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Von Edgar Rehberger

Stuttgart - „Wenn einer eine Reise tut, hat er viel zu erzählen.“ Vor allem, wenn man mit einem Rollstuhl und den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. So erging es Anna und Oswald Fochler beim Besuch des Stuttgarter Frühlingsfestes am vergangenen Montag. Ausgangspunkt war die Stadtbahn-Haltstelle Metzstraße am Mittag. Da während der Woche die Sonderlinie U 11 nicht verkehrt, die U 19 zum Auftakt des Festes bis Oktober eingestellt wurde, wurde der Wilhelmsplatz angesteuert. „Am Halt König-Karls-Brücke gibt es ja keine Rampe für den Rollstuhl.“ Da aber die beiden Wasenzugänge Kegelen- und Elwertstraße nicht rollstuhlgeeignet sind, musste Anna Fochler ihren Mann im Rollstuhl bis zum Zugang an der Daimlerstraße schieben. „Das ist ganz schön weit. Mit der U 19 wäre das viel angenehmer gewesen.“ Warum die Linie ausgerechnet zum Frühlingsfest eingestellt wurde, erschließt sich ihr nicht. Dann wären nämlich die durch Personal zusätzlich gesicherten Schranken geöffnet worden, so wie es beim Volksfest der Fall ist. Keine Bahn bedeutet jedoch im Fall des Ehepaares Fochler daher: Schranke zu. Nur ein schmaler Durchlass ist offen. „Da mussten wir uns durchquälen.“

Wer die bislang bewältigte Strecke kennt, ist schon beim Zuhören außer Atem. Obwohl auch das Wasengelände für Rollstuhlfahrer eher durch Unebenheiten auffällt, verbrachten Herr und Frau Fochler einige Stunden auf dem Frühlingsfest. Doch irgendwann muss der beschwerliche Weg nach Hause angetreten werden. „Ich wollte nicht wieder die ganze Mercedesstraße entlang bis zum Wilhelmsplatz laufen“, was durchaus verständlich ist. Sie wandte sich an eine Polizeistreife. Ob diese wüsste, wann die U 11 im Einsatz wäre. Denn für das VfB-Spiel am Abend war diese unterwegs. Die Polizei zeigte Verständnis und erkundigte sich bei der SSB - ohne Erfolg. „Die konnten nicht sagen, ab wann die U 11 verkehrt.“ Die Streife brachte das Ehepaar auf die Wache, wo Revierleiter Thomas Engelhardt die Order ausgab: „Wir bringen Sie nach Hause.“ Anna Fochler dachte erst an einen Scherz. Es war keiner. Sie wurden nach Hause gefahren. „So etwas gehört einmal in die Zeitung“, forderte Anna Fochler. Was hiermit geschehen ist.