Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Alexander Maier

Die Freunde des Vier Peh dürfen sich über ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk freuen: Die drohende Schließung der Kulturkneipe in der Flandernstraße ist vom Tisch – nur die Unterschriften unter eine Vereinbarung zwischen der Stadt Esslingen und Pächterin Uli Kopp fehlen noch. Die Konditionen sind jedoch ausgehandelt und vom Gemeinderat abgenickt. Und nichts deutet darauf hin, dass die Einigung in letzter Minute doch noch scheitern könnte. Entsprechend zufrieden zeigten sich gestern alle Beteiligten, dass die monatelange Hängepartie nun ein gutes Ende haben soll. Denn die Zukunft des Vier Peh hing lange Zeit am seidenen Faden – noch zum Wochenanfang deutete manches darauf hin, dass zum Jahresende alles vorbei sein könnte.

Viele Hürden waren zu nehmen

Die Geschichte des Lokals begann vor 43 Jahren: Damals entstand „Pavlos pädagogische Pils-Pinte“ gleich neben der Esslinger Hochschule. Für viele Studenten wurde das Lokal zur zweiten Heimat, Musiker und Kleinkünstler gaben sich ein Stelldichein. Doch mit den Jahren gab es immer wieder Probleme, Nachbarn aus dem Neubaugebiet Flandernhöhe fühlten sich durch Lärm gestört. Und weil zum Jahresende auch der Erbpachtvertrag ausläuft, den die Brauerei Dinkelacker mit der Stadt und dem Land für das dortige Grundstück geschlossen hatte, schienen die Tage des Vier Peh gezählt – zumal der dortige Hochschulstandort in den nächsten Jahren aufgegeben wird, um Platz für Wohnbebauung zu schaffen. Zudem stehen Investitionen in Brand- und Lärmschutz an, die die Pächterin unter den bisherigen Bedingungen nie und nimmer stemmen konnte.

Doch die Kulturkneipe hat weitaus mehr Freunde, als mancher vermutet hatte. Der Landtagsabgeordnete Wolfgang Drexler (SPD) schaltete sich ein, Stammgäste gründeten einen Verein zum Erhalt des Kulturstandorts Vier Peh. Und auch die Brauerei Dinkelacker signalisierte, dass sie ihren Teil zum Erhalt beitragen würde. Nun scheint die Kuh vom Eis zu sein, was OB Jürgen Zieger so kommentiert: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Den fand man in vielen Verhandlungsrunden zwischen Pächterin Uli Kopp, dem Förderverein des Vier Peh, der Stadt Esslingen, der Dinkelacker AG und dem Land Baden-Württemberg. „Mit dem Ergebnis bezeugen alle Beteiligten gleichermaßen, dass ihnen an dieser Institution etwas liegt“, erklärt Finanzbürgermeister Ingo Rust, der die Verhandlungen seitens der Stadt koordinierte. Und Pächterin Uli Kopp ergänzt: „Die Stadt und Dinkelacker, aber auch der Förderverein und ich waren kompromissbereit. Deshalb haben wir jetzt eine gute Lösung.“

Spätestens Ende 2021 ist mit Blick auf das Ende des Hochschulstandorts an der Flandernstraße auch für das Vier Peh endgültig Schluss. Sollten bis dahin Investitionen notwendig werden, die nicht finanzierbar und wirtschaftlich sind, könnte das Vier Peh auch schon früher schließen. Um es nicht so weit kommen zu lassen, will der Förderverein ganz praktisch helfen und kleinere Sanierungen sowie Verbesserungen am Schallschutz in Eigenregie organisieren. „Wir werden die Pächterin nicht alleine lassen und unser Möglichstes tun, damit wir so lange wie möglich Freude am Vier Peh haben“, verspricht der Fördervereinsvorsitzende Micha Schauer.

Die Konditionen der neuen Vereinbarung

Die Dinkelacker AG ist derzeit über einen Erbbaurechtsvertrag Eigentümerin des Vier-Peh-Gebäudes. Zum 1. Januar 2017 geht das Gebäude nun an die Stadt Esslingen über. Die Dinkelacker AG, die nach dem Auslaufen des Pachtvertrags eigentlich das Gebäude abreißen müsste, erkennt diese Abbruchverpflichtung auch für die Zukunft an. Uli Kopp, die Pächterin des Vier Peh, ist ab Januar 2017 für die gesamte Instandhaltung des Gebäudes verantwortlich. Dafür verzichtet die Stadt Esslingen auf einen Pachtzins. Die Pächterin hat jederzeit das Recht auf Kündigung ihres Pachtvertrags mit der Stadt – etwa wenn ein Betrieb des Vier Peh wegen hoher Investitionen wirtschaftlich nicht mehr darstellbar ist.