Quelle: Unbekannt

Von Christian Dörmann

Die Stadträtinnen und Stadträte, die gestern vom Grundsatz her dafür gestimmt haben, die Pläne für ein mögliches Baugebiet im Greut weiter zu verfolgen, haben sich ihre Entscheidung nicht leicht gemacht. Denn eigentlich gab es nur die Wahl zwischen Pest und Cholera - auf der einen Seite den enormen Druck, die Weichen für dringend benötigte Wohnungen zu stellen, und auf der anderen die Belange des Stadtklimas vor dem Hintergrund hoher Luftbelastung.

Die Enttäuschung der Baugegner ist nachvollziehbar. Doch von einem Makel, mit dem sich nun die große Mehrheit des Gemeinderats befleckt habe, kann wirklich keine Rede sein. Die Entscheidung wurde diskutiert und vertagt. Gutachter wurden eingeschaltet - von beiden Seiten. Und am Ende steht die klare Forderung von SPD, CDU und Freien Wählern, ökologischen und klimatologischen Aspekten im anstehenden Wettbewerb eine hohe Priorität einzuräumen. Das ist übrigens sehr wohl ein Erfolg des Aktionsbündnisses Lebenswertes Esslingen, weil es das Thema Stadtklima fest in die anstehenden Beratungen über einen neuen Flächennutzungsplan verankert hat.

Objektive Argumente und eigennützige: Die lassen sich bei Projekten wie dem Greut nicht immer klar auseinanderhalten. Und Gutachter, das wissen wir alle, pflegen oft zu dem Ergebnis zu gelangen, das den Vorstellungen des Auftraggebers entspricht. Es kann also niemand für sich in Anspruch nehmen, die Wahrheit gepachtet zu haben. Deshalb bleibt am Ende eben nur die Abwägung, die Entscheidung zwischen dem vermeintlichen oder tatsächlichen kleineren Übel.

Übrigens: Zur objektiven Wahrheit gehört, dass unsere Region in Europa führend ist, wenn es um einen hohen Wohlstand, um eine geringe Arbeitslosigkeit und um einen hohen Freizeitwert geht. Der Preis dafür ist viel Verkehr, Flächenverbrauch, Luftbelastung und ein großer Druck auf den Wohnungsmarkt. Wer eine bezahlbare Wohnung hat, beurteilt die Dinge gelegentlich anders als jemand, dem der Zutritt in die wohlhabende Region verwehrt bleibt. Kompromisse sind also angesagt - auch im Greut.