Der Dicke Turm genießt bei vielen Esslingern einen hohen Identifikationswert. Doch das historische Bauwerk ist ins Abseits geraten. Seit einiger Zeit macht sich die Initiative Turmwächter für die Sanierung stark. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Esslingen hat viele bedeutende Gebäude, doch kaum ein anderes ist im Bewusstsein vieler Bürger und Besucher der Stadt so tief verankert wie der Dicke Turm. Hoch über den Dächern thront das mächtige Bauwerk, das im 16. Jahrhundert entstanden ist und die Silhouette der Altstadt seither prägt. Doch in den vergangenen Jahren war der Dicke Turm ins Abseits geraten: Die dortige Gastronomie hat sich schon länger verabschiedet - eine neue Nutzung scheiterte bislang an den allzu hohen baulichen und feuerpolizeilichen Hürden. Und für eine große und damit kostspielige Lösung fehlt es bislang am nötigen Geld im städtischen Haushalt. Dass wieder Bewegung in die Diskussionen über die Zukunft des Dicken Turms gekommen ist, war nicht zuletzt das Verdienst der Initiative Turmwächter. Deren Ziel ist klar: „Das Wahrzeichen Esslingens soll wieder erlebbar und allen unseren Mitbürgern und Besuchern zugänglich gemacht werden.“

Engagement findet große Resonanz

Die Turmwächter haben sich als ehrenamtliche und überparteiliche Gruppe zusammengefunden - und sie haben kräftig gewirbelt: Immer wieder weist die Initiative auf den unbefriedigenden Zustand des Dicken Turms hin, sie macht sich für dessen Sanierung stark, erarbeitet Vorschläge für eine künftige Nutzung, sammelt Spenden und ist in sozialen Netzwerken präsent. Und die Aktivisten stehen nicht allein: In einer Unterschriftensammlung haben sich 3184 Bürger für den Dicken Turm stark gemacht. „Das Thema ist in der Öffentlichkeit inzwischen wieder viel stärker präsent“, freut sich Petra Helmcke von der Bürgerinitiative.

Immer wieder gehen die Turmwächter an die Öffentlichkeit. So hat die Initiative am Tag des offenen Denkmals im September 125 Besucher durch den Dicken Turm geführt. Mehr als 100 weitere Interessenten mussten aufs nächste Mal vertröstet werden, weil feuerpolizeiliche Bestimmungen die zulässigen Besucherzahlen eng beschränken. „Dass der Dicke Turm ein immer wichtigeres Thema für die Esslinger Bürger wird, zeigt sich auch bei der Spendenbereitschaft“, erklärt Petra Helmcke. So kann die Initiative Spenden von 2000 Euro verbuchen. Die Getränkehandlung Bayha hat anlässlich ihres 125-jährigen Firmenjubiläums 1000 Euro für die Turmwächter gestiftet. „Wir möchten ein Zeichen dafür setzen, dass das Esslinger Wahrzeichen saniert werden muss“, sagt Geschäftsführer Thomas Eger. Zusätzlich spendeten Eger und die Esslinger Weingärtner für jede verkaufte Flasche des Weins „Dicker Turm“, der unterhalb der Burg angebaut wird, einen Obolus. „Als alte Esslinger Wengerter mit Anbaugebiet unterhalb des Turms ist es uns wichtig, dass das Wahrzeichen schnellstmöglich saniert wird, damit es wieder genutzt werden kann“, erklärt Achim Jahn von den Weingärtnern. Mit solcher Unterstützung im Rücken wollen die Turmwächter am Ball bleiben. Und sie haben ihr Engagement mit dem des Esslinger Burgvereins stärker verzahnt - mit Petra Helmcke und Svenja Fleckenstein sind nun zwei Turmwächterinnen in dessen Vorstand (siehe untenstehenden Beitrag).

Dass sich zuletzt manches bewegt hat, darf die Initiative als Bestätigung verbuchen. So hat die Stadt angekündigt, dass sie den Efeubewuchs am Dicken Turm angehen möchte. Doch das soll nur der Anfang sein. „Wir wollen, dass die Esslinger den Dicken Turm wieder für sich nutzen können - ganz egal, ob es ein kleines Konzert oder eine Lesung, Omas 80. Geburtstag oder eine Firmenveranstaltung ist“, gibt Petra Helmcke die Richtung vor.

„Da steckt viel Potenzial drin“

An Ideen fehlt es nicht, und für deren Realisierung wollen die Turmwächter die Spendentrommel rühren - bei Bürgern und bei der Esslinger Geschäftswelt. „Doch wir können erst in großem Stil anfangen, Spenden zu sammeln, wenn der Gemeinderat ein Nutzungskonzept beschlossen und den Weg für die Sanierung des Dicken Turms freigemacht hat“, sagt Petra Helmcke. Angesichts der millionenschweren Investitionen, die nötig sind, um baurechtliche und feuerpolizeiliche Auflagen zu erfüllen und das historische Bauwerk technisch und optisch auf Vordermann zu bringen, können sich die Turmwächter eine Stufenlösung vorstellen. „Man könnte die Kosten aufteilen und im ersten Schritt dafür sorgen, dass Veranstaltungen bis 50 Teilnehmer möglich werden“, sagt Petra Helmcke. „Das ließe sich Schritt für Schritt ausbauen.“ Dass sich Investitionen in den Dicken Turm lohnen, ist für die Turmwächterin und ihre Mitstreiter klar: „Da steckt viel Potenzial drin.“

www.dickerturm.com