Die Raumnot der Schule am Schillerpark hat nicht nur dazu geführt, dass bereits vier Klassen an die Klaraanlage ausquartiert sind. In diesem Schuljahr wurden auch noch Container (Foto) benötigt. Der Zusammenschluss mit der Katharinenschule soll die Raumprobleme lösen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Claudia Bitzer

Die Weichen hat der Gemeinderat im vergangenen Jahr gestellt, zum Schuljahr 2017/18 sollen bereits die ersten großen Veränderungen in der Esslinger Schullandschaft greifen: Dann werden die Schule am Schillerpark und die Katharinenschule an der Klaraanlage als sechszügige Gemeinschaftsschule an den Start gehen. Und zwar als eine Schule mit zwei Standorten, die etwa 500 Meter voneinander entfernt liegen. Aus den ersten vier Klassenstufen der bisherigen Katharinenschule soll eine eigenständige Grundschule werden. Das sind komplexe und komplizierte Aufgabe, zumal beide Schulen erst seit eineinhalb Jahren Gemeinschaftschulen sind und noch auslaufende Real- beziehungsweise Werkrealschulklassen haben.

Haus A wird frei

Immerhin steht mittlerweile fest, dass die dann noch verbliebenen vier Werkrealschulklassen und zwei internationalen Vorbereitungsklassen der Katharinenschule im Herbst in die Adalbert-Stifter-Schule ziehen. Die bringt im nächsten Schuljahr nur noch eine achte und eine neunte Klasse plus eine Vorbereitungsklasse aus ihren eigenen Reihen zusammen. Die Eltern der Katharinenschüler hatten anfangs den Wunsch, dass die Neuntklässler ihren Hauptschulabschluss noch an der Katharinenschule machen können. Bernd Berroth, Leiter des städtischen Schulamts: „Wir hatten ihnen als Stadt die Wahl gelassen.“ Mittlerweile sind Lehrer und Eltern jedoch davon überzeugt, dass das bei dann nur noch zwei Werkrealschulklassen im Schulhaus keine gute Lösung ist, so die kommissarische Schulleiterin Barbara von Lauenstein.

Mit dem Auszug der Werkrealschüler wird das Haus A der Katharinenschule (Gebäude der ehemaligen GHS Schillerschule am westlichen Ende der Klaraanlage) zum nächsten Schuljahr frei. Das erleichtert dann auch die Übergangslösungen, ohne die die Zusammenführung von Katharinenschule und Schule am Schillerpark nicht funktionieren.

Lehrer mussten sich entscheiden

Anfang Januar mussten sich die Lehrerinnen und Lehrer der beiden Schulen entscheiden, wo sie ihre Zukunft sehen. Die Stadt hat mittlerweile auch eine externe Moderationskraft ausgesucht, die die Zusammenführung der Kollegien und Konzepte begleitet. Mitte Februar kommt diese Runde erstmals zusammen. Bei den weiteren Treffen wird dann das Büro Schneidermeyer einbezogen, wenn es darum geht, wie das pädagogische Konzept der fusionierten Schule mit ihren zwei Standorten an der Klaraanlage und am Schillerpark räumlich umgesetzt werden kann. Berroth: „In diesem Jahr wird in der Innenstadt noch nichts gebaut.“

Tatsache ist jedoch, dass man sowohl in den beiden Häusern an der Klaraanlage als auch am Schillerpark investieren muss. Alle drei Gebäude sind gut 100 Jahre alt. Den größten Modernisierungsbedarf hat das bisherige Haus A der Katharinenschule. Noch ist nichts entschieden, doch vermutlich werden dort die Grundschüler einziehen, die bislang noch im Haus B, der ehemaligen Burgschule, untergebracht sind. „Allerdings noch nicht zum kommenden Schuljahr“, so Berroth. „Wir wollen das auch nicht zur Vorgabe für den Fusionsprozess der beiden Schulen machen, das sollen sie im Zuge ihrer Konzeptentwicklung entscheiden.“ Allerdings werde die Stadt schon auf die Kosten schauen. Die Baumaßnahmen an den drei Gebäuden können sicher nicht nur während den unterrichtsfreien Zeiten über die Bühne gehen. Berroth: „Deshalb werden wir auch die Container, die wir in diesem Schuljahr für die Schule am Schillerpark aufgebaut haben, auch noch länger brauchen.“

Er ist zuversichtlich, dass der Handlungsbedarf im Esslinger Osten im kommenden Schuljahr noch nicht so groß ist wie in der Innenstadt. Im Osten soll die Realschule Oberesslingen (RSO) auf sechs Züge ebenfalls an zwei Standorten ausgebaut werden. „Sollten im Herbst an der RSO sechs Züge zusammenkommen, werden wir sie auch ohne die zusätzlichen Räume der Lerchenäckerschule unterbringen“, sagt Berroth. „Wir wollen der Schule die Zeit geben, die sie für ihr neues Konzept braucht.“

Neue Schule in der Vorstadt

Für die Lerchenäckerschule, eine Grundschule mit auslaufender Werkrealschule, ändert sich somit im kommenden Schuljahr noch nichts. Dort wird es neben den Grundschülern im Herbst noch eine siebte, zwei achte und zwei neunte Werkrealschulklassen geben. Zudem werden die Jungen und Mädchen aus den Esslinger Schulen, die nach ihrem Hauptschulabschluss in der zehnten Klasse noch einen Werkrealschulabschluss ablegen wollen, dort zusammengezogen.

Was nichts an der Tatsache ändert, dass die Stadt die beiden noch verbliebenen Werkrealschulen in den Lerchenäckern und in der Pliensauvorstadt auslaufen lässt. Spätestens im Juli 2019 kann sie über das Gebäude der Adalbert-Stifter-Schule frei verfügen. Dort soll eine ganz neue Schule entstehen. Berroth: „Wir werden in der nächsten ABES-Sitzung eine Vorlage einbringen, in der wir eine fünfköpfige bundesweite Expertengruppe unter Leitung von Otto Seydel vom Institut für Schulentwicklung Überlingen vorschlagen. Sie soll ein Eckpunktepapier für die neue Schule erarbeiten, das dann im Herbst dem ABES und dem Gemeinderat vorgeschlagen werden soll.“ Die Frage, ob in der Pliensauvorstadt dann eine neue Gemeinschafts- oder eine Realschule entstehen soll, wird erst im Zuge der Konzeptfindung geklärt. Tatsache ist, dass die Neubauvorhaben und die Verkehrssituation in der Pliensauvorstadt, Brühl und Weil in die Konzeptfindung einbezogen werden sollen. Die neue Schule könnte Berroth zufolge jedoch frühestens 2021 bezogen werden. „Aber wir brauchen sie.“ Wobei es auch immer noch die Option gibt, die Seewiesenschule im Norden auf drei Züge auszubauen. Im Juli wird dort Baubeginn sein - vorerst nur, um ihrem Raumbedarf als Gemeinschafts- und neuer Ganztagsgrundschule nachzukommen. Der Ganztagsbetrieb in den ersten vier Klassen startet bereits im kommenden Schuljahr, die Bauarbeiten selbst werden erst August 2019 fertig.

Mehr Platz dank Brandschutz?

In der Zollberg-Realschule im Esslinger Süden, die auf drei Züge begrenzt wird, prüft der Eigenbetrieb Städtische Gebäude, wie man notwendige Brandschutzmaßnahmen so gestalten kann, dass die Schule mit Raumnöten Erschließungsflächen wie etwa die Gänge besser nutzen kann. Die Brandschutzmaßnahmen werden in diesem Jahr bereits angegangen.

Die neue Schullandschaft

Warum? Nach langem Anlauf hat der Gemeinderat im vergangenen Jahr die weiterführenden Schulen in Esslingen neu aufgestellt. Die Veränderungen waren notwendig, weil die Stadt zwar genügend Schulräume hat. Die Wünsche der Schüler und Eltern hatten sich jedoch im Bereich der Gemeinschafts-, Real- und noch verbliebenen Werkrealschulen nicht mit dem Angebot der einzelnen Schulen gedeckt.

Wer ist betroffen? Die Stadt bekam im vergangenen Jahr endgültig grünes Licht, ihre Werkrealschulen auslaufen zu lassen. Der größte Handlungsbedarf ist aber in der Innenstadt, wo die Gemeinschaftsschule am Schillerpark aus allen Nähten platzt und an der rund 500 Meter entfernten Katharinenschule noch Platz ist. Beide Häuser werden im kommenden Schuljahr zu einer sechszügigen Gemeinschaftsschule zusammengelegt. Maßnahmen in Oberesslingen und in der Pliensauvorstadt sollen folgen.

Was ist mit den Gymnasien? Für sie strebt die Stadt Projekte an zwei Häusern an, die bei Erfolg und Bedarf eventuell auf die beiden anderen Häuser übertragen werden können. Mit dem Georgii arbeitet sie gerade daran, wie man das erweiterte und aktualisierte Konzept der Schule zur offenen Ganztagsbetreuung räumlich umsetzen kann. Und im Schelztor-Gymnasium wird geprüft, wie man Flure oder andere Erschließungsflächen für Kleingruppen und den Einsatz von Tablets nutzbar machen kann. Im Rathaus bedauert man sehr, dass die Stadt beim Tablet-Programm des Landes nicht zum Zuge gekommen ist. „Das wurde im Losverfahren vergeben und so kommt es, dass eine Stadt wie Biberach mit zwei Schulen vertreten ist und wir leer ausgegangen sind“, kritisiert der städtische Schulamtsleiter Bernd Berroth die Vergabe. Mehr Unterstützung fordert er nicht nur für die Digitalisierung der Schulen, sondern auch für den Ganztagsbereich in den Klassenstufen fünf bis sieben. „Da muss vom Land noch was kommen.“

Was kostet das Paket? Der Veränderungsprozess an den weiterführenden Schulen wird sich über mehrere Jahre hinziehen und inklusive Sanierung an den Häusern nach einer ersten Schätzung zwischen 48 und 70 Millionen Euro kosten.