Ein ernstes Thema provokant unters Volk gebracht: Die Lebenshilfe Esslingen will bei Schülern und Azubis Verständnis für Menschen mit Handicaps schaffen. Für die Projektidee kann man jetzt im Internet abstimmen . Foto: Lebenshilfe Quelle: Unbekannt

(biz) - Ganz schön provokativ: „echt behindert!“ hat die Lebenshilfe Esslingen eine neue Projektidee überschrieben. Die ist jetzt bei der Google Impact Challenge unter die 200 besten Ideen Deutschlands gekommen. Nun winken 10 000 Euro, um das Projekt umzusetzen. Aber nur, wenn die Idee genügend Stimmen bekommt.

Seit ein paar Monaten arbeiten Fabian Treffert, Assistent der Geschäftsführung, und Sven Seuffert-Uzler, Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Esslingen an ihrem Konzept. „Menschen mit Behinderung sind im Alltag einfach immer noch wenig präsent. Das bietet leider Raum für Vorurteile. Wir wollen deswegen auf Schüler und Auszubildende zugehen und frühzeitig Aufklärungsarbeit leisten und Berührungspunkte schaffen“, erklärt Seuffert-Uzler. Dazu sollen verschiedene Info-Module erarbeitet werden, wie zum Beispiel ein einstündiger Präsenz-Workshop vor Ort in Schulen oder Ausbildungsstätten. Oder ein Web-Seminar, Schulungsblätter zur Eigenarbeit, gemeinsame Aktivitäten oder ein Besuch einer Einrichtung, in der Menschen mit Behinderung arbeiten oder wohnen.

Auf Augenhöhe arbeiten

„Dabei ist uns besonders wichtig, auf Augenhöhe zu argumentieren und nicht oberlehrerhaft rüberzukommen. Wir haben ein ernstes Anliegen, wollen das Thema aber mit Humor und unterhaltsam anpacken und dabei gerne auch etwas provokativ sein“, beschreibt Treffert die Marschroute.

Deshalb haben sich die Initiatoren auch für den herausfordernden Namen des Projekts entschieden: „echt behindert!“. „Der Ausspruch ist immer noch geläufig, wenn Jugendliche etwas doof finden, und fällt meistens völlig unreflektiert. Das wollen wir ändern. Und dazu verwenden wir den Spruch selbst. Einerseits, um damit zu sagen, dass wir das doof finden, und andererseits, weil wir zeigen wollen, was es wirklich bedeutet, wenn man echt behindert ist“, erklärt Seuffert-Uzler.

Ein Vorbild für das Projekt gibt es auch. Die Initiative „Verrückt? Na und!“ (einsehbar unter http://www.verrueckt-na-und.de/), die seit 2010 an Schulen erfolgreich und mehrfach ausgezeichnet Aufklärungsarbeit zu psychischen Erkrankungen leistet.

Für dieses Jahr hatten die Initiatoren geplant, Sponsoren und Unterstützer für die Umsetzung zu gewinnen. Aber mit etwas Glück könnte die Projektkasse eher als gedacht gefüllt werden. Denn die Idee der Esslinger Lebenshilfe-Leute ist bei der Google Impact Challenge unter die 200 besten Ideen Deutschlands gewählt worden und steht nun bis zum 24. Februar zur öffentlichen Abstimmung im Internet. Kommen genügend Stimmen zusammen, rückt ein Preisgeld von 10 000 Euro in greifbare Nähe.

Hier geht es zu direkt zur Abstimmung: https://goo.gl/0aqGtz

Infos zum Projekt: www.lebenshilfe-esslingen.de, Rubrik „Projekte“