Das Esslinger Stadtmuseum bietet den Studenten viele Anregungen für kreatives Schreiben.  Foto: Grillo - Grillo

Von Pradeep Achar und Ganesh Ganapathy  

Jedes Jahr kommen junge Menschen aus aller Welt nach Esslingen, um hier zu studieren. An der Graduate School finden die Vorlesungen in englischer Sprache statt, aber auch Deutsch steht auf dem Stundenplan. Um den Studenten, darunter viele Ingenieure, einen kreativen Deutschunterricht zu ermöglichen, bietet die Vorlesung „Deutsch als Fremdsprache“ (DaF) nicht nur graue Theorie, sondern auch die Möglichkeit, die deutsche Sprache ganz praktisch zu erproben. Dazu gehörte im vergangenen Semester auch ein Besuch im Esslinger Stadtmuseum im Gelben Haus am Hafenmarkt.

Die Studenten haben sich auf verschiedene Patrizierzimmer des Esslinger Stadtmuseums verteilt. Sie sitzen konzentriert auf dem Fußboden und haben den Schreibblock vor sich. „Ich schreibe über das Gemälde an der Wand“, sagt der Student Prashant Hegde. Es ist ein Bild von Bernhard Denzel. „Ich mache eine Personenbeschreibung“, erklärt er und meint, dass dies nicht so schwierig sei.

„Dieses Schreibprojekt ermöglicht unseren ausländischen Studenten einen neuartigen Zugang zur Produktion kreativer Texte in deutscher Sprache an einem spannenden Ort außerhalb der Hochschule“, meint die DaF-Lehrbeauftragte Patrizia Grillo. Die Stimmung unter den 16 Deutschlernern ist sehr gut. Sie haben viel Spaß bei dieser praktischen Übung. In vielen Ländern, wie Indien oder China, findet der Deutschunterricht oft als Frontalunterricht, der mit viel Grammatik vermittelt wird, statt. Im Gelben Haus bietet die Auseinandersetzung mit den Ausstellungsstücken, die aus der Esslinger Stadtgeschichte erzählen, Schreibimpulse für die Verbindung von Wahrnehmung und Sprache. Schreibprozesse kommen spontan in Gang, auch wenn die Deutschkenntnisse noch erweitert werden müssen. „Das Schreibprojekt motiviert den Lerner“, sagt Patrizia Grillo. Die Studenten der Graduate School seien sehr gut ausgebildet und könnten daher ihren Sprachlernprozess selbst steuern. „Jeder schreibt, so gut er kann“, meint die Lehrbeauftragte. Im Rahmen ihrer „Deutsch als Fremdsprache“-Vorlesungen setzt sie auf moderne und offene Unterrichtsformen, die dem autonomen Lerner nutzen.

Stadtgeschichte wirkt verbindend

„Dass die ausländischen Studierenden der Graduate School zu uns kommen, freut uns deswegen besonders, weil sie damit zeigen, dass sie sich für die Stadt und deren Kultur interessieren“, sagt Martin Beutelspacher, der Leiter der Städtischen Museen in Esslingen. Es sei besonders zu würdigen, denn man müsse sich auf ein Lokalmuseum viel mehr einlassen als auf ein großes bekanntes Museum. „Die Schreibpraxis im Museum verbindet die Themen des Hauses mit dem Erwerb von Sprach- und Schreibkompetenz“, sagt Beutelspacher und meint, dass dies viel Gutes habe, denn die Objekte könne man zunächst in jeder Sprache verstehen. „Beim eigenen Formulieren muss man nicht übersetzen, sondern vom Erfassen und Verstehen direkt in die deutsche Sprache wechseln.“ „Das Museumsprojekt ist hilfreich“, findet Prashant Hegde. „Wir haben viel über die Geschichte und Lebensweise der Menschen in Esslingen gelernt und ganz nebenbei unsere Deutschkenntnisse verbessert.“

Pradeep Achar Humanthachar und Ganesh Ganapathy Krishnamurthy kommen aus Indien und studieren an der Hochschule Esslingen (HE) im Studiengang Master of Business Administration (MBA). Sie nehmen mit der Vorlesung „Deutsch als Fremdsprache“ am EZ-Projekt „Zeitung in der Schule“ teil.“