Immer Ärger mit der Raupe Nimmersatt: Der Buchsbaumzünsler. Foto: dpa - dpa

Von Alexander Maier
Christel Schäfer ist Gärtnerin aus Passion – ihr ganzer Stolz ist ihr schmucker Bauerngarten im Esslinger Stadtteil Sulzgries. Und wie es sich für solche Anlagen gehört, spielten Buchsbäume bei der Gestaltung eine entscheidende Rolle. Rund 350 Pflanzen hat Christel Schäfer im Lauf der Jahre gepflanzt und liebevoll großgezogen. Und viele standen bewundern vor der grünen Pracht. Nun steht Christel Schäfer vor den traurigen Überresten ihrer Arbeit: Die nimmersatte Raupe des Buchsbaumzünslers hat in ihrem Garten zugeschlagen und die meisten dieser Pflanzen kahl gefressen. „Mir blieb nichts anderes übrig, als fast alle meine Buchsbäumchen zu roden“, bedauert die Esslingerin. Als Vorsitzende des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine und des Obst- und Gartenbauvereins RSKN weiß Schäfer, dass es auch vielen anderen so ergeht: „Das wird immer schlimmer.“ Weil sich das längst herumgesprochen hat, kommt der Buchs bei Profis und Hobbygärtnern zusehends aus der Mode.

Gartenbesitzer suchen Alternativen

Dabei hat Christel Schäfer getan, was sie nur tun konnte: „Gleich im Frühjahr habe ich meine Buchsbäumchen mit einem biologischen Mittel gespritzt.“ Bei der ersten  Zünsler-Generation  hat das noch Eindruck gemacht, doch dafür hat die zweite Ge- neration dieses Jahres umso heftiger zugeschlagen. „Man wird der Tiere kaum Herr, beklagt Christel Schäfer. „Meist bemerkt man sie erst, wenn sie den Buchs schon kräftig befallen haben. Und auch dann ist es kaum möglich, alle zu erwischen.“ Weil die passionierte Hobbygärtnerin nicht ständig spritzen möchte, wird sie nun ihre Gartengestaltung überdenken: „Ich muss mich nach Alternativen zum Buchs umsehen, obwohl ich solche Pflanze sehr gern mag. Ich bin so froh, dass ich noch Fotos von meinem Garten gemacht habe, bevor der Zünsler zugeschlagen hat. So bleibt wenigstens die Erinnerung.“
Doch es sind nicht nur Hobbygärtner, die unter dem Schädling leiden – auch den Gartenbau-Profis macht der Buchsbaumzünsler zu schaffen. Ulrike Linge vom Freiflächenmanagement des Esslinger Grünflächenamts denkt vor allem an die Pflanzkübel in der Innenstadt, die oft mit Buchs bepflanzt sind: „Die werden von vielen geliebt und von uns gehegt und gepflegt. Da müssen wir alles tun, damit die gesund bleiben.“ Zweimal im Jahr werden die städtischen Buchsbestände mit einem Pflanzenschutzmittel gespritzt – einmal im Frühjahr und einmal im Sommer. „Und wir kontrollieren ständig, ob sich irgendwo ein Befall zeigt“, berichtet Ulrike Linge. „Wenn unsere Leute die Pflanzen gießen, schauen sie immer nach. Und weil sie einen geschulten Blick haben, merken sie meist schon frühzeitig, wenn sich der Zünsler irgendwo zeigt.“ Deshalb blieben die Stadtgärtner bislang vor größeren Schäden bewahrt. „Aber da war natürlich auch Glück dabei“, sagt Ulrike Linge, die diese Erfahrungen bei Neupflanzungen inzwischen einkalkuliert: „Buchs ist nicht mehr unsere erste Wahl.“
Dass mittlerweile viele Gartenbesitzer so denken, weiß auch Walter Bräuninger vom Esslinger Hofgut Sirnau: „Mittlerweile hat es sich bei den Leuten rumgesprochen, dass der Buchsbaum besonders gefährdet ist.“ Deshalb hat Bräuninger diese Pflanze inzwischen gar nicht mehr im Angebot: „Wir wollen den Leuten ja schließlich keine Probleme verkaufen, sondern möglichst lange Freude an schönen Pflanzen.“ Denen, die bereits Buchs in ihrem Garten gepflanzt haben, rät Bräuninger, die Pflanzen regelmäßig aufmerksam zu kontrollieren: „Je früher man Befall erkennt, desto größer ist die Chance, den Buchsbaumzünsler zu stoppen.“

Buchsbaumzünsler im Kurzporträt

Das Tier: Blättert man in Fachbüchern, begegnet man dem Buchsbaumzünsler unter seinem lateinischen Namen Cydalima perspectalis. Dieser Kleinschmetterling ist ist vorwiegend weiß mit schwarzem Muster. Seine Vorderflügel weisen in der Regel braune Außenränder auf. Der Buchsbaumzünsler legt seine Eier bevorzugt an den Blättern des Buchsbaums ab. Daraus schlüpfen bis zu fünf Zentimeter lange Raupen, die meist gelbgrün bis dunkelgrün sind sowie schwarz-weiße Streifen und schwarze Punkte aufweisen. Der Kleinschmetterling lebt nur etwa acht Tage lang. Von Frühjahr bis Spätsommer legen die Weibchen etwa alle zwei Monate ihre Eier – damit kann es bis zu vier Buchsbaumzünslergenerationen im Jahresverlauf geben. Was diese Schädlinge noch gefährlicher macht: Die Weibchen bevorzugen zum Eierlegen Buchsbäume, die noch nicht befallen wurden. So kann der Befall noch schneller Kreise ziehen.

Die Verbreitung: Ursprünglich war dieser Kleinschmetterling, der eine Flügelspannweite von gut 40 Zentimetern erreicht, im ostasiatischen Raum zuhause. Fachleute gehen davon aus, dass er erst vor wenigen Jahren vermutlich über Pflanzenimporte aus seiner Heimat nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde, wo er sich seither zunächst entlang des Rheins Richtung Norden verbreitet hat. Die anfängliche Hoffnung, dass der Buchsbaumzünsler bei uns auf Dauer nicht überlebensfähig sein könnte, hat sich nicht bestätigt. Vielmehr hat er sich immer weiter ausgebreitet – selbst in Großbritannien soll er gesichtet worden sein.

Die Wirkung: Die Zünsler-Raupen nagen zunächst im Innern der Pflanzen. Eine Raupe frisst bis zu 45 Blätter. Nach den Blättern gehen die Zünsler an die grüne Rinde der Triebe, die sie oft bis aufs Holz abfressen, worauf darüber liegende Bereiche absterben. Buchsbaumzünsler-Befall erkennt man daran, dass die abgefressenen Blattrippen zurückbleiben. Die befallenen Pflanzen sind mit Gespinsten überzogen, bei näherem Hinsehen entdeckt man auch Kotkrümel.

Die Bekämpfung: Der Buchsbaumzünsler hat hierzulande keine natürlichen Feinde, was seine Ausbreitung zusätzlich begünstigt. Wer diesen Schädling bekämpfen will, sollte seine Pflanzen regelmäßig auf Befall hin kontrollieren und möglichst bereits die erste Raupengeneration im Frühjahr erwischen. Hilfreich, aber sehr aufwendig ist es, die Raupen zunächst abzusammeln. Intensives Spritzen mit biologischen oder chemischen Insektiziden, die der Fachhandel unter verschiedenen Namen anbietet, ist bei Befall angeraten. Ein Rückschnitt kann eventuell die völlige Zerstörung befallener Pflanzen verhindern.