Geschafft: Tunnelpatin Beate Dietrich (Mitte) und zwei Mineure des Wangener Zwischenangriff am Durchschlags-Loch. Fotos: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Für die Tunnelbauer war gestern ein doppelt emotionaler Moment: Zwei Kilometer vom Hauptbahnhof und zwei Kilometer von der Zwischenbaustelle in der Ulmer Straße in Wangen entfernt erfolgten die letzten Meißelschläge für die Weströhre des Stuttgart-21-Tunnels vom Hauptbahnhof Richtung Obertürkheim. In 80 Meter Tiefe schafften die Mineure den Durchbruch. Gleichzeitig ist damit die Hälfte der Tunnelstrecken zwischen Stuttgart und Ulm vorgetrieben.

Großer Bahnhof für Wangens Bezirksvorsteherin Beate Dietrich und „ihre“ Tunnelbauer vom Wangener Zwischenangriffspunkt. 200 Gäste, darunter Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft sowie Beschäftigte der am Bau beteiligten Firmen, hatten sich von der künftigen S-21-Rettungszufahrt Hauptbahnhof Süd, gleich neben dem Portal zum Wagenburgtunnel, in den Untergrund getraut. 1,5 Kilometer in der westlichen der beiden S-21-Röhren, die vom Hauptbahnhof in Richtung Neckartal bei Unter- und Obertürkheim führen. 80 Meter unterhalb von Gablenberg war das Fest vorbereitet. Noch stand am Ende eine massive Felswand. Das sollte sich gegen 15.48 Uhr ändern. Während der Begrüßungsrede von Andreas Rath, dem technische Leiter der Arbeitsgemeinschaft „ATCOST 21“, kündigten „Klopfzeichen“ von der anderen Seite der Wand den staubigen Höhepunkt an. Ein Dutzend Meißelschläge hämmerten in Minutenschnelle einen mannsgroßen Durchlass ins Felsmassiv - der Tunneldurchschlag war geschafft. Die Röhre, die vom Zwischenangriff in Wangen gegraben, und jene, die vom Hauptbahnhof in die Gegenrichtung gemeißelt und gesprengt wurde, waren vereint. Sichtbares Zeichen fürs Rendezvous: Tunnelpatin Beate Dietrich schlüpfte als erste durch das Loch und erhielt von Manfred Leger, dem Vorsitzender der Geschäftsführung des Stuttgart-21-Projekts Blumen und einen Willkommensschnaps.

„Der Tunnel zwischen dem zukünftigen Hauptbahnhof und Ober- sowie Untertürkheim ist Teil eines Schienenrings, der mit Stuttgart 21 entsteht. Von den bestehenden Strecken entlang Neckar, Fils, Rems und Murr können Züge von beiden Seiten in den neuen Durchgangsbahnhof einfahren. Das steigert unsere Flexibilität bei der Betriebsdurchführung und ist ein Qualitätssprung. Den Mineuren, die den Tunnel vorgetrieben haben, gebührt für ihren Einsatz größtes Lob“, sagte Sven Hantel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für das Land Baden-Württemberg. Rund 4800 Meter haben die Mineure seit 4. Dezember 2013, der Einweihung des „Beate-Tunnels“, in der westlichen Röhre gegraben. In der parallel verlaufenden Oströhre haben die Mineure sich bereits 2300 Meter vorgearbeitet. Leger ist stolz auf die Leistung, weiß jedoch, dass noch ein hartes Stück Arbeit vor den Tunnelbauern liegt. Am Obertürkheimer Ende fehlen noch rund 400 Meter für die westliche und rund 500 Meter für die östliche Röhre. Im September 2016 gab‘s einen Wassereinbruch auf Höhe des Sportplatzes der SG Untertürkheim. Die Erdschichten musten von abgedichtet werden.

Überraschungen, so Leger, die im Tunnelbau vorkommen können. Er ist hochzufrieden mit dem Erreichten. „Die Hälfte der Tunnel zwischen Stuttgart und Ulm sind vorgetrieben. Wir sind stolz darauf. Dieses Bergfest wird gekrönt mit dem heutigen Tunneldurchschlag. Die Mineure leisten hervorragende Arbeit“, dankte Leger und lud zur Halbzeitpause 80 Meter unter Gablenberg ein.