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Von Hermann Dorn

Die Sicherheit auf Straßen ist der Stadt wichtig. 134 Ampeln regeln den Verkehr – ein Aufwand, der allein für die Energie mit jährlichen Kosten von 80 000 Euro verbunden ist. Nachdem die Zahl der Anlagen in der Vergangenheit immer weiter gewachsen ist, strebt die Verwaltung jetzt die Trendwende an. Als Antwort auf die drohende Schieflage im Haushalt schlägt sie in einem insgesamt 101 Punkte umfassenden Katalog (die EZ berichtete) unter anderem vor, in Tempo-30-Zonen auf sechs der zwölf Ampeln zu verzichten. „Auf diese Weise könnten wir mittelfristig einen Spareffekt von mehreren tausend Euro pro Jahr erzielen“, sagt Rathaussprecher Roland Karpentier.

Esslingen ist mit Ampeln gut versorgt. Während die Fachliteratur als Richtschnur für 1000 Einwohner ein Signal empfiehlt, sind es in diesem Fall sogar 1,5. Weitere 16 Anlagen, die an Landes- und Kreisstraßen stehen, sind in dieser Rechnung noch nicht einmal berücksichtigt. Der Verdacht, dass die städtischen Verkehrsplaner im Umgang mit Ampeln in der Vergangenheit allzu viel Tatendrang an den Tag gelegt haben, führt Karpentier zufolge auf eine falsche Spur. „Städte haben in der Regel eine größere Verkehrsdichte als ländliche Gebiete“, argumentiert er. Durchschnittswerte besäßen folglich nur eine begrenzte Aussagekraft.

Sondersituation im Neckartal

Die Skepsis gegenüber vorschnellen Vergleichen mit weniger ampellastigen Kommunen begründet der Sprecher auch mit dem Hinweis auf die steilen Hänge im Neckartal. „Die serpentinenartigen Straßen werden mehrfach von Fußwegen gekreuzt“, erläutert er und reklamiert eine Sondersituation. Als Beispiel nennt er die kurvenreiche Zollbergsteige im Süden der Stadt, die mit mehreren Fußgängerampeln gesichert werden müsse.

Im Rathaus wird eingeräumt, dass sich die Notwendigkeit einzelner Anlagen im Rückblick anders darstellt als in der Vergangenheit. Weil die Hürden für Tempo-30-Zonen und Zebrastreifen  früher sehr viel höher gewesen seien als heute, habe man damals auf Ampeln gesetzt. Nachdem sich Rechtslage und Empfehlungen geändert hätten, könne man über einzelne Standorte nachdenken.

Die Überlegungen konzentrieren sich auf Tempo-30-Zonen. Außerhalb sieht die Verwaltung im Hinblick auf Verkehrsabläufe und Sicherheit keine Möglichkeit, auf einzelne Ampeln zu verzichten. Auch in den Tempo-30-Zonen nähert sich das Tiefbauamt nur vorsichtig dem Thema. „Wir prüfen noch, welche Ampeln abgebaut werden können“, so Karpentier. Bisher gehe man davon aus, dass dieser Schritt nur für die Hälfte der zwölf Anlagen in Frage kommt. Eine Radikalkur, die in Tempo-30-Zonen auf alle Ampeln verzichtet, ist kein Thema. „Wir gehen davon aus, dass wir einige Anlagen auch weiterhin brauchen“, sagt der Rathaussprecher. Sobald konkrete Vorschläge auf dem Tisch lägen, würden sie mit betroffenen Bürgerausschüssen, Schülern und Elternbeiräten besprochen. Auch hinter möglichen Ersatzlösungen steht vorläufig ein Fragezeichen. Das gilt sowohl für technische Details wie für Kosten. Zunächst beschränkt sich die Verwaltung auf die Zusage, dass sie in den jeweiligen Einzelfällen sichere Alternativen zu signalisierten Übergängen vorschlagen wird. „Wir nehmen die Sicherheitsfrage sehr ernst“, sagt Karpentier. Das Unfallrisiko gilt im Rathaus für überschaubar. In dieser Einschätzung sieht sich Karpentier mit Blick auf die bisherige Statistik bestärkt. „Uns sind keine Auffälligkeiten in Tempo-30-Zonen bekannt.“

Parallel zu den Überlegungen, sechs Ampeln abzubauen, setzt die Stadt weiter auf die neue LED-Technik. 75 000 Euro investiert sie jedes Jahr in diese Leuchtmittel, mit denen sich der Energieverbrauch der Ampeln und Straßenleuchten deutlich senken lässt. Wie wichtig dieser Ansatz ist, zeigt der Blick auf die städtische Stromrechnung, die allein für Ampeln jährlich mit 80 000 Euro zu Buche schlägt. Ob sich an diesem Posten viel ändern wird, hängt nicht nur von den Weichenstellungen im Rathaus ab. Eine zentrale Rolle spielen die Strompreise. Gegenwärtig verhindern steigende Tarife, dass sich die Investitionen in LED-Technik in größerem Umfang auszahlen.