Mit feiner Klinge und der Hilfe von Vereinen (hier Ira ZIegler von der SV 1845 Esslingen) ficht die ZRS für die Fortsetzung ihrer Sportklasse. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Claudia Bitzer

Schulleiterin Brigitte Krömer-Schmeisser nimmt es inzwischen sportlich: Nachdem das Kultusministerium die zusätzlichen Lehrerstunden für den Sportzug der Zollberg-Realschule (ZRS) auslaufen lässt, hat sich ihr Haus jetzt dazu entschlossen, sein beliebtes Aushängeschild vorerst selbst zu stemmen. Schließlich drängt die Zeit, die nächsten Fünftklässler stehen schon vor der Tür. Und Experten räumen einem Versuch, die Sportklasse über einen weiteren Schulversuch zu retten, derzeit wenig Erfolgschancen ein.

Kooperationen stärken

„Für uns ist das jetzt auch die Möglichkeit, neu zu denken und die Kooperation mit den Vereinen zu stärken“, gewinnt Krömer-Schmeisser der Angelegenheit auch einen positiven Aspekt ab. Bislang konnten die Zollberg-Realschüler bei guten Sportnoten und erfolgreichem Eignungstest ab Klasse sechs die Sportklasse wählen. Dort erwarteten sie durchgängig fünf Wochenstunden Sport - statt vier in den Klassenstufen fünf und sechs, drei in der Klassenstufe sieben und zwei in den Stufen acht bis zehn. 44 Jahre lief der Schulversuch, den das Ministerium jetzt beendet hat. Die derzeitigen Fünftklässler kommen im Herbst noch in den Genuss, für alle Jüngeren ist dann Schluss - zumindest mit der Finanzierung der Sportklasse über Extra-Lehrerstunden.

Weil keiner das Angebot missen will, hat die Schule nun nach Auswegen gesucht. Krömer-Schmeisser: „Was wir erarbeitet haben, ist noch nicht durch alle Gremien durch. Aber wir haben einen einstimmigen Beschluss der Gesamtlehrerkonferenz und des Elternbeirats. Wir wollen die Sportklasse, weil auch das soziale Lernen dort ganz enorm ist.“

Die neue Sportklasse soll künftig schon in der fünften Klasse starten. Bei einem Eingangstest werden bei den Interessenten grundsätzliche Fähigkeiten wie Schnelligkeit, Ausdauer oder Koordination abgerufen. Um auch den neuen Schülerinnen und Schülern fünf Wochenstunden Fachunterricht zukommen zu lassen, werden die Vereine in allen Klassenstufen jeweils eine Stunde übernehmen. Kooperationspartner wie zum Beispiel die SV 1845, der TSV Berkheim, die TSG, der SSVE, der Hockey-Club oder der Schneeschuhverein sorgen dafür, dass die Schüler Fechten, Klettern, Tennis und mehr lernen können. Krömer-Schmeisser: „In jeder Klassenstufe wird eine zusätzliche Sportart über Vereine vorgestellt.“ Theorie, Gesundheitserziehung und diverse Projekte ergänzen die Praxis. Wichtig ist der Schule dabei, dass der Sportunterricht in der Sportklasse - wie bislang auch - von Jungen und Mädchen gemeinsam betrieben wird. Normalerweise wird ab der siebten Klasse nach Geschlechtern getrennt. „Aber wir haben den gemeinsamen Unterricht gerade in der Pubertät als sehr hilfreich empfunden“, sagt Krömer-Schmeisser.

Um die zusätzlichen Angebote für die Sportklasse abzudecken, will sie alle Töpfe ausschöpfen. Das offene Ganztagsangebot in den Stufen fünf und sechs, Stunden zur individuellen Förderung, das Lehrbeauftragtenprogramm, das Jugendbegleiterprogramm, die Kooperation Schule und Vereine ...

Ganztagsschule ausdehnen

Um sich weitere Lehrerstunden zu erschließen, will die Zollberg-Realschule zudem auch in den Stufen sieben bis zehn offene Ganztagsschule werden. „Die Sportklasse hat ihr Ganztagsangebot dann eben im Sport. Aber an diesen neuen Angeboten könnten dann auch die Kinder aus unseren anderen Klassen teilnehmen“, erläutert Krömer-Schmeisser. In der neunten Klasse sollen die Schüler der Sportklasse künftig ein Sozialpraktikum in einem Verein machen. „Viele Jugendliche aus unseren Sportklassen sind als Übungsleiter in die Vereine gegangen“, will Krömer-Schmeisser auch dieses schöne Ergebnis ihres Sportzugs erhalten.

Dennoch wird die Schule nach dem derzeitigen Stand der Dinge nicht umhinkommen, von den Eltern ab Klasse sieben eine Gebühr für die Vereinsstunden zu verlangen. „Wir suchen noch nach Sponsoren und hoffen, dass wie die Elternbeiträge ganz gering halten können“, kommentiert Krömer-Schmeisser den Wermutstropfen, der den neuen Sportzug vom alten unterscheidet. Weiterer Unterschied: Künftig werden in der Sportklasse nur die Leistungen ins Zeugnis eingehen, die in den „regulären“ Sportstunden bewertet werden. Krömer-Schmeisser: „Aber es gibt ein zusätzliches Sportzeugnis.“ Die Schulleiterin hat beim Tag der offenen Tür ein reges Interesse der Eltern registriert. „Wir haben ja mit unserem MINT-Profil, unserer Berufsorientierung und unserem Sportprofil, das sich über die Sportklasse hinaus an alle unsere Schüler richtet, auch ein breites Angebot.“ Und so ist sie auch gespannt, wie die Anmeldezahlen für den speziellen Sportzug ausfallen.

Tatsache ist, dass die Schule dieses Angebot ab der achten Klasse auf jeden Fall auf eine Klasse beschränken muss. „Aber in dieser Altersstufe nimmt unserer Erfahrung nach das Interesse daran ohnehin eher ab“, so die Erfahrung von Brigitte Krömer-Schmeisser.