Die Zeller Truppe vor der Wache in der Mettenhaldenstraße ist für den Einsatz gerüstet. Gesucht werden noch Kolleginnen und Kollegen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Ulrike Rapp-Hirrlinger

„Heute können Sie den Geist des Hengstenberg-Areals spüren“, versprach Hagen Schröter, Geschäftsführer der Esslinger Wohnungsbau GmbH (EWB), den vielen neugierigen Gästen beim Tag der offenen Tür im neuen Quartier in der Weststadt. Rasch füllte sich der Innenhof, in dem die im Areal ansässigen Firmen und Einrichtungen sich mit Info-Ständen oder - wie die Firma Hengstenberg und das Studierendenwerk - kulinarischem Angebot präsentierten. Für Schröter ist klar: „Hier am Eingang zur Kernstadt ist eine Visitenkarte für Esslingen entstanden.“ Die EWB habe nicht nur ein großes Rad gedreht, sondern bewiesen, dass sie ein solches Projekt stemmen könne. Noch sind nicht alle Mieter eingezogen, doch ein gut nachbarschaftliches Miteinander, ein von Respekt und Offenheit geprägter Umgang sei schon jetzt zu spüren - der „Geist“ des Areals eben.

Das bestätigt auch Helga Rütten, Leiterin des Caritas-Zentrums Esslingen: „Alle haben geschaut, was sie zu diesem Tag beisteuern können.“ Die Sorge, dass sich niemand für das vielfältige Angebot interessiert, war unbegründet: „Die Leute sind sehr neugierig, wie sich das Areal entwickelt hat.“ Wie die Caritas öffneten auch das Fitness- und Gesundheitsstudio In Shape, die VHS, die EWB, die Kita Kleine Riesen und die Zahnarztpraxis Ahnefeld für geführte Touren ihre Räume und informierten über ihre Angebote.

„Perle im Misthaufen“

Das Merkmal des Quartiers sei, dass Wohnen, Arbeit, Dienstleistung und Freizeit zusammengeführt worden sind, sagte Oberbürgermeister Jürgen Zieger, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der EWB. Es sei gelungen, aus einem komplizierten Ort einen urbanen Raum zu formen. Das Gelände zu übernehmen, sei keine risikoarme Entscheidung gewesen, gibt er zu bedenken. Auch der Schritt, die VHS quasi als „Perle im Misthaufen“ als erste Einrichtung auf der Gewerbebrache anzusiedeln, habe ihm keine Freunde beschert. Umso mehr freut es den OB, dass sich nun ein urbanes Quartier mit einigen hundert Arbeitsplätzen entwickelt hat, und dass die Firma Hengstenberg ihren Stammsitz nach einem mehrjährigen Intermezzo in Zell wieder bezogen hat. „Städte sind Orte der Veränderung. Und in kaum einem Stadtteil Esslingens findet so viel Veränderung statt wie auf dem Hengstenberg-Areal beziehungsweise der Weststadt.“

Noch ist die Entwicklung nicht abgeschlossen. In einigen Wochen werde die Brauerei Wichtel ein gastronomisches Angebot machen und auch Südwestmetall ziehe demnächst ein, so Zieger. Bis 2018 werde weiter gebaut, kündigte Schröter an. Zum bereits bezogenen Studentenwohnheim mit 170 Appartements kommt ein zweites mit 130 Plätzen, das zum Wintersemester öffnet. Zieger ist zudem sicher, dass die Hochschule Esslingen von der Flandernhöhe in die Weststadt zieht. Bis dies so weit ist, finden auf dem dafür vorgesehenen Gelände rund 100 Flüchtlinge eine Heimat auf Zeit.

Denen, die wenig haben im Leben, widmete sich auch das Gewinnspiel. Wer bei den Führungen mindestens drei Mieter besuchte, nahm daran teil und konnte als Hauptpreis ein Fahrrad gewinnen. Die 50 Cent für den Teilnahmeschein flossen ebenso wie der Einsatz am Glücksrad des Hengstenberg-Standes in das Projekt „Chancenschenker“ der von der Caritas getragenen Kinderstiftung Esslingen-Nürtingen. Menschen wie Dieter Kottler übernehmen eine Patenschaft für ein bedürftiges Kind und unterstützen es dort, wo es nottut - sie machen mit ihm Hausaufgaben, ermöglichen Sport und andere Freizeitgestaltungen oder Musikunterricht. Kottler berichtete von seiner Patenschaft für einen heute 13-jährigen Flüchtlingsjungen aus Afghanistan.

Der international bekannte Esslinger Beatboxer Robeat präsentierte seine Kunst ebenso wie die Band der VHS und die Gruppe „Maggot in Mars“. Eine Trommelgruppe unterhielt die Besucher musikalisch, In Shape glänzte mit sportlichen Darbietungen. Am Stand der medizinischen Dienste der Krankenversicherung konnte man im Alterssimulator erahnen, welche Beschwerden das Alter mit sich bringt.

Wie viele andere auch, hat Hubert Ryssel die Gelegenheit genutzt, zu sehen, was aus der Industriebrache von einst geworden ist. „Wir gehen oft in den Weinbergen vorbei und haben das Areal wachsen sehen“, erzählt der Esslinger. Was entstanden ist, könne sich sehen lassen. Auch Petra Faltinet, die mit ihrer Mutter Heidrun gekommen ist, kennt das neue Quartier nur vom Vorbeifahren. „Jetzt wollten wir uns das mal aus der Nähe anschauen.“

Altes und Neues kombiniert

Sabine Kütter arbeitet bei der Firma Hengstenberg und nutzt die Chance, ihrem Freund Malte Strüver das Areal zu zeigen und auch mal einen Blick in die anderen Gebäude zu werfen. Ihr gefällt die Kombination aus Alt und Neu. Erhard Rühle begeistert der „tolle Mix aus Studentenwohnungen, Fitness, VHS und Zahnarzt wie auch die vielen Parkmöglichkeiten und die gute Anbindung zu Fuß in die Innenstadt“. Auch die abwechslungsreiche Architektur hat es ihm angetan. Gisela Siedler ist in Esslingen aufgewachsen und kennt das alte Hengstenberg-Gelände gut. Heute ist sie aus Aichwald gekommen, „um zu sehen, was dort Neues entstanden ist“. Was sie sah, gefiel ihr. Auch Hagen Schröter ist mit dem Tag der offenen Tür rundum zufrieden: „Die Esslinger haben das Areal angenommen.“