Wer zum Zollberg möchte, muss von Montag an am Drechsler-Knoten abbiegen und durch Nellingen fahren. Auf der blau eingezeichneten Strecke sollen alle anderen Verkehrsteilnehmer über die Aufstiegsstraße ins Neckartal fahren. Foto: www.LGL-BW.de/EZ-Repro - www.LGL-BW.de/EZ-Repro

Von Dagmar Weinberg

Kaum tut sich auf einer der Hauptverkehrsadern eine Umleitung auf, stehen im Esslinger Tiefbauamt die Telefone nicht mehr still. So war es vor knapp zwei Wochen, als die Zollbergstraße bergab gesperrt wurde. „Und so wird es auch am kommenden Montag sein“, prognostiziert Thomas Feiert, der als stellvertretender Abteilungsleiter im Tiefbauamt die Baustellen koordiniert. Im Zuge des Aus- und Umbaus des Festo-Knotens (siehe Anhang) ändert sich von Montag an für rund acht Wochen die Verkehrsführung: Am Festo-Knoten kann man nicht mehr zum Zollberg abbiegen. Wer aus Richtung der Autobahn kommt und zum Zollberg möchte, wird deshalb ab dem sogenannten Drechsler-Knoten durch Nellingen umgeleitet. „Das wird für die Nellinger sicher hart, und so rechnen wir auch wieder mit einigen Anrufen.“

Am Drechsler-Knoten „müssen aber nur die Zollberger abbiegen“, macht Thomas Feiert klar. „Alle anderen Autofahrer, die nach Esslingen in die Innenstadt oder zur B10 wollen, sollen bitte unbedingt die Berkheimer Aufstiegsstraße nehmen. Denn die ist für eine derartig hohe Verkehrslast ausgelegt.“ Auf keinen Fall solle man versuchen, über den Zollberg ins Neckartal zu gelangen, betont der Straßenbau-Experte. Denn die Zollbergstraße ist für rund fünf Monate in Richtung Innenstadt gesperrt. Dass der Zeitpunkt mit Blick auf den Festo-Knoten nicht gerade günstig ist, weiß Thomas Feiert. „Aber wir können die Sicherung des Hangs nicht noch weiter aufschieben. Und der Ausbau des Festo-Knotens ist an Zuschüsse gebunden.“

„Sehr nennenswerte Verstöße“

Was das Durchfahrtsverbot Richtung Innenstadt bedeutet, haben die Anwohner in der Mutzenreisstraße in den ersten Tagen der Sperrung zu spüren bekommen. Da die Straße als Umleitung herhalten muss, hatten sich viele Pendler ihren Weg ins Neckartal über die Mutzenreisstraße, die Hohenheimer Straße und die Champagne gesucht. „Am ersten Tag gab es deshalb in der Mutzenreisstraße einen immensen Stau, und bei uns sind die Telefone heiß gelaufen“, berichtet Thomas Feiert. Am zweiten Tag sei dann der Weg ins Tal über die Berkheimer Aufstiegsstraße zeitweise dicht gewesen. „Am dritten Tag hatte sich alles einigermaßen eingependelt, und wir haben auch kaum mehr Anrufe mehr bekommen.“ Diese Beobachtung ist für den Esslinger Ordnungsamtsleiter Gerhard Gorzellik ein Beleg, „dass der Verkehr wie Wasser ist. Wo Widerstand ist, staut er sich auf und sucht sich dann einfach einen neuen Weg.“

Wenn in Esslingen eine der Hauptverkehrsadern gesperrt ist und die Fahrzeuge über Nebenstraßen umgeleitet werden, ist auch das mobile Messteam des Ordnungsamts unterwegs – vor allem dann, wenn die Umleitungsstrecke durch Wohnstraßen führt und zudem von Schulwegen gekreuzt wird. „Denn wir wissen aus Erfahrung, dass auf den Umleitungsstrecken nicht angepasst gefahren wird“, sagt Gerhard Gorzellik.

So hat das Ordnungsamt in der ersten Umleitungswoche (vom 8. bis 12. Mai) sowohl in der Mutzenreisstraße als auch in der Eichendorffstraße rund um die Grundschule die Geschwindigkeit kontrolliert: In insgesamt sieben Stunden, in denen die Blitzer in der Mutzenreisstraße standen, wurden 77 Verstöße gemessen. In der Eichendorffstraße – dort war man zwölf Stunden aktiv – waren 190 Autofahrer zu schnell unterwegs. „Das sind schon sehr nennenswerte Verstöße.“

Ausbau des Festo-Knotens

Etwa 30.000 Fahrzeuge sind täglich auf der Landesstraße 1192 zwischen der Autobahn A 8 und der Bundesstraße 10 unterwegs. Somit gehört diese Verbindung zwischen A 8 und Neckartal zu den am meisten befahrenen Landesstraßen überhaupt. Um den Verkehr flüssiger zu machen, hat das Land beschlossen, den Festo-Knoten zu ertüchtigen. Rund 6,8 Millionen Euro sollen in das Projekt fließen, für das im April der Startschuss gefallen ist.

Zusätzliche Abbiegespuren sollen die Verkehrslast am Hauptsitz der Firma Festo auffangen. Der Ausbau des Festo-Knotens und der Kreuzung Nellinger Linde wird etwa eineinhalb Jahre dauern. Da bei laufendem Verkehr gebaut wird, war von vornherein klar, dass Verkehrsbehinderungen nicht ausbleiben werden. Von einer Vollsperrung der Kreuzungen hatte man aber von vornherein Abstand genommen, da eine komplette Sperrung Auswirkungen auf den Verkehr in der gesamten Region gehabt hätte.

Deutlich mehr Verkehr bedeutet der Ausbau des Festo-Knotens für die Nellinger. Vor allem im südlichen Bereich der Ortsdurchfahrt wird sich die Zahl der Fahrzeuge nach derzeitigen Prognosen um rund 50 Prozent erhöhen. Statt mit derzeit 1000 Fahrzeugen rechnen die Verkehrsplaner in den abendlichen Spitzenstunden mit rund 1500 Fahrzeugen.

Auch die Berkheimer werden den in mehrere Abschnitte unterteilten Ausbau des Knotenpunkts zu spüren bekommen. In den Sommerferien bis Ende September soll der Berkheimer Verkehr aus der Ruiter Straße nicht mehr nach rechts hinunter auf die Aufstiegsstraße abbiegen können. Denn die Umleitung verläuft in dieser Zeit über die Straße Am Ziegelbrunnen. Danach wird es eine Bauphase geben, in der die Querverbindung zwischen Festo-Knoten und Nellinger Linde nur in Richtung Nellinger Linde befahren werden kann.