Mit dem neuen Parkkonzept sind erstmals auch sechs Parkplätze an der Stadtkirche ausgewiesen worden, die ausschließlich Kurzparkern zur Verfügung stehen Foto: Kaier - Kaier

Von Melanie Braun

Auch Wochen nach der Einführung des neuen Parkkonzeptes kommt man am Marktplatz nicht zur Ruhe. Im Gegenteil: Die Proteste gehen in eine neue Runde. Nun haben einige Marktbeschicker eine Liste mit fast 600 Unterschriften im Rathaus abgegeben, mit denen sie der Forderung nach einer Nachbesserung Ausdruck verleihen wollen. Auch ein Stapel ausgedruckte E-Mails von unzufriedenen Anwohnern liegt auf dem Schreibtisch von Ordnungsamtsleiter Gerhard Gorzellik. Ändern wird das aber erst einmal nichts.

Die Umstellung auf das neue Parkkonzept sei gar nicht gut gelaufen, sagt die Marktbeschickerin Barbara Medinger-Schmid. Seit dieses gelte, würden am Marktplatz gnadenlos Knöllchen verteilt. Sie höre sogar von Kunden, die schon einen Strafzettel hätten, wenn sie nur vom Parkschein holen zurückkommen. Das sei dann doch etwas übertrieben. Unabhängig davon hält die Marktfrau wenig von dem neuen System. Es möge zwar sein, dass es die gleiche Anzahl an Parkplätzen gebe wie vorher: „Aber die Wege sind jetzt weiter.“

Das sei vor allem für die Hauptkundschaft auf dem Markt, nämlich ältere Leute, ein Problem. Denn sie könnten mit den schweren Einkäufen einfach nicht so weit laufen, schon die Parkplätze in der Abt-Fulrad-Straße, an der Agnespromenade und im Parkhaus bei der Polizei seien zu weit weg. Das Gleiche gelte für Kunden, die große Mengen kauften. „Ein Markt ohne Parkplätze funktioniert einfach nicht“, sagt Medinger-Schmid.

Viele Kunden seien in den vergangenen Wochen geradezu wutentbrannt auf sie und ihre Kollegen zugekommen und hätten gefragt, was man gegen die neue Parkregelung unternehmen könne. Daraufhin habe man die Unterschriftenaktion gestartet. Ziel sei es nicht, die Neuregelung zu stoppen, sondern lediglich, sie verträglicher zu gestalten. „Uns würde es schon reichen, wenn die Parkplätze rund um den Marktplatz und vor der Stadtkirche zu den Marktzeiten frei wären“, sagt Medinger-Schmid. Zudem wünsche man sich an Markttagen mehr Kulanz vom Ordnungsamt – also weniger Knöllchen.

Eberhard Rühle, zweiter Vorsitzender des Marktvereins, sieht das ähnlich. Bei der Unterschriftenaktion hat er sich zwar rausgehalten,  aber für den Anbieter von Obst und Gemüse ist klar, dass der Markt von den Parkplätzen lebe. Er glaubt: „Auf lange Sicht stirbt der Markt, wenn man keine Lösung findet.“ Heute wollten die Leute so nah wie möglich mit dem Auto heranfahren: „Beim Supermarkt können sie bis zur Tür fahren.“ Gerhard Gorzellik, der Leiter des Ordnungsamts, kann die Aufregung nicht verstehen. Das neue Parkkonzept sei schließlich in einem langwierigen, bürgerschaftlichen Beteiligungsprozess entstanden, bei dem alle Betroffenen mit im Boot gewesen seien. In einem Workshop, zu dem alle Interessierten eingeladen gewesen sind, habe man vier Lösungsvorschläge erarbeitet, aus denen die aktuelle Regelung entwickelt worden ist. Auch angesichts dieser gemeinschaftlichen Arbeit könne man das Ergebnis nun nicht einfach so ändern.

Im Übrigen hält Gorzellik es für  kein allzu schlechtes Zeichen, dass der Protest von verschiedenen Seiten kommt – neben der Unterschriftenliste der Händler und Kunden ist noch ein Stapel ausgedruckter E-Mails von unzufriedenen Anwohnern bei ihm angekommen. „Wenn jeder sich benachteiligt fühlt, scheint es doch ein guter Kompromiss zu sein“, findet der Amtsleiter – wenn nur einer jubele und der andere sich beklage, spreche das für eine ungerechte Lösung. Letztlich gebe es ja auch exakt genauso viele Parkplätze wie vorher, man habe sie lediglich anders geordnet.

Zudem sei die neue Regelung lediglich ein Verkehrsversuch, der vorerst nur für zwei Jahre gilt. Ziel sei es aber, diesen komplett durchzuziehen – außer, es komme zu „eklatanten Auffälligkeiten“. Doch Änderungen seien in solch einem Fall wieder nur im Rahmen eines bürgerschaftlichen Prozesses möglich. Nun müsse man ohnehin erst einmal schauen, wie sich das Ganze einspielt.

So sieht man es auch beim Bürgerausschuss Innenstadt. Wenn es gar nicht laufe, könne man die Regelung immer noch ändern, sagt die Vorsitzende Barbara Frey. Die Frage sei allerdings, wie man dann vorgehen soll: „Egal, was man an dieser Ecke macht, es gibt immer Leute, die damit nicht zufrieden sind“, sagt sie. Ideal sei die Parksituation in der Innenstadt nie.

Das neue Parkkonzept

Rathausplatz: Als das Zwiebelfest Mitte August zu Ende war, trat die neue Parkregelung in Kraft. Seither ist der Rathausplatz bis auf wenige Ausnahmen autofreie Zone, somit sind auch die bisherigen Parkplätze dort weggefallen. Damit will man den Platz attraktiver gestalten und den ungeliebten Parksuchverkehr verhindern. Nach wie vor stehen den Autofahrern in der Nähe des Marktplatzes aber insgesamt 163 Parkplätze zur Verfügung – nur an anderer Stelle.

Kurzparker: An der Agnespromenade bei der Polizei sind elf neue Parkplätze ausschließlich für Kurzparker entstanden, an der Abt-Fulrad-Straße dürfen ebenfalls nur noch Kurzparker ihren Wagen abstellen. Erstmals sind unterdessen auch sechs Parkplätze an der Stadtkirche ausgewiesen worden, die ausschließlich Kurzparkern zur Verfügung stehen.

Mischnutzung: In einigen Bereichen müssen sich Kurzparker und Anwohner die Parkplätze teilen, nämlich vor dem Wäschemodegeschäft Mehl am Marktplatz 24, rund um den Marktplatz sowie vor dem Kielmeyerhaus.

Anwohner: Die Tiefgarage Kleiner Markt darf nun nur noch von Anwohnern genutzt werden. Dort sind laut dem Ordnungsamtsleiter Gerhard Gorzellik mehr als 50 Parkplätze für sie reserviert. Zudem können Anwohner nun auch noch in der Mettinger Straße parken.