Syrische Soldaten in Damaskus (April 2016) Foto: picture alliance/dpa

Nahezu kein anderes Thema beschäftigt die Menschen in Deutschland derzeit so sehr wie die Flüchtlinge, die auf der Suche nach einer besseren Zukunft ihre Heimat verlassen. Doch womit beschäftigen sich die Menschen, die sich ein neues Leben in Deutschland aufbauen wollen? Die beiden jungen Syrer Iyad und Adel schreiben in unserem Blog über ihre Flucht, das Leben im Flüchtlingsheim und ihren Alltag in Deutschland.

Adel:

Ich bin 32 Jahre und komme aus Daraa in Syrien. In meiner Heimat habe ich als Ingenieur in der Kommunikationsbranche gearbeitet. Seit August 2015 lebe ich in Deutschland. Um meine Familie zu schützen, nenne ich meine Geburtsstadt nicht und möchte auch kein Foto, auf dem man mich erkennt, im Internet veröffentlichen.

Syrien habe ich verlassen, weil ich Angst hatte zu sterben. Die Angst war nicht nur manchmal da sondern ständig. Das Sicherheitsgefühl ist in Syrien ein ganz anderes als in Deutschland. In Syrien kannst du dich nicht frei bewegen. Du kannst nicht einfach in jede x-beliebige Stadt fahren, wenn du Lust darauf hast. Das Militär führt oft Straßenkontrollen durch, bei denen sie auch Menschen verhaften. Sie waren immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern für die Armee. Auch die ständigen Explosionen, Bomben und Feuer haben dazu geführt, dass ich Angst hatte, den nächsten Tag nicht mehr zu erleben.

Als Single ist es einfacher so eine Situation durchzustehen. Wenn aber meine Familie sich nicht mehr sicher fühlen kann, muss ich nach einem sicheren Platz für sie suchen. Meine Frau und unser kleines Kind haben oberste Priorität für mich.

Mein Plan war, irgendwie die Reise nach Deutschland zu überstehen und meine Frau und unser Baby nachzuholen. Die Flucht quer durch Europa hätten sie nicht geschafft.

Als ich in Deutschland angekommen bin, haben sich mein Körper und mein Kopf beruhigt und die Anspannung ist verschwunden. Es war ein sehr ungewohntes Gefühl – das Gefühl von Sicherheit. Trotzdem sind die schlechten Gefühle nicht weg. Jedes Mal wenn ich ein Flugzeug höre, werde ich an die Bomben in Syrien erinnert. Ein Freund von mir suchte fluchtartig ein Versteck, als er zum ersten Mal in Deutschland ein Flugzeug hörte.

Iyad:

Ich bin 28 Jahre und komme aus Syrien. Dort habe ich als Informationsingenieur gearbeitet und in Damaskus gelebt. Wie Adel will auch ich vermeiden, dass mich jemand im Internet erkennt.

Ich bin im Sommer 2015 aus meinem Heimatland geflohen, weil ich Angst hatte, dass mich das Militär zwingt, der Armee beizutreten. Das Militär sucht Männer über 18, die sich in keiner Ausbildung befinden. So wie ich. Wenn sie dich auswählen, hast du keine Wahl, du musst beitreten. Das war eine furchtbare Perspektive für mich. Ich will keine Menschen töten – und meiner Meinung nach ist das die Hauptaufgabe der syrischen Armee. Aus diesem Grund beschlossen mein Bruder und ich, zu fliehen. Als ich Syrien hinter mir ließ, ließ ich auch den Einfluss der Armee hinter mir. In Deutschland konnte ich endlich aufatmen.

Der Blog "Neu in Deutschland"

Seit September letzten Jahres leben Iyad und Adel in Esslingen. Die beiden Syrer schreiben in regelmäßigen Abständen von ihrer Flucht und ihrem neuen Leben in Deutschland. Die Texte werden von der EZ-Redakteurin Laura Buschhaus vom Englischen ins Deutsche übersetzt.