Beim Informationstag im Alten Rathaus konnten sich gestern Frauen über berufliche Perspektiven sowie Möglichkeiten der Weiterbildung und Förderung informieren. Foto: Weber-Obrock Quelle: Unbekannt

Von Petra Weber-Obrock

Frauen haben ein großes Potenzial, das besonders in Zeiten des Fachkräftemangels auch von potenziellen Arbeitgebern gesucht und gewürdigt wird. Das wurde auch bei einem Informationstag im Alten Rathaus unter dem Motto „Wann, wenn nicht jetzt?“ klar. Hier konnten gestern interessierte Bewerberinnen gezielt mit Firmenvertretern in Kontakt treten und sich über Weiterbildungs- und Fördermöglichkeiten informieren.

Organisiert wurde der Tag von der Esslinger Beauftragten für Chancengleichheit, Barbara Straub, und Birgit Steinhardt, der Geschäftsführerin der Kontaktstelle „Frau und Beruf (BEFF)“ in Stuttgart. Gemeinsam mit Partnerinnen von der Hochschule Esslingen, dem Jobcenter, der IHK und anderen hatten sie ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt. „Fachkräfte gibt es genug“, sagte Birgit Steinhardt. „Warum sollten 50 Prozent der Bevölkerung ihr Potential nicht ausschöpfen?“ Barbara Straub warnte davor, sich zu schnell mit einem Teilzeitjob zufriedenzugeben. „Altersarmut hat ein weibliches Gesicht“, sagte sie.

Vom Klinikum Esslingen, über die Deutsche Post AG, die Stadt Esslingen, die Daimler AG, den Automobilzulieferer BOS GmbH, die Firma für Veranstaltungstechnik Neumann & Müller GmbH und Co.KG, das Esslinger Frauenforum für Handwerk und Dienstleistung bis hin zum Tageselternverein boten die Projektpartner einen Querschnitt des vielfältigen Wirtschaftsstandorts Region Stuttgart.

Nachdem Oberbürgermeister Jürgen Zieger die Veranstaltung um 9 Uhr im proppenvollen Bürgersaal eröffnet hatte, wurden in zwei Podiumsdiskussionen Personalthemen aus dem naturwissenschaftlich technischen und dem kaufmännischen Bereich in den Fokus genommen. Ein Vortrag der Personaltrainerin Heike Haker brachte den Frauen Strategien näher, durch Selbstakzeptanz manche Blockade überwinden zu lernen.

Für eine Zunahme der Zahl weiblicher Studienabsolventen in den MINT- Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) setzte sich Vera Lauer ein, die bei der Daimler AG als Managerin für alternative Antriebe zuständig ist. „Die Einstiegschancen für Frauen sind bei uns super“, sagte sie und regte an, die Mädchen schon in den Schulen ganz gezielt auf Studienangebote in den entsprechenden Fächern hinzuweisen. Noch immer studierten an der Hochschule Esslingen in Fächern wie Fahrzeugtechnik und Mechatronik unter 10 Prozent Frauen.

Diese Situation findet die Gleichstellungsbeauftragte Gabriele Gühring „schon dramatisch“. Sie betont, dass von der Industrie ein hoher Bedarf angemeldet werde. Den Masterabschluss kann man an der Hochschule in einigen Fächern übrigens auch in Teilzeit machen - ein Angebot, das der Vereinbarkeit von Beruf und Familie entgegenkommen dürfte.