In diesem Winter ein seltenes Bild im Süden Deutschlands: Vögel, die am Himmel in unsere Gefilde ziehen. Foto: mirkograul/fotolia.com Quelle: Unbekannt

(red) -Futterstellen sind verwaist, im Garten herrscht Stille, am Himmel ist abgesehen von ein paar Wolken wenig zu sehen - viele Menschen sind besorgt über das Ausbleiben von Rotkehlchen, Meisen, Finken und Co. in diesem Winter. Tatsächlich erreichen den Naturschutzbund (NABU) in letzter Zeit vermehrt besorgte Anrufe und Nachfragen über den Verbleib der Vögel. Einige vermuten dahinter gar ein Vogelsterben, ausgelöst durch den Einsatz von Pestiziden.

Es sei zwar richtig, dass Pestizide für den Rückgang an Individuen und Arten verantwortlich sind. Das großflächige Verschwinden derart vieler Vögel lasse sich so aber nicht erklären, zumal im Winter keine Pestizide ausgebracht werden, teilt Ralf Hilzinger von der NABU-Gruppe Esslingen mit.

Auch Allerweltsvögel mit Zugverhalten

„Was viele nicht wissen ist, dass auch unsere Allerweltsvögel in Teilen Zugverhalten zeigen. Deshalb sind nicht alle Kohlmeisen, die im Sommer hier sind, auch dieselben, die im Winter am Futterhaus gastieren“, erklärt Hilzinger. Während unsere Sommervögel im Winter nach Süden ziehen, erreichen uns ihre Artgenossen aus dem Norden. Nur: In diesem Winter war es im Süden Deutschlands eiskalt, im Norden hingegen eher mild. Auch in Skandinavien gab es in den vergangenen Wochen deutliche Plusgrade. Daher „fehlen in diesem Winter die bislang üblichen Schwärme von Wintergästen wie Bergfinken, Zeisige oder gar Seidenschwänze. Letztere dringen sonst nur bei extremer Kälte im Norden bis in unseren Raum vor“, sagt Hilzinger.

Dass die nördlichen Vögel diesen Winter nicht in den Süden zogen, ihre hier ansässigen Artgenossen sich aber dennoch in diese Richtung aufmachten, könnte eine Spielart des Klimawandels sein, schätzt der NABU Esslingen. Die Erklärung des Naturschutzbundes spiegelt sich auch in den Ergebnissen der „Stunde der Wintervögel“ wider: Bei der bundesweiten Vogelzähl-Aktion Anfang Januar 2017 zeigte sich ein Rückgang von 15 Prozent an gezählten Vögeln im Vergleich zum Vorjahr - obwohl sich deutlich mehr Menschen an der Aktion beteiligten. Und während die Zählergebnisse im Nordosten Deutschlands in etwa denen der Vorjahre entsprachen, verzeichnete der Südwesten der Bundesrepublik deutliche Rückgänge, bei der Kohlmeise beispielsweise um 50 Prozent.