre Muttersprache. Die EZ hat vier von ihnen zu ihrer Biographie, den Beweggründen, nach Deutschland zu kommen, und ihren Zukunftswünschen befragt.

Mudasar Faiz (32) erzählt, dass er aus Angst vor den Taliban aus Pakistan geflohen sei. Sein Vater habe bei der Polizei gearbeitet und deshalb sei er von den Terroristen bedroht und verletzt worden. Er lebe seit sieben Monaten in Deutschland. Es sei schwer für ihn, hier ohne Familie ganz allein zu leben. In der Ausbildungsklasse mit den anderen Nicht-Muttersprachlern könne man gut Deutsch lernen. Dies sei die einzige Sprache, die alle gemeinsam sprechen und lernen. Schwer sei ihm anfangs vor allem gefallen, von links nach rechts zu schreiben. In Pakistan schreibt man von rechts nach links. Er wünsche sich, irgendwann einmal Pflegedienstleitung in einem Altenheim zu sein.

Praxides Afwandi (36) stammt aus Kenia und lebt seit fünf Jahren in Deutschland. Ursprünglich sei sie nach Deutschland gekommen, um Medizin zu studieren. In ihrer Heimat habe sie in einem Krankenhaus als Arzthelferin gearbeitet. Sie freue sich über die Ausbildung zur Altenpflegehelferin, da für eine gute Betreuung älterer Menschen ausgebildete Fachkräfte nötig seien. In Kenia würden Ältere meist Zuhause gepflegt. Dabei sei fachliche Kompetenz nicht immer gewährleistet. Sie sei deshalb begeistert, dass vor fünf oder sechs Jahren auch in Kenia erste Pflegeheime eröffnet hätten. Das hänge auch damit zusammen, dass sie und andere Kenianer von der Altenpflege in Deutschland berichtet hätten.

Mabdou A. Bah (29) aus Gambia erzählt, dass er in seinem Heimatland sechs Jahre lang als Lehrer für Naturwissenschaften gearbeitet habe. Diese Schule sei mit der hiesigen Realschule vergleichbar. Er lebe seit elf Monaten in Deutschland. In Gambia habe er sich mit seiner Familie um die Großmutter Zuhause gekümmert. Das sei in seinem Land so üblich, erklärt Abdou A. Bah. Er freue sich, in seinem zukünftigen Beruf viel Kontakt mit Menschen zu haben und mit ihnen zu sprechen. Für die Zukunft wünsche er sich ein Leben in Freiheit und Frieden. Im Anschluss an die jetzige Ausbildung möchte er sich gerne noch zur Fachkraft weiterbilden.

Dilawar Hussain (21) lebt seit eineinhalb Jahren in Deutschland. Er habe Pakistan verlassen, weil es dort keine Demokratie und kein Leben in Freiheit gebe. Er erzählt, dass er mit 14 Jahren von Terroristen entführt und zwei Monate gefangen gehalten wurde. Er habe in einem Supermarkt in einer Stadt außerhalb seines Wohnorts gearbeitet. Auf dem Weg zur Arbeit sei er überfallen und verschleppt worden. Nachdem er entkommen war, sei er zunächst in Pakistan geblieben. Da sein Vater sehr krank sei, war er für die Ernährung seiner jüngeren Geschwister verantwortlich. Eines Tages habe er die Männer, die ihn damals entführt ha tten, wieder gesehen. Er flüchtete aus Angst vor einem erneuten Überfall nach Deutschland. Er wünscht sich, dass es in Zukunft weniger Vorurteile gegenüber Muslimen geben werde. Er finde es sehr bedauernswert, dass viele Leute denken würden, alle Muslime seien Terroristen und würden Anschläge planen. Dies sei nicht der Fall. Den meisten gehe es darum, in Frieden zu leben. Der ganze Konflikt zwischen Muslimen und Christen in Pakistan sei politisch geschürt und nicht im Interesse der Bevölkerung.