Soll die Johanneskirche stehen bleiben oder nicht? Der Bürgerentscheid wird diese Frage nicht klären, das letzte Wort hat die Kirchengemeinde. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Am Sonntag, 6. November, stimmen die Wendlinger per Bürgerentscheid darüber ab, ob sich die Stadt für den Erhalt der Johanneskirche einsetzen soll. Wie berichtet, plant die evangelische Kirchengemeinde, die Kirche mit Ausnahme des Turms abzubrechen und an ihrer Stelle moderne Gemeinderäume zu bauen. Zwei Bürgerinitiativen haben sich dagegen formiert und zuletzt auch den Bürgerentscheid durchgesetzt. Wenn unsere Straßenumfrage das allgemeine Meinungsbild widerspiegelt, wird der Bürgerentscheid wohl zu einem Ja führen. EZ-Mitarbeiterin Karin Ait Atmane traf beim Sammeln der Stimmen aber auch auf einen klaren Befürworter des Abbruchs. Der wollte allerdings nicht namentlich genannt werden.

Günter Elsässer, 78, Wendlingen: Als kleiner Junge war ich mit meinem Vater im Gottesdienst in einer Kirche, als zwei Granaten einschlugen. Ich bin damals dem Pfarrer nachgerannt und wir haben im Keller des Pfarrhauses gebetet und gebetet, pausenlos. Dann hat mich mein Vater gefunden und heimgetragen. Als ich gehört habe, dass hier eine Kirche wegsaniert werden soll, habe ich gleich mit meiner Unterschrift dagegen protestiert. Ich bin nicht einverstanden, dass ein Gotteshaus abgerissen wird, das ist meine Einstellung. Auch wenn ich Katholik bin und die Johanneskirche evangelisch ist. Man sollte das Beste draus machen, aber nicht wegsanieren wegen bestimmter Vorstellungen, die moderne Architekten im Kopf haben. Man muss Werte erhalten, grade in der heutigen Zeit.

Marta Geiger, 80, Wendlingen: Die Kirche soll bleiben, die gehört da rein und passt so schön. Ich verstehe nicht, warum man so etwas wegmachen will. Meine Stimme habe ich schon per Briefwahl abgegeben.

Gabriele Loewens, Wendlingen: Den Turm wollen sie ja beibehalten, oder? Der Rest muss aus meiner Sicht nicht unbedingt erhalten bleiben. Ich habe schon selbst Musik gemacht in der Johanneskirche, die Akustik ist in anderen Kirchen teils besser. Schön ist, dass man die Orgel sieht. Aber ich denke, man könnte etwas bauen, das den aktuellen Zwecken entspricht. Und mit guter Akustik. Abstimmen werde ich wohl schon.

Ferdinand Dvorak, 84, Wendlingen: Es ist ein Blödsinn, dass man so ein Gebäude abreißt, anders kann man es nicht sagen. Es ist mir unverständlich, dass die Kirchenleitung so etwas stützt, ohne zu wissen, was in der Bevölkerung vorgeht. Natürlich werde ich abstimmen, obwohl ich nicht evangelisch bin. Wendlingen ist so arm an charakteristischen Bauten, weil man in der Vergangenheit so viele abgerissen hat. Daraus sollte man lernen.

Anna-Maria Juen, 57, Wendlingen: Ich bin katholisch, habe aber in der Johanneskirche kirchlich geheiratet. Ich finde, man sollte sie hier lassen, und gehe zum Bürgerentscheid. Warum soll sie weggemacht werden, das kostet nur einen Haufen Geld. Wenn eine Veranstaltung oder eine Versammlung ist, haben wir ja hier im Zentrum auch den Treffpunkt Stadtmitte. Dann kann man dahin gehen, dann ist der auch ausgelastet.

Dorothea Vogel, Wendlingen: Natürlich werde ich am Bürgerentscheid teilnehmen. Ich bin auch für den Erhalt der Kirche. Das Gebäude, das an ihrer Stelle geplant ist, habe ich gesehen, das sieht aus wie ein Fabrikgebäude. Das gefällt mir einfach nicht.

Dietmar Stumm, 63 , Wendlingen: Ich bin dafür, dass die Kirche bleibt und gehe zum Bürgerentscheid. Einfach, weil man eine Kirche nicht abreißen soll.

Lotte Karolina Gabrovits, 28, Wendlingen: Eine feste Meinung habe ich da nicht. Am Anfang habe ich eher aus nostalgischen Gefühlen gesagt, ich finde es schade, dass sie abgerissen wird. Aber ich bin sowieso katholisch, ich werde mich der Stimme enthalten und die anderen entscheiden lassen. Es gibt Wichtigers, denke ich.

Pal Gabrovits, 30, Wendlingen: Ich würde das so beibehalten wie es ist. Das ist eins der schönsten Gebäude in dieser kleinen Innenstadt, das passt sehr gut hierher. Und ich würde grundsätzlich keine Kirche abbauen, egal, ob katholisch oder evangelisch. Kirche ist Kirche, das würde ich nicht anfassen.

Gertrud Turek, 91, Wendlingen: Die Kirche gehört stehengelassen. Ich habe schon Briefwahl gemacht. Abbrechen, das ist einfach eine Sauerei, das ist nicht richtig. Damals haben die Flüchtlinge ihr letztes Geld gegeben, sie haben die Kirche gebaut. Man sollte sie stehen lassen. Wenn sie die wegmachen, dann bekommen sie keine Spende mehr von mir.