Jugendredakteur Tomas Cabanis hat sich bei Grundschülern umgehört und deren Ansichten zur bevorstehenden Landtagswahl herausgefunden. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Tomas Cabanis

Die Landtagswahlen stehen vor der Tür und beschäftigen so manchen Bürger im Landkreis. Briefwahl, Wahl-O-Mat, Wahlkampf, Mandate, Abgeordnete - diese Schlagwörter sind vielerorts zu hören. Aber nicht jedem ist klar, was eigentlich hinter diesen Begriffen steckt. Jugendredakteur Tomas Cabanis hat sich in der Grundschule Hegensberg-Liebersbronn umgehört und dabei erstaunliche Erklärungen der Schüler bekommen.

Politik ist kompliziert. Während die Großen mit Fachwörtern um sich werfen und diskutieren, bis die Mikrofone glühen, drücken sich die Kleinen viel deutlicher aus. Zwar spielen die Grundschüler lieber auf dem Schulhof Fangen, Verstecken oder Fußball, als sich mit dieser Politik zu beschäftigen, aber heute heißt es einmal: „Was bedeutet eigentlich . . . ?“ Im Hinblick auf die Landtagswahl stellen sich die kleinen Köpfe der Politik. Das sonst so uninteressante Thema kann da schon mal schnell einiges an Diskussionsstoff hergeben. Dass es sich um trockene Politik handelt, ist dabei fix vergessen.

Schon bei der ersten Frage, was ein Abgeordneter sei, zucken sie die Schultern. „Ich glaube, dass auch Jar Jar Binks aus Star Wars ein Abgeordneter ist“, erklärt Paul. Und tatsächlich, das außerirdische Wesen ist Senator der „Galaktischen Republik“, ob man es glauben mag oder nicht. Lina und Marlene sehen das anders. Star Wars interessiert sie nicht. Sie glauben an einen Mann, der mit Ordnern zu tun hat. Stimmt. Die Stapel voller Ordner sind keine Seltenheit im Landtag, der aus verschiedenen Ausschüssen besteht.

Diese Ausschüsse haben jedoch dann etwas mit Fußball zu tun. Nils ist sicher, dass, wenn der Ball aus dem Fußballfeld geschossen wird, von einem Ausschuss gesprochen wird. Mia denkt eher an das Ausschließen einer Person. „Ach was!“, kichert Sara, „ein Ausschuss ist, wenn man den Pfannkuchen aus dem Fenster wirft“. Die anderen Kinder lachen und wagen sich gleich an den nächsten fremden Begriff, die Opposition. „Das ist, wenn man beim Theater die Sachen aufstellt“, meinen Ila und Sara. „Das Bühnenbild steht nicht zur Debatte“, meint Paul und spricht damit gleich den nächsten Begriff an. „Wenn ich beim Kindergeburtstag entscheiden will, wo ich ihn feiern will, sagt Mama manchmal: ‚Das steht nicht zur Debatte!‘ Das heißt dann also, wenn etwas nicht möglich ist, oder ich sie bei diesem Thema nicht überreden kann.“

Beim Mandat sind sich die Kinder einig. „Ein Soldat, der in den Krieg geht“, stellen Marlene und ihre Freundinnen klar. Sie wollen auch gleich den Wahl-O-Mat erklären. Nils ist jedoch schneller und definiert den Wahl-O-Mat als einen Automaten, der Wahlzettel ausspuckt. „Den Wahlzettel kann man auch mit der Post bekommen“, meint Mila und liefert damit die Definition für den Begriff Briefwahl.

Plenum ist das deutsche Wort für Play“, erklärt Ila eifrig. Dass diese Übersetzung so im Wörterbuch nicht zu finden ist, macht den Kindern überhaupt nichts aus. Sie wenden sich sogleich dem nächsten Schlagwort zu: „Eine Hochrechnung bekommt man, wenn man ganz viel eingekauft hat“, erklärt Alexa. „Und wenn die Rechnung ganz lang ist“, fügt ihre Freundin Marlene hinzu.

Wer oder was ist „Kretschmann“? Dafür hat Paul eine leichte Erklärung: „Er ist sicherlich Fußballweltmeister im Grätschen.“ „Nein“, kommentiert Mia, „er ist Bürgermeister von Kretschland.“ „Oder Kretschmann ist ein Frucht-Smoothie“, sagt Marlene und lacht. Wie sie darauf kommt, bleibt dann aber ihr Geheimnis. Der Wahlkreis Esslingen ist einigen Grundschülern schon bekannt. „Das ist ein Land oder eine Region, in denen die Leute einen Politiker wählen“, glaubt Paul und hat damit recht. „Draußen an den Straßen hängen überall Schilder rum“, berichten Sara und Mia und erklären damit den Wahlkampf. „Die Menschen machen mit den Schildern Werbung für sich.“ „Menschen? Es geht hier doch um Wale, die unter Wasser kämpfen“, erklärt hingegen Ila.

Bei der Frage, was der Landtag überhaupt sei, haben die Kinder eine clevere Erklärung. „Das ist ein Tag im Jahr, wo alle Menschen aufs Land und auf die Felder gehen“, stellt Nils fest. „Dort feiern sie dann“, ergänzt ein Freund von ihm und ist fest von der Richtigkeit überzeugt. Bei all diesen Erklärungen tut der Kindermund zwar nicht immer Wahrheit kund, aber die Grundschüler sind bei ihrer Suche nach der Bedeutung der landespolitischen Schlagwörter überaus kreativ geworden. Dann ist es aber auch genug mit den vielen komischen Begriffen, und die Schüler freuen sich darauf, wieder spielen zu dürfen. Sie toben in der Sonne, flitzen über den Schulhof und müssen sich keine weiteren Gedanken über den Wahlkampf, Kretschmann und seine Ausschüsse oder eine Hochrechnung machen.