Mehr als 1500 lebensrettende Einsätze hat der Baby-Notarztwagen der Esslinger Kinderklinik und des DRK Rettungsdienstes Esslingen-Nürtingen in 18 Jahren absolviert. Jetzt muss ein neuer beschafft werden. Foto: Wucherer - Wucherer

Von Dagmar Weinberg
Die Wirtschaft läuft rund, die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Obwohl die Menschen im Landkreis Esslingen in einer prosperierenden Region leben, haben längst nicht alle am Wohlstand teil. Persönliche Schicksalsschläge, Krankheiten, der Verlust des Jobs oder das Scheitern einer Beziehung werfen immer wieder Menschen aus der Bahn. Die größte Not zu lindern und Bedürftigen den Alltag zumindest ein wenig zu erleichtern, das ist das Ziel der EZ-Weihnachtsspendenaktion, die vom Verein „Gemeinsam helfen“ getragen wird und in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert. Oft sind es nur geringe Summen, durch die die Lebensqualität verbessert werden kann. So kommen die Spenden unserer Leserinnen und Leser auch im Jubiläumsjahr nicht nur sozialen Einrichtungen in der Stadt und im Kreis Esslingen zugute (siehe unten). Die Hälfte der Spendengelder geht an in Not geratene Einzelpersonen oder Familien, die von den Sozialbehörden in Stadt und Kreis betreut werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, woran es fehlt.

Zukunftspläne werden durchkreuzt

Mit welch harten Schicksalsschlägen viele Menschen zu kämpfen haben, illustrieren einige Fälle aus dem vergangenen Jahr: Weil sie an einer langwierigen Bluterkrankung leidet, hatte die alleinerziehende Mutter eines 14-jährigen Jungen ihre Arbeit verloren. Der Vater ihres Sohnes zahlte keinen Unterhalt. Durch die Krankheit der Frau hatte sich ein Mietrückstand angesammelt. Dank der EZ-Spendenaktion wurde dieser ausgeglichen, sodass Mutter und Sohn wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken konnten.
Mit dem Verlust seines Arbeitsplatzes begann auch für einen Mann aus Filderstadt der soziale Abstieg. Als die Firma, bei der er als Metallarbeiter angestellt war, mit einem anderen Betrieb fusionierte, wurde ihm gekündigt. Nach langer Arbeitslosigkeit begann der Mann, der seit seiner Geburt Medikamente nehmen muss und zu 60 Prozent schwerbehindert ist, bei der Esslinger Beschäftigungsintitiative zu arbeiten. Da sein Nettoverdienst von 1000 Euro für den gesamten Lebensunterhalt reichen muss, hatte der Mann dringende Anschaffungen immer wieder verschoben. Eine Spende aus der EZ-Aktion half, die größten Probleme zu lösen.
Dank der Spenden unserer Leserinnen und Leser konnte auch einem 45-Jährigen geholfen werden, dessen Zukunftspläne eine psychische Erkrankung durchkreuzt hatten. Obwohl er ein abgeschlossenes Betriebswirtschaftsstudium hat, gelang es ihm aufgrund seiner Krankheit nicht, im Beruf Fuß zu fassen. So lebte er am Ende von Arbeitslosengeld II und hatte noch nicht einmal Mittel, um für seine unter einer Fehlstellung leidenden Füße passende Schuhe sowie wetterfeste Winterkleidung zu kaufen.
Damit sie nicht mehr auf staatliche Unterstützung angewiesen ist, hatte eine verwitwete Frau, die nach einem psychischen Zusammenbruch mehrere Therapieaufenthalte hinter sich hatte, einen Qualifizierungskurs als Pflegehelferin für Demenzkranke begonnen. Um wieder mobiler zu sein, wollte die Frau, auch im Hinblick auf eine künftige Arbeitsstelle, wieder mit dem Rad fahren. Doch davor hatte sie Angst. Mit Spenden aus der EZ-Aktion konnte sie über die VHS eine Radfahrschule für Erwachsene besuchen.

Kein Geld für eine Matratze

Die geringe Rente und aufstockende Leistungen zur Grundsicherung reichten einer 67-jährigen Esslingerin, die an Arthrose sowie starken Gelenkschmerzen leidet, nicht, um sich ein finanzielles Polster anzulegen. So fehlte selbst das Geld für eine dringend benötigte neue Matratze sowie ein Bett und einen neuen Kleiderschrank. Auch hier half die EZ-Aktion.
Mühsam zurück ins Leben kämpfte sich ein junger Mann, der wegen einer psychischen Erkrankung völlig isoliert gelebt hatte. Während eines langen Klinikaufenthalts gelang es ihm, seine stärksten Ängste zu überwinden und langsam wieder Kontakt zu seinen Mitmenschen aufzubauen. Mit Unterstützung des Sozialamts begann er eine Berufsvorbereitung und kümmerte sich auch wieder um seine Wohnung. Da er keine Ersparnisse hatte, um sich Geschirr und die nötigsten Einrichtungsgegenstände zu kaufen, sprang die Spendenaktion ein.
Der Umzug in eine neue Wohnung wurde auch einer alleinerziehenden Mutter erleichtert, die mit ihrem damals einjährigen Sohn in einer möblierten Wohnung ohne Küche lebte. Bis zu ihrer Schwangerschaft hatte die Frau immer gearbeitet. Als sie schwanger wurde, zerbrach ihre Beziehung zum Vater des Kindes und die Frau musste aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Zudem kämpfte sie mit gesundheitlichen Problemen, die dazu führten, dass das Kind im sechsten Monat zur Welt kam. Lange bangte sie um die Gesundheit ihres Babys. Doch zum Glück entwickelte sich der Bub gut. Damit Mutter und Kind in eine größere Wohnung umziehen konnten, finanzierten die EZ-Leser mit ihren Spenden einen Teil der benötigten Wohnungseinrichtung.

Spenden für Soziale Einrichtungen

Baby-Notarztwagen:

Der erste Baby-Notarztwagen in der Bundesrepublik wurde 1977 am Klinikum Esslingen in Dienst gestellt. Das Spezialfahrzeug wird gemeinsam von der Esslinger Kinderklinik und dem DRK Rettungsdienst Esslingen-Nürtingen betrieben. Es dient zum Transport von Früh- und Risiko-Neugeborenen.
1986 und 1997 mussten Ersatzfahrzeuge beschafft werden. Der 1997 in Dienst gestellte Baby- Notarztwagen hat mehr als 1500 lebensrettende Einsätze absolviert. Da er längst nicht mehr den technischen Anforderungen und den Belastungen entspricht, muss er ersetzt werden.

Projekt Ideenreich:

Das Kinderzentrum Agapedia möchte mit seinem neuen Projekt „Ideenreich“ das Thema Integration weiter vorantreiben. Im renovierungsbedürftigen Dachgeschoss des Hauses in der Ulmer Straße sollen Räumlichkeiten für Seminare und Trainings geschaffen werden. Zudem sollen dort Übernachtungsmöglichkeiten für Jugendgruppen aus den internationalen Projekten, zum Beispiel dem „ArtCamp“ oder dem Projekt „Jugend im Wandel“, entstehen.

Frühchentreff:

Die Nachsorge von sehr kleinen Frühgeborenen gehört immer noch nicht zu den ausreichend finanzierten Leistungen. Am Klinikum Esslingen, wo in diesem Jahr bereits 25 Neu- und Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von jeweils unter 1500Gramm zur Welt gekommen sind, werden Eltern von Frühgeborenen begleitet und unterstützt.

Psychisch Kranke:

Der Verein für Sozialpsychiatrie richtet gerade in der
Schelztorstraße 38 eine stationäre Einrichtung ein, in der zwölf psychisch kranke Menschen in zwei Wohngemeinschaften ganztägig betreut werden. Es fehlen noch Einrichtungsgegenstände, etwa ein Treppenlift.

Sozialmedizinische Nachsorge:

Bei Familien mit einem sehr früh geborenen, schwerst kranken oder behinderten Kind ist die Situation zuhause nach der Entlassung aus dem Krankenhaus häufig sehr schwierig. Dort setzt die Lebenshilfe Göppingen mit ihrem Projekt „Sozialmedizinische Nachsorge für Familien mit chronisch schwer kranken Kindern im Landkreis Esslingen“ an, bei dem sie eng mit der Kinderklinik des Esslinger Klinikums kooperiert.

Hospizgruppe:

Das neue Pflegeheim in Deizisau wurde mit einem Hospiz-Palliativ-Notfall-Zimmer ausgestattet.
In diesem Zimmer kümmert sich die Hospizgruppe Deizisau-Altbach sowohl um Heimbewohner
als auch um Außenstehende, die für die letzten Tage einen Raum zur Pflege benötigen.

Herzenssache und Asyl:

Aus den Spendengeldern der EZ-Aktion werden in diesem Jahr in verschiedenen Gemeinden Asyl-Arbeitskreise unterstützt. Spenden fließen auch an die Aktion Herzenssache der Stadt Plochingen und das Jobcafé des Kreisdiakonieverbands. Zudem wird der Deutsche Kinderschutzbund bei der Ausbildung.