Artistisch vielseitig: Football Freestyler Camill Hauser begeistert wie die Ausgezeichneten bei der Sozialpreis-Verleihung. Foto: Dietrich Quelle: Unbekannt

Von Peter Dietrich

Eines war bei der Verleihung des Sozialpreises beim FC Esslingen klar: Gewonnen haben alle. Gewonnen haben die jugendlichen Spieler des Vereins, gewonnen haben die Partner mit Handicap bei den sechs Aktionen der „Mission Integration“. Zwei Siegerteams gab es am Ende trotzdem.

Auf der Fahne des FC Esslingen ist keine altehrwürdige Jahreszahl zu finden, den Verein haben alle neun Esslinger Fußballvereine erst 2011 gemeinsam gegründet, unter dem Motto „Miteinander gewinnt!“. Dass er noch mehr Miteinander der neun Vereine will, machte der Erste Vorsitzende Wolfgang Drexler bei der Preisverleihung im Lutherbau des CVJM Esslingen klar: „Wir müssen miteinander in den Erwachsenenfußball eintreten.“ Ziel sei in zehn Jahren die 2. Bundesliga. Doch vor dem Start müsse man noch ein wenig Geld einsammeln.

Zuerst bekommt der FC Esslingen gemeinsam mit der Sportvereinigung SV 1845 Esslingen im Sportpark Weil eine eigene Heimat. „Die Halle wird für 7,8 Millionen Euro saniert, das hat der Gemeinderat am Montag beschlossen“, sagte Drexler.

Bei „Mission Integration“ haben sich sechs Jugendmannschaften jeweils ein Integrationsprojekt überlegt und mit ihrem Trainer umgesetzt. Die C- und B-Juniorinnen bauten beim „Fest der Begegnung“ der Lebenshilfe Esslingen einen Fußballparcours auf, die C-Junioren führten mit der Lebenshilfe einen Sport- und Spaßtag durch. Die A-Jugendkicker spielten mit den Blindenfußballern des MTV Stuttgart und waren chancenlos, die 15- bis 17-jährigen B-Junioren bauten für Jugendliche und Erwachsene mit Handicap Spiel- sowie Übungsstationen auf.

Sie alle dürfen einen Ausflug in den Europapark Rust machen. Das dürfen die beiden Siegermannschaften auch, für sie gibt es aber als Gewinner noch ein Essen dazu: Die E-Juniorinnen haben mit dem Verein Rückenwind eine Stadtrallye durchgeführt, drei Leihrollstühle getestet und am Ende auf der Maille ein lockeres Picknick veranstaltet. Die D-Junioren im Alter von zwölf und 13 Jahren spielten mit Männern, die durch eine Krankheit oder einen Unfall ein Bein oder einen Arm verloren haben. Sie waren von der Leistung der Amputiertenmannschaft sehr beeindruckt. Beim Schuss muss das ganze Gewicht auf den Krücken ruhen, damit das Bein frei schwingen kann. Weil alle sechs Mannschaften so gut waren, war der Jury unter Vorsitz von Drexler die Auswahl der beiden Sieger schwer gefallen.

„Inklusion nicht nur als Event“

Ein Kurzfilm gab einen gelungenen Überblick über das Projekt, das durch Förderungen des Landes Baden-Württemberg und der Bürgerstiftung Esslingen sowie Firmensponsoren möglich wurde. „Wir sind nicht alle gleich, es geht um die Wertschätzung von Vielfalt“, sagte Thomas Meyer, Professor an der DHBW in Stuttgart. Er will „Inklusion nicht nur als Event. Ich wünsche mir, dass es weitergeht.“ Drei von vier Projekten zur Inklusion im Land seien zeitlich begrenzt.

Meyers Wunsch geht in Erfüllung. Martin Hägele, Stellvertretender Vorsitzender und Vorstand für Sport beim FC Esslingen, kündigte unter dem Motto „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ ein Folgeprojekt zur Vielfalt an, unter anderem mit einem Turnier mit Flüchtlingen.

„Das ist alles Pionierarbeit“, lobte Timo Hildebrand das Engagement des FC Esslingen, vor dem er „allergrößten Respekt“ habe. Die Torspieler im FC Esslingen interviewten Hildebrand, der 17 Jahre lang im Tor stand und 2007 in dessen glücklicheren Zeiten mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister wurde. Ob er schon immer Torspieler werden wollte? „Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht.“ Heute müsse ein Torspieler - deshalb der Wortwechsel weg vom Torwart - nicht nur Bälle halten, sondern auch gut am Fuß sein. Ob er Rituale hatte? Ja, die beiden Handschuhe küssen und ein Stoßgebet.

Abgerundet wurde die Preisverleihung durch zwei Darbietungen, die beide sehr viel verdienten Applaus bekamen: Der Esslinger Deutschrapper fil-da-elephant jonglierte gekonnt mit Worten, der Deutsche Vizemeister im football freestyle, Camill Hauser, artistisch vielseitig und unter Einsatz fast aller Körperteile mit dem Ball.